Keuchhusten: Ein Junge wird geimpft © colourbox.de

Keuchhusten: Symptome, Behandlung und Impfung

Stand: 24.06.2024 12:10 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Keuchhusten ist eine Infektionskrankheit. Anstecken können sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Für Säuglinge kann das gefährlich werden. Was sind die Symptome? Für wen ist eine Impfung sinnvoll?

von Ursula Stamm

Keuchhusten - auch Pertussis genannt - wird durch Bakterien ausgelöst und ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit der Atemwege. Derzeit steigt europaweit die Zahl der Erkrankten. Gründe dafür sind Impflücken sowie mangelnder Kontakt mit dem Erreger während der Corona-Pandemie.

Keuchhusten: Die wichtigsten Fakten

Keuchhusten wird durch Bakterien (meist: Bordetella pertussis) hervorgerufen und ist hoch ansteckend.

Symptome und Verlauf bei Keuchhusten

Keuchhusten verläuft in der Regel in drei Stadien. Im ersten Stadium (Stadium catarrhale) zeigen sich für ein bis zwei Wochen leichte Erkältungsbeschwerden mit Schnupfen und leichtem Husten sowie mäßigem bis gar keinem Fieber.

Das zweite Stadium (Stadium convulsivum) kann vier bis sechs Wochen andauern. Es kommt zu krampfartigen Hustenattacken, die häufig mit dem typischen keuchenden Einziehen der Luft enden. Die Hustenanfälle können sehr quälend sein und treten häufiger nachts als tagsüber auf. Oft führen sie zum Herauswürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen. Die Erkrankten leiden unter Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit. Fieber tritt selten auf.

Im dritten Stadium (Stadium decrementi), welches sich sechs bis zehn Wochen hinziehen kann, kommt es zu einem allmählichen Nachlassen der Hustenattacken. Noch monatelang können aber kalte Luft, körperliche Anstrengung oder Zigarettenrauch erneut Reizhusten auslösen.

Nicht immer zeigen Erkrankte diese typischen Symptome. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es vorkommen, dass sich die Pertussis nur mit langanhaltendem Husten ohne die typischen Hustenanfälle zeigt. Dieser atypische Verlauf ohne Hustenattacken macht es manchmal schwer, Keuchhusten zu erkennen. Entsprechend hoch ist die Ansteckungsgefahr, die von den unerkannten Erkrankten ausgeht.

Ist Keuchhusten gefährlich?

Vor allem für Neugeborene und Säuglinge unter sechs Monaten kann eine Keuchhusten-Infektion lebensbedrohlich werden. Bei ungefähr zwei Drittel von ihnen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Neugeborene noch keinen Impfschutz haben. Hinzu kommt, dass bei ihnen die Krankheit oft atypisch verläuft. Statt Husten und dem Einziehen der Luft treten vermehrt Atemstillstände auf.

Säuglinge haben zudem das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Lungenentzündung, Mittelohrentzündung und in seltenen Fällen eine Schädigung des Gehirns durch die Atemaussetzer. Es können Lähmungen, Sehstörungen, Hörstörungen und geistige Störungen zurückbleiben. Auch ältere Menschen ab 65 Jahren, deren letzte Impfung länger zurückliegt, können schwer erkranken.

Keuchhusten Impfung für Kinder und Erwachsene

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Säuglinge in drei Teilimpfungen gegen Keuchhusten zu immunisieren - und zwar im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Eine erste Auffrischimpfung sollte dann mit fünf bis sechs Jahren und erneut mit neun bis 16 Jahren erfolgen. Ein Impfschutz besteht nach den ersten zwei Impfungen.

Der Impfschutz gegen den Pertussis-Erreger hält in der Regel etwa fünf Jahre, weshalb sich Erwachsene bei der Auffrischung von Tetanus und Diphtherie auch noch einmal gegen Keuchhusten impfen lassen sollten.

Eine Auffrischimpfung wird auch denjenigen empfohlen (zum Beispiel Eltern, Geschwister, Großeltern), die engen Kontakt zu Neugeborenen und Babys unter sechs Monaten haben. Mitarbeitende von Kindergärten, Schulen, medizinischen Praxen und Krankenhäusern sollten sich mindestens alle zehn Jahre erneut gegen Keuchhusten impfen lassen.

Impfung in der Schwangerschaft empfohlen

Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an Keuchhusten, gefährdet dies das Kind nicht direkt. Allerdings erhöhen die heftigen Hustenanfälle das Risiko für verfrühte Wehen. Zudem schwächt die Infektionskrankheit die Schwangere.

Abwehrstoffe gegen den Keuchhusten-Erreger können Säuglinge nach der Geburt nur durch eine Impfung der Mutter einige Wochen vor der Geburt bekommen. Dieser Nestschutz schützt die Kinder in den ersten Lebenswochen, bevor sie selbst geimpft werden können.

Seit 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) daher Schwangeren eine Impfung gegen Keuchhusten - und zwar am Anfang des letzten Schwangerschaftsdrittels ab der 28. Woche. Besteht das Risiko für eine Frühgeburt, sollte die Impfung bereits früher erfolgen. Die Pertussis-Impfung sollte unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Keuchhusten-Impfungen gegeben werden. Hat sich die Frau während der Schwangerschaft nicht impfen lassen, sollte das in den ersten Tagen nach der Geburt nachgeholt werden. Aktuell lassen sich allerdings nur rund 40 Prozent der werdenden Mütter impfen.

Keuchhusten-Behandlung mit Antibiotika

Eine Behandlung mit Antibiotika ist vor allem im ersten Stadium nach der Infektion - also in den ersten zwei Wochen der Erkrankung - sinnvoll, um die Dauer und Schwere der Hustenattacken zu reduzieren. Danach dient eine antibiotische Behandlung vor allem dazu, die Infektionskette zu durchbrechen, weil Infizierte fünf Tage nach der Behandlung mit Antibiotika in der Regel nicht mehr ansteckend sind. Bei Keuchhusten werden vor allem Antibiotika mit den Wirkstoffen Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin eingesetzt. Je nach Wirkstoff müssen die Medikamente einige Tage bis zwei Wochen eingenommen werden.

Hausmittel als Unterstützung

Keuchhusten: Ein Mädchen inhaliert mit einem elektronischen Inhaliergerät © colourbox.de Foto: Yury Stroykin
Mit Meersalz inhalieren, ist ein bewährtes Hausmittel auch bei Keuchhusten.

Klassische Hustensäfte helfen bei Keuchhusten meist wenig. Ist der Schleim sehr zäh, helfen manchmal schleimlösende Medikamente. Auch Hausmittel wie warme Brustwickel mit Zitronensaft sowie das Inhalieren von Meersalzlösung können die Beschwerden lindern. Für Kinder gibt es Inhalationsgeräte, mit denen die Verbrühungsgefahr reduziert werden kann.

Was tun bei Atemnot durch Keuchhusten?

Für Säuglinge unter sechs Monaten mit Keuchhusten ist eine Behandlung im Krankenhaus ratsam. Sie leiden häufiger unter Atemaussetzern, die lebensbedrohlich werden können. Weil Babys noch nicht in der Lage sind, den Schleim abzuhusten, kann dieser im Krankenhaus abgesaugt werden. Das reduziert die Erstickungsgefahr. Zudem können entzündungshemmende Medikamente wie Kortison oder Salbutamol verabreicht werden.

Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten sich bei Atemnot aufrecht hinsetzen und frische Luft einatmen. Inhalieren mit Meersalzlösung kann die Symptome lindern. Zudem sollte die Raumluft ausreichend feucht sein, was man durch regelmäßiges Stoßlüften oder feuchte Tücher über der Heizung erreichen kann.

Wie lange dauert Keuchhusten?

Pertussis kann mehrere Wochen bis Monate andauern. Ansteckend sind die Betroffenen bereits kurz bevor erste Symptome auftreten, was in der Regel neun bis zehn Tage nach der Infektion der Fall ist. Im ersten Stadium der Erkrankung ist die Ansteckungsgefahr am größten. Wird früh mit einem Antibiotikum behandelt, verkürzt sich die Übertragungsfähigkeit auf rund fünf Tage nach Beginn der Behandlung.

Kann man trotz Impfung Keuchhusten bekommen?

Die Keuchhusten-Erreger (Bordetella pertussis) können vorübergehend auch Menschen mit Impfschutz besiedeln. Diese erkranken dann zwar nicht selbst, können die Bakterien aber an andere weitergeben. Das ist vor allem für ungeimpfte Babys unter sechs Monaten, aber auch für ältere Menschen eine Gefahr. Daher sollten Menschen mit engem Kontakt zu Keuchhusten-Erkrankten, die auch Kontakt zu Risikogruppen haben, sich vorbeugend mit Antibiotika behandeln lassen.

Wie oft kann man Keuchhusten bekommen?

Menschen jeden Alters können sich nach einer überwundenen Erkrankung erneut anstecken. Der Schutz nach einer Erkrankung hält etwa sieben bis 20 Jahre, nach der Impfung etwa fünf bis zehn Jahre.

 

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