Stand: 04.05.2020 17:06 Uhr

Corona-Krise: Was hilft gegen Angst und Einsamkeit?

Eine ältere Frau schaut aus einem Fenster. © fotolia.com Foto: pololia
Insbesondere ältere Menschen müssen zurzeit auf den Kontakt zu Kindern, Enkelkindern und Freunden verzichten.

Die Corona-Krise wird für viele Menschen zunehmend zur Belastung. Die Kontaktbeschränkungen stellen Ältere, Alleinlebende und auch Familien vor eine große Herausforderung.

Einsamkeit kann krank machen

Insbesondere ältere Menschen müssen zurzeit auf den Kontakt zu Kindern, Enkelkindern und Freunden verzichten, um sich nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Der Gang zum Einkaufen ist zu gefährlich, besonders wenn Ältere an Vorerkrankungen wie zum Beispiel Herzschwäche oder Diabetes leiden. Dass viele ältere, noch aktive Menschen nun seit Wochen und auf unabsehbare Zeit isoliert sind, sehen Altersmediziner mit großer Sorge: Mit zunehmender Vereinsamung gehe der Antrieb verloren, nach dem Aufstehen das Bett zu machen, sich zu pflegen, die Lust zu essen und zu trinken. Und nicht nur Dehydrierung droht: Wenn bestimmte Fähigkeiten über die Zeit verloren gehen, könnten Ältere von der Selbstständigkeit in die Pflegebedürftigkeit rutschen. Studien belegen, dass Einsamkeit krank machen kann und zu Herzerkrankungen, Krebs oder vorzeitiger Demenz führt und auch Depressionen auslösen kann.

Den Tag strukturieren

Experten raten älteren Menschen darum, den Tag zu strukturieren und Tagesanker zu setzen, zum Beispiel ein Telefonat zu planen und feste Rituale einzuhalten. Am besten ist es, zu einer bestimmten Tageszeit aufzustehen, zu frühstücken, dann den Haushalt zu machen, Mittag zu essen und so weiter. Hobbys wie Rätseln, Handarbeiten oder Handwerken können dabei fest mit eingeplant werden. Wer gut zu Fuß ist, kann einen kleinen Spaziergang machen, zum Beispiel zur Kirche, um für die Lieben eine Kerze anzuzünden.

Familien: Zeit allein verbringen

Auch Familien und Paare stellen die Kontaktbeschränkungen vor besondere Herausforderungen: Wenn man viele Tage gemeinsam auf engem Raum verbringt, können Konflikte entstehen. Wichtig ist es daher, regelmäßig Zeit alleine zu verbringen, etwa bei einem Spaziergang oder beim Sport. Dagegen kann häufiges und langes Fernsehen oder Spielen am Computer sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen zu Unruhe, Aggression und Wutanfällen führen.

Alleinlebende: Kontakt zu Freunden und Familie halten

Insbesondere Alleinlebende sollten versuchen, mit kleinen Spaziergängen, Haushaltsarbeit und anderen Erledigungen möglichst viel vom Alltag aufrechtzuerhalten. Weil Gespräche wichtig für das psychische Wohlergehen sind, sollten Alleinlebende per Telefon oder Social Media den Kontakt zu Familie und Freunden suchen.

Warum Isolation belastend ist

Generell halten Psychologen die Langeweile in der sozialen Isolation für eine besonders einschneidende Veränderung. Wenn Kino, Konzerte, Kneipe, Theater und andere Freizeitaktivitäten nicht mehr möglich sind, empfinden viele Menschen das als Bedrohung. 

Experten empfehlen daher, so aktiv wie möglich zu sein. Wer zum Beispiel musiziert, singt, meditiert, liest, schreibt, bastelt, putzt, aufräumt, entrümpelt oder die Steuererklärung macht, fühlt sich in der Regel wohler. Dabei ist es hilfreich, eine Liste mit den Dingen aufzuschreiben, die man erledigen möchte, und die geplanten Aktivitäten Tag für Tag abzuarbeiten.

Bei Panikanfällen Arzt anrufen

Wie lange die Ausnahmesituation durch das Coronavirus dauert, kann derzeit niemand sagen. Das kann zu einem Gefühl der Ohnmacht und des Kontrollverlusts führen - bis hin zu Panikattacken. In diesem Fall sollte man telefonisch einen Arzt kontaktieren.

Experten zum Thema

Prof. Dr. Ulrich Thiem
Chefarzt Geriatrie und Gerontologie
Medizinisch-Geriatrische Klinik
Albertinen Haus
Sellhopsweg 18-22
22459 Hamburg
www.albertinen.de

Dr. Martin Willkomm
Chefarzt und Ärztlicher Direktor Geriatriezentrum
Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck
Marlistraße 10
23566 Lübeck
www.geriatrie-luebeck.de

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Visite | 05.05.2020 | 20:15 Uhr

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