Lungentransplantation: Keimarme Ernährung schützt vor Infektionen
Eine vielfältige, ausgewogene Kost gibt dem Körper nach einer Lungentransplantation neue Kraft. Da das Immunsystem der Betroffenen unterdrückt werden muss, hilft eine keimarme Ernährung beim Schutz vor Infektionen.
Sind die Strapazen der Operation überstanden, fühlen sich viele Betroffene nach einer Lungentransplantation wie neu geboren. Jetzt heißt es, Körper und Spenderorgan optimal zu unterstützen - unter anderem durch die richtige Ernährung. Für Organtransplantierte gilt dabei wie für den Rest der Bevölkerung: Eine abwechslungsreiche, vollwertige Kost mit viel Gemüse und Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten und Ölen steigert das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit.
Keimarme Ernährung senkt das Infektionsrisiko
Darüber hinaus sollte die Ernährung bei Menschen mit Spenderorgan keimarm sein. Ihr Risiko für Infektionen ist besonders hoch. Grund dafür sind Medikamente, die Betroffene ihr Leben lang einnehmen müssen. Die sogenannten Immunsuppressiva fahren das Immunsystem herunter und verhindern so, dass der Körper seine Abwehrkräfte gegen das neue Organ richtet. Unvermeidbarer Nebeneffekt: Auch Viren, Pilze und Bakterien haben jetzt leichtes Spiel. Durch eine besonders hygienische Ernährungsweise sollen sie erst gar keine Chance bekommen, sich im Körper auszubreiten.
Die keimarme Ernährung zielt dabei weniger auf eine bestimmte Diät ab: Vor allem sollten beim Einkauf, bei der Zubereitung von Speisen und der Lagerung von Zutaten einige Hygieneregeln beachtet werden. Sie tragen dazu bei, die Aufnahme größerer Mengen an Keimen zu vermeiden.
Einkauf: Frische, unversehrte Ware hat weniger Keime
Während lange haltbare Produkte wie Nudeln oder Konserven auch auf Vorrat gekauft werden können, sollte man frische Zutaten wie Fisch oder Fleisch erst kurz vor der Zubereitung besorgen - und zwar möglichst "am Stück". Das ganze Brot ist der geschnittenen Variante vorzuziehen, auch die komplette Putenbrust ist mit weniger Keimen belastet als das Geschnetzelte.
Die Ware sollte außerdem unversehrt sein. Hat das Obst schon braune Stellen? Ist der Joghurtdeckel gerissen? Dann kommen diese Produkte nicht in den Einkaufswagen. Bei Tiefkühlware wiederum darf die Kühlkette nicht abreißen. Tiefgefrorene Lebensmittel erst am Ende des Einkaufs in geeigneten Kühltaschen verpacken und zu Hause direkt im Gefrierschrank verstauen.
Vorsicht ist auch an Selbstbedienungstheken geboten: Können Produkte wie Brötchen mit den Händen anderer Kundinnen und Kunden in Berührung kommen, ist die Gefahr einer Keimübertragung groß.
Lagerung der Lebensmittel: sauber, kühl und gut verschlossen
Lebensmittel sollten sauber und bei passenden Temperaturen gelagert werden. Während Nudeln, Reis und Co. problemlos in der Vorratskammer stehen können, gehören schnell verderbliche Nahrungsmittel wie Fleisch und Wurstwaren, Milchprodukte und viele Gemüsesorten unbedingt in den Kühlschrank - und das am besten gut voneinander getrennt. So können Keime nicht von einer auf die andere Lebensmittelgruppe übergreifen. Angebrochene Verpackungen sollten gut verschlossen und Speisereste sofort verpackt, gekühlt und zeitnah verzehrt werden. Insbesondere bei Obst darauf achten, dass es nicht mit Insekten in Berührung kommen kann.
Hygiene bei der Verarbeitung der Lebensmittel
Bei der Verarbeitung der Lebensmittel ist Sauberkeit das oberste Gebot. Hauptüberträger von Keimen sind die Hände. Vor der Zubereitung von Speisen und nach dem Anfassen von rohen Lebensmitteln heißt es: sofort gründlich waschen und mit einem sauberen Tuch abtrocknen. Wisch- und Spüllappen sind ein guter Nährboden für Keime. Genau wie Handtücher werden sie am besten täglich gewechselt und bei Kochtemperatur gewaschen.
Die Arbeitsplatte in der Küche sollte regelmäßig mit heißem Wasser abgewischt und alle Küchenutensilien nach dem Gebrauch sorgfältig gesäubert werden.
Unterschiedliche Lebensmittelgruppen wie Fleisch und Gemüse werden am besten mit separaten Messern und auf separaten Schneidebrettern verarbeitet. So verbreiten sich Keime nicht von einem auf das andere Produkt.
Verzehr der Lebensmittel: roh oder gegart?
Organtransplantierte können sich in der Küche am Leitsatz für Tropenreisende orientieren: "Schäl es, koch es oder lass es!" Schälbares Obst und Gemüse (etwa Gurke, Möhre, Apfel oder Melone) kann problemlos auch roh verzehrt werden, während Nahrungsmittel, die nicht geschält und damit von potenziellen Keimen befreit werden können (etwa Beeren oder Brokkoli), nur gegart auf den Teller kommen. Bei gegartem Obst und Gemüse darf die Schale natürlich dranbleiben, weil darin bekanntlich auch viele gesunde sekundäre Pflanzenstoffe stecken.
Hohe Temperaturen verringern das Risiko für Infektionen durch Keime. Besonders wichtig ist das bei Lebensmitteln, die häufig bedenkliche Mengen an Keimen enthalten. Fleisch und Fisch sollte zum Beispiel immer gut durchgegart und Eier nur hart gekocht verzehrt werden.
Lungentransplantation: Ist eine gezielte Ernährungstherapie nötig?
Werden alle Hygienevorgaben eingehalten, steht einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung auch bei Menschen mit einer Spenderlunge nichts im Wege. Ob darüber hinaus eine gezielte Ernährungstherapie nötig ist, hängt vom Einzelfall ab. So leiden einige Betroffene nach einer langen, kräftezehrenden Krankheitsphase an Untergewicht. Auf ihrem Speiseplan sollten keimarme, energie- und eiweißhaltige Nahrungsmittel stehen.
Die Einnahme von Immunsuppressiva kann jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden führen. Durch ihre teils appetitanregende Wirkung können die Medikamente außerdem zu Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Bluthochdruck beitragen. Auch hier kann sich das richtige Essen positiv auswirken.