Stand: 25.08.2020 22:54 Uhr

Chat-Protokoll zum Thema Kaliummangel

Prof. Dr. Karsten Sydow zu Gast bei Visite.
Prof. Dr. Karsten Sydow hat im Visite Chat Ihre Fragen zum Thema Kaliummangel beantwortet.

Kalium ist lebenswichtig. Schon geringe Schwankungen können erhebliche Auswirkungen haben - von Müdigkeit, Muskelschwäche und Verstopfung bis hin zu Nervenstörungen und Herzrasen, im schlimmsten Fall drohen Herzrhythmusstörungen. Besonders wichtig ist die Überwachung des Kaliumspiegels bei Herz- und Nierenschwäche. Viele Herz- und Blutdruckmittel wirken ebenfalls auf den Kaliumspiegel, insbesondere Entwässerungstabletten. Auch hier ist Vorsicht geboten, damit der Kaliumwert nicht gefährlich entgleist.

Am Dienstag, den 25. August 2020, war der Kardiologe Prof. Dr. Karsten Sydow zu Gast bei Visite und hat anschließend Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen.

Bea: Kann eine salzarme Ernährung Kaliummangel hervorrufen?

Prof. Karsten Sydow: Eine ausgewogene Ernährung, die salzarm ist, führt in der Regel nicht zu einem Kaliummangel.

Claudia: Können auch Medikamente gegen Morbus Parkinson zu einem Kaliummangel führen? Ich leide unter starken Muskelschmerzen und Steifheit in den Waden, besonders am Morgen. Ich muss nachts drei Mal zur Toilette.

Sydow: Grundsäzlich gilt, dass man bei jedem Medikament schaut, welche Wechselwirkungen es mit anderen Medikamenten hat oder ob das Medikament an sich in den Kaliumhaushalt eingreifen kann. Starke Muskelschmerzen und Steifheit in den Waden können im Rahmen des Morbus Parkinson auch andere Ursachen haben. Dies könnten Sie bei Ihrem nächsten Termin beim behandelnden Neurologen erfragen. Er kann einschätzen, ob eine Blutuntersuchung mit Hinblick auf die Kaliumwerte erfolgen sollte.

Astiobi: Ab welchem Wert wird ein Kaliummangel gefährlich?

Sydow: Normalerweise halten sich Kaliumwerte im Bereich zwischen 3,5 bis 5,0 auf - je nachdem, in welchem Labor es gemessen wird. Angestrebt wird ein Kaliumwert von 4,0 und darüber. Werte unter 3,5 sollten vermieden werden. Ist man nicht vorerkrankt, hat man häufig keine Symptome, wenn der Kaliumwert kurzfristig unterschritten wird, weil die Niere gegenreguliert. Bei gesunden Personen ist dies meist ungefährlich. Hat man Vorerkrankungen und nimmt Medikamente, die zusätzlich zu Kaliummangel führen können, wie zum Beispiel Herzmuskelschwäche mit eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens und begleitender Therapie mit wasserentziehenden Medikamenten, können auch niedrige Kaliumwerte knapp unter 3,5 mitunter zu bedeutsamen Herzrhythmusstörungen führen.

Simone: Meine Mutter hat eine Schrumpfniere, Herzrhythmusstörungen und nimmt Wassertabletten. Sollte sie regelmäßig ihren Kaliumspiegel testen lassen? Kann es sein, dass Kaliummangel zu einer Gleichgewichtsstörung und Schwindel führt?

Sydow: Ihre Mutter ist eine Patientin, auf die man gut achten sollte: Sie hat eine Herzerkrankung und nimmt entsprechende Wassertabletten ein. In dem Fall wird sie sicherlich eng angebunden sein an einen Nierenfacharzt und Kardiologen, sodass es Sinn macht, dort in regelmäßigen Abständen die Kaliumwerte zu kontrollieren. Die beschriebenen Symptome wie Gleichgewichtsstörungen und Schwindel können verschiedene Ursachen haben. Neben einem Kaliummangel können das auch niedrige Blutdruckwerte sein - oder das Auftreten der beschriebenen Herzrhythmusstörungen in dem Moment. Auch neurologische oder HNO-ärztliche Ursachen sind möglich.

Lee: Ich habe einen erhöhten Kaliumwert - muss ich auf kaliumarme Nahrung achten?

Sydow: Zunächst einmal würde ich versuchen, die Ursache für Ihren erhöhten Kaliumwert zu finden. Dies umfasst die Vorstellung bei einem Nierenfacharzt und gegebenenfalls eine weiterführende Blutuntersuchung. Normalerweise hält die Niere den Kaliumwert im normalen Bereich.

Chr23: Kann Vorhofflimmern durch Kaliummangel ausgelöst werden?

Sydow: Patienten, die dazu neigen, Herzrhythmusstörungen zu bekommen, haben unter Kaliummangel häufiger ein Auftreten dieser Herzrhythmusstörungen. Deswegen versuchen wir bei diesen Patienten, die Kaliumwerte in einem hoch-normalen Bereich zu halten (4,5 bis 5,0). Man sollte ausschließen, dass für das Auftreten des Vorhofflimmerns eine Schilddrüsenüberfunktion ursächlich ist. Unabhängig von den Schilddrüsen- und Kaliumwerten kann das Vorhofflimmern auch so auftreten.

Brigitte: Ich habe ein Ileostoma mit zeitweise großem Flüssigkeitsverlust über das Stoma und habe dabei sehr oft Waden- und Fuß-Krämpfe. Magnesium nehme ich schon ein. Kann das auch Kaliummangel sein?

Sydow: Über den Magen-Darm-Trakt wird in der Tat auch der Kaliumwert im Körper reguliert. Wir wissen, dass bei Durchfallerkrankungen und bei Patienten mit Erkrankungen des Dünn- und Dickdarms auch Kaliummangel auftreten kann. Deswegen ist es durchaus sinnvoll, den Kaliumwert beim nächsten Arztbesuch kontrollieren zu lassen.

Brigitte: Ich habe zu hohen Blutdruck und Herzrhythmusstörungen. Ich nehme entsprechend Tabletten und habe einen zu hohen Kaliumspiegel. Wie kann ich durch Ernährung einen Ausgleich erreichen?

Sydow: Zunächst sollte man schauen, welche Medikamente Sie einnehmen. Nicht alle wasserentziehenden Medikamente, die zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden, gehen zwingend mit einem Kaliummangel einher. Einige Substanzen führen auch eher zu einem Anstieg der Kaliumkonzentration. Hier würde ich zunächst einmal auf die Interaktion zwischen den Medikamenten schauen. Außerdem lohnt sich ein weiterer Blick auf die Nierenfunktion.

Franz: Ist das Risiko bei Einnahme von Ramipril erhöht?

Sydow: Unter Ramipril wird in der Tat etwas mehr Natrium ausgeschieden und Kalium zurückgehalten. Eine intakte Nierenfunktion sollte die Kaliumwerte auch unter der Einnahme von ACE-Hemmern wie zum Beispiel Ramipril im normalen Bereich halten. Eine Kontrolle der Nierenfunktion und der Blutsalze (Natrium, Kalium) im Verlauf ist sicherlich sinnvoll.

Karin: Ich habe seit 20 Jahren Lupus erythematodes, nehme seit 14 Jahren Kortison, MTX, und spritze alle zwei Wochen Kevzara. Seit circa 20 Jahren habe ich starkes Kopfschwitzen, was ich früher nicht hatte. Zusätzlich habe ich seit vielen Jahren Herzstolpern und Muskelschmerzen, bin körperlich nicht belastbar. Die Muskelschmerzen wurden immer auf den Lupus geschoben. Das Herz ist in Ordnung, die Arterien super sauber. In meinen Laborwerten finde ich keine Angaben zu Kaliumwerten. Sollte ich eine Untersuchung auf Kaliummangel machen lassen - wenn ja, bei welchem Arzt?

Sydow: Bei einer dauerhaften, höher dosierten Kortisontherapie ist es durchaus angebracht, die Kaliumwerte in regelmäßigen Abständen im Blick zu haben - bei der nächsten geplanten Blutentnahme bei Ihrem Arzt. Muskelschmerz und Herzstolpern können in der Tat mit einem Kaliummangel zusammenhängen, sie können aber auch andere Ursachen haben.

Angelika: Eine Kardiologin hat bei mir vor einigen Jahren Herzrhythmusstörungen festgestellt, die aber nicht bedrohlich seien. Sie hat mir Tromcardin empfohlen, also zusätzlich Kalium und Magnesium. Trotz allem merke ich oft Herzstolpern und frage mich, ob es tatsächlich ungefährlich ist. Mein Kaliumwert liegt bei 4,5.

Sydow: Wenn Sie das Herzstolpern häufig haben, bietet es sich an, beim Hausarzt ein Ruhe-EKG oder - noch besser - ein 24-Stunden-EKG machen zu lassen, damit man besser objektivieren kann, welche Art der Herzrhythmusstörungen sich hinter Ihrem Herzstolpern verbirgt.

Dieses Thema im Programm:

Visite | 25.08.2020 | 20:15 Uhr

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