Brustkrebs: Symptome und Behandlung des Mammakarzinoms
Brustkrebs ist der häufigste Krebs bei Frauen. Symptome wie Knoten in der Brust oder Hautveränderungen können auf ein Mammakarzinom hindeuten. Welche Therapien gibt es, und was hilft beim Umgang mit der Krankheit?
Brustkrebs (Mammakarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Jede achte Frau wird im Laufe ihres Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. Ein früher Brustkrebs verursacht meist keine Symptome, deshalb wird er häufig bei einer Mammografie im Rahmen der Brustkrebs-Früherkennung entdeckt. Je früher ein Brustkrebs erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.
Symptome bei Brustkrebs
Es gibt Anzeichen, die auf einen Brustkrebs hinweisen können, zum Beispiel eine schmerzlose Verhärtung in der Brust, die sich als fester Knoten tasten lässt. Auch eine Veränderung einer Brust in Form oder Größe, Hautveränderungen an der Brust oder an der Brustwarze, Ausfluss aus der Brustwarze, tastbare Lymphknoten in der Achsel oder im Bereich des Schlüsselbeins sowie sonstige Auffälligkeiten sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Häufig weisen die Symptome auch auf andere Erkrankungen hin: Etwa 90 Prozent der auffälligen Knoten zum Beispiel sind gutartig. Ohne ärztliche Abklärung lässt sich dies aber nicht unterscheiden.
Regelmäßige Selbstuntersuchung ist wichtig
Neben der Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen ist auch das regelmäßige Abtasten der eigenen Brüste sinnvoll. Frauen vor den Wechseljahren sollten diese Selbstuntersuchung eine Woche nach dem Beginn der letzten Periode durchführen, dann ist die Brust besonders weich. Die Brust sollte bei guten Lichtverhältnissen begutachtet und systematisch abgetastet werden. Um auch tief unter der Haut mögliche Veränderungen zu spüren, müssen die Finger etwas mehr Druck ausüben. Brustkrebs entsteht besonders häufig im oberen äußeren Quadranten der Brust, zwischen Achselhöhle und Schlüsselbein. Hierauf sollten Frauen bei der regelmäßigen Selbstuntersuchung daher besonderes Augenmerk legen.
Ist ein Brustkrebs bereits weiter fortgeschritten, kann er zu offenen Wunden in der Haut führen, die nicht von selbst wieder abheilen. Auch unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Knochenschmerzen, Husten, Atemnot, Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht oder ein geschwollener Arm können durch einen Brustkrebs verursacht werden, der bereits in andere Organe gestreut hat.
Diagnostik und Gewebeentnahme (Biopsie)
Von zentraler Bedeutung für die Brustkrebsdiagnostik sind bildgebende Untersuchungen wie Mammografie, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT). Bei einem Verdacht auf Brustkrebs erfolgt immer eine Gewebeentnahme (Biopsie), da sich nicht hinter jeder Auffälligkeit und jedem Knoten in der Brust eine bösartige Brustkrebserkrankung verbirgt. Bei einem tastbaren oder im Ultraschall sichtbaren Tumor wird eine sogenannte Stanzbiopsie vorgenommen. Sind die Veränderungen nur in der Mammographie oder in der MRT sichtbar, wird eine Vakuumbiopsie unter Röntgenkontrolle gemacht. Dabei wird das verdächtige Gewebe möglichst vollständig entfernt und die Entnahmestelle mit einem Metallclip markiert, um sie bei einer gegebenenfalls erforderlichen weiteren Operation leicht wiederzufinden.
Einteilung der Tumoren
Erst die Biopsie sichert die Diagnose Brustkrebs endgültig. Sie liefert mit weiteren Untersuchungen wertvolle Informationen über die genetischen Tumormerkmale, die für die weitere Therapieplanung wichtig sind. Handelt es sich tatsächlich um einen Brustkrebs, muss durch weitere Untersuchungen das Tumorstadium bestimmt werden. Das ist entscheidend für die Planung der Therapie und für die Abschätzung der Heilungschancen. Das Tumorstadium umfasst Angaben über die Tumorgröße, die Ausbreitung auf die Lymphknoten und Metastasen in anderen Organen. Diese Befunde werden, wie auch bei vielen anderen Krebsarten, nach der internationalen TNM-Klassifikation angeben, wobei T für die Tumorgröße steht, N für den Lymphknotenbefall und M für Metastasen. Daneben gibt es für jede Krebserkrankung eine Einteilung in Stadien, bei Brustkrebs werden die Stadien 0 bis IV vergeben.
Therapien bei Brustkrebs
Ziel der Behandlung ist, soweit möglich, die dauerhafte Heilung der Erkrankung. Ist der Tumor dafür bereits zu weit fortgeschritten, geht es darum, seine weitere Ausbreitung aufzuhalten. Wird Brustkrebs nicht behandelt, breitet er sich im Körper aus, streut Tochtergeschwülste (Metastasen) und führt früher oder später zum Tod.
Die Behandlungsstrategie wird meist im Rahmen einer sogenannten Tumorkonferenz festgelegt. Dabei besprechen Expertinnen und Experten aller beteiligten Fachgebiete die vorliegenden Daten und Befunde und entscheiden gemeinsam über das weitere Vorgehen. Die Therapie von Brustkrebs hängt entscheidend davon ab, um welche Art von Brustkrebs es sich handelt, zudem von seiner Klassifikation.
OP zur Entfernung des Tumors
Sobald eine eindeutige Diagnose vorliegt, wird meist eine Operation durchgeführt, um den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Während früher die betroffene Brust inklusive der Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurde, ist heute oft ein schonenderer, brusterhaltender Eingriff in Kombination mit einer anschließenden Strahlentherapie möglich, ohne den Therapieerfolg zu gefährden. Für die betroffenen Frauen ist dies meist eine große psychische Entlastung. Voraussetzung für eine brusterhaltende OP ist, dass der Tumor nicht zu groß und weder in die Haut noch in die Brustwand eingewachsen ist. Sollte doch eine komplette Amputation erforderlich sein, kann die Brust oft noch in der gleichen Operation oder im Anschluss mit Verfahren der plastischen Chirurgie wiederaufgebaut werden.
Nicht immer Entfernung aller Lymphknoten nötig
Brustkrebszellen breiten sich meist zunächst über das Lymphsystem aus. Da die Lymphbahnen aus der Brust in die Lymphknoten der Achselhöhle münden, wurden diese früher bei der Brustkrebsoperation mit entfernt. Heute wird bei unauffälligen Lymphknoten zunächst meist nur der sogenannte Wächter- oder Sentinellymphknoten entnommen und auf Krebszellen untersucht. Dieser Lymphknoten liegt dem Tumor am nächsten und ist daher als Erster von einer Streuung betroffen. Finden sich im Wächterlymphknoten keine Krebszellen, erübrigt sich die Entnahme der anderen Lymphknoten in der Achselhöhle. Die betroffene Frau profitiert dann von einer kleineren Narbe. Auch kommt es seltener zu Nebenwirkungen des Eingriffs wie etwa Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit des Arms oder Lymphödemen.
Strahlentherapie bei Brustkrebs
Neben der Operation ist die Strahlentherapie eine Standardbehandlung bei Brustkrebs. Ziel ist, eventuell im Operationsfeld oder im Bereich der Lymphknoten verbliebene Tumorzellen oder kleinste Metastasen zu zerstören. Während der drei- bis sechswöchigen, meist ambulanten Therapie werden Brust und Lymphabflussgewebe an vier bis fünf Tagen pro Woche einmal täglich bestrahlt. Eine Strahlentherapie erfolgt grundsätzlich unterstützend (adjuvant) nach brusterhaltender Therapie, wenn Tumorgewebe bei der Operation nicht vollständig entfernt werden konnte, wenn mehrere Lymphknoten in der Achselhöhle befallen sind, bei besonders großen Tumoren sowie bei Schmerzen durch Metastasen (zum Beispiel in der Wirbelsäule).
Mit Chemo- und Hormontherapien Tumorzellen zusätzlich bekämpfen
Ergänzend zu Operation und Strahlentherapie werden bei Brustkrebs auch sogenannte systemische Therapien eingesetzt, um irgendwo im Körper verbliebene Tumorzellen zu bekämpfen. Welche Medikamente dafür verwendet werden, hängt von einer Reihe Kriterien ab: Handelt es sich um eine vorbeugende Therapie? Sollen Metastasen zerstört werden? Ist der Tumor hormonabhängig ? Bei großen Tumoren wird bereits vor der Operation (neoadjuvant) eine unterstützende Chemo- oder Hormontherapie durchgeführt. Sprechen die Krebszellen auf diese Behandlung an, schrumpft der Tumor. Auf diese Weise lässt sich oft auch bei ursprünglich zu großen Tumoren eine brusterhaltende Operation durchführen.
Kurz gefasst: Eine adjuvante Chemotherapie soll die Entstehung von Metastasen im Körper verhindern. Die neoadjuvante Chemotherapie soll größere Tumoren so weit verkleinern, dass sie sich im Anschluss brusterhaltend operieren lassen.
Antihormontherapie bei Brustkrebs
Das Konzept der endokrinen oder Antihormontherapie beruht darauf, dass die meisten Tumoren der weiblichen Brust hormonabhängig wachsen. Die Tumorzellen haben Andockstellen für die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Diese Hormone können darum das Wachstum der Tumorzellen anregen. Zu den Antihormontherapien gehören Antiöstrogene wie Tamoxifen, die Östrogenrezeptoren blockieren, Aromatasehemmer, die bei Frauen nach der Menopause die körpereigene Bildung von Östrogenen im Fettgewebe hemmen, sowie die operative oder chemische Ausschaltung der Eierstockfunktion.
Zielgerichtete Brustkrebs-Therapien mit Antikörpern oder Inhibitoren
Die zielgerichtete Therapie (Targeted Therapy) attackiert anders als die Chemotherapie mit Zytostatika nicht alle Körperzellen, sondern nur die Krebszellen. Dafür richtet sie sich gegen Merkmale, über die nur Tumorzellen verfügen, oder die für ihr Wachstum von besonderer Bedeutung sind. So blockieren diese Medikamente zum Beispiel Rezeptoren für bestimmte Botenstoffe auf der Zelloberfläche oder hemmen Signalwege im Zellinnern.
Von besonderer Bedeutung bei Brustkrebs ist der sogenannte HER2-neu-Rezeptor, der bei etwa jedem vierten Brustkrebs nachgewiesen werden kann. Dies lässt sich für eine Antikörpertherapie nutzen, bei der die betroffene Patientin Antikörper (etwa Pertuzumab, Trastuzumab) verabreicht bekommt, die an eine bestimmte Stelle des HER2-Rezeptors binden, ihn ausschalten und so einen Angriff des körpereigenen Immunsystems auf die Krebszellen auslösen. Zusätzlich heftet sich ein zweiter Antikörper an eine andere Stelle des HER2-Rezeptors, der in Kombination mit dem ersten das Zellwachstum hemmt und die Aktivierung der Immunantwort fördert. Bei Metastasen kann auch ein Präparat verabreicht werden, das einen Antikörper mit einem Zytostatikum kombiniert.
Weitere zielgerichtete Therapien hemmen die sogenannte Angiogenese, die Bildung von Blutgefäßen zur Versorgung der Tumorzellen, oder das Wachstum der Krebszellen selbst, indem sie Signalwege stören ("Small Molecules", mTOR-Hemmer, CDK 4/6-Hemmer). Sogenannte PARP-Hemmer hemmen ein Steuerenzym des Zellzyklus und verhindern so das unkontrollierte Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen.
Brustzentren bieten psycho-onkologische Betreuung an
Eine Brustkrebsdiagnose ist ein Schock. Sie löst bei vielen Frauen Ängste, Panik, Schlafstörungen, gegebenenfalls sogar Traumafolgestörungen aus - und reißt die Betroffenen abrupt aus ihrem alltäglichen Leben. Dazu kommen gravierende körperliche Veränderungen durch Chemotherapie und OP, ein gefühlter Verlust an Weiblichkeit und nicht selten Probleme mit Beziehung und Sexualität. Viele Frauen wissen in dieser Situation nicht, wie es weitergehen soll, und brauchen psychologische Unterstützung - auch um die eigenen Kräfte und Ressourcen für den Kampf gegen die Krankheit zu mobilisieren. Um Frauen in dieser schweren Zeit zu unterstützen, gibt es in zertfizierten Brustzentren psycho-onkologische Hilfsangebote. Sie sollen an Brustkrebs erkrankten Frauen helfen, Ängste abzubauen und zu verarbeiten. Grundsätzlich hat jede Frau mit Brustkrebs neben der körperlichen Therapie auch Anspruch auf eine psycho-onkologische Begleitung.
Auch wenn es keine allgemeingültige Formel gibt, kann jede Frau für sich selbst den richtigen Umgang mit der Krankheit finden. Gesunde Ernährung und Bewegung helfen, körperlich fit zu bleiben und Stress sowie Ängste abzubauen. Genauso wichtig ist, mit vertrauten Menschen über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu reden. Außerhalb des persönlichen Umfelds können auch Selbsthilfegruppen Unterstützung geben. Vielen Patientinnen tut es besonders gut, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, die Ähnliches erlebt haben.
Hilfreich kann auch eine sogenannte DIGA sein, eine digitale Gesundheitsanwendung, die der behandelnde Arzt auf Rezept verordnen kann. Die Smartphone-App kann wichtige Informationen rund um die Erkrankung liefern und dem Alltag der Brustkrebspatientinnen mehr Struktur geben. Sie erinnert zum Beispiel daran, Wasser zu trinken, Pausen zu machen und zur Ruhe zu kommen - oder sie motiviert, aktiv zu werden.
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