Abenteuer Diagnose: Cogan-Syndrom erkennen und behandeln

Stand: 07.11.2023 08:57 Uhr

Bei der seltenen Autoimmunkrankheit Cogan-Syndrom greifen Autoantikörper kleinste Blutgefäße der Augen und Ohren an. Schwindel, Hörverlust, Augenprobleme und Gleichgewichtsstörungen sind die Folgen.

Das Cogan-Syndrom ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die erstmalig im Jahr 1945 durch den US-amerikanischen Augenarzt David Glendering Cogan beschrieben wurde. Ihm waren Patienten aufgefallen, die an einer erheblichen Schwerhörigkeit in Kombination mit einer Hornhautentzündung litten.

Typisch für das Cogan-Syndrom ist eine Entzündung der Augen, der Ohren und manchmal der Blutgefäße, wobei zwischen Augen- und Ohrenbeteiligung weniger als zwei Jahre vergehen. Bei mindestens einem Drittel der Betroffenen treten zudem Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, Entzündungen der Hauptschlagader, Herzschwäche, Durchblutungsstörungen in den Fingern (Raynaud-Phänomen), Nervenschmerzen, Hirnhautentzündung, Lähmungserscheinungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auf.

Vor allem jüngere Menschen betroffen

Das Cogan-Syndrom beginnt vor allem im jungen Erwachsenenalter, gelegentlich auch schon bei Kindern. 80 Prozent der Betroffenen sind zwischen 14 und 47 Jahre alt. Die genauen Ursachen des Cogan-Syndroms sind bisher nicht geklärt. Als wahrscheinlich gelten Theorien, die von einer durch Autoimmunprozesse hervorgerufenen Entzündung der Blutgefäße im Ohr beziehungsweise Auge ausgehen.

Symptome des Cogan-Syndroms

Neben der Hornhautentzündung kommt es am Auge häufig zu weiteren Entzündungen, vor allem der Lederhaut und der Regenbogenhaut. Die Betroffenen leiden beispielsweise unter Augenschmerzen, reduziertem Sehvermögen, erhöhter Lichtempfindlichkeit und Augenrötungen. Die Ohrenbeteiligung kann zu Hörverlust, in 25 bis 50 Prozent der Fälle sogar bis zur Taubheit, Tinnitus und gutartigem Schwindel führen. Weitere Symptome sind Fieber, Neuropathie, Lymphknotenschwellung sowie Gefäßentzündungen in inneren Organen.

Diagnostik des Cogan-Syndroms

Es gibt keine direkten Nachweisverfahren für das Cogan-Syndrom, aber die Kombination der Symptome Hornhautentzündung und Hör-/Gleichgewichtsprobleme ist einmalig und führt somit zur Diagnose. Ausgeschlossen werden sollten Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie Syphilis, Menière-Krankheit, Borreliose, Sarkoidose, Tuberkulose, Polyarteriitis nodosa, Granulomatose mit Polyangiitis und Takayasu-Arteriitis.

Cogan-Syndrom: Medikamentöse Behandlung

Die Therapie des Cogan-Syndroms besteht in der Regel aus Immunsuppressiva und Kortikosteroiden, um akute Krankheitsschübe zu behandeln. Es gibt zunehmend Berichte über den erfolgreichen frühen Einsatz des sogenannten Tumor-Nekrose-Alpha (TNFalpha)-Blockers Infliximab. Die Schwerhörigkeit kann langfristig durch entsprechende Hörgeräte oder ein sogenanntes Cochlea-Implantat ausgeglichen werden.

Expertinnen und Experten zum Thema

 

Weitere Informationen
Eine Computergrafik stellt einen menschlichen Kopf da. In diesem befindet sich ein weiterer Kopf. © picture alliance Foto: Andrew Ostrovsky

Abenteuer Diagnose: Susac-Syndrom sorgt für Sehstörungen und Sprachverlust

Das seltene Susac-Syndrom greift Hirn, Augen und Ohren an. Es betrifft vor allem junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. mehr

Abenteuer Diagnose © NDR/istockphoto.com Foto: Andrey Popov

Abenteuer Diagnose - der Medizin-Krimi-Podcast

Rätselhafte Erkrankungen, die nicht ins Lehrbuch passen. Ungewöhnliche Symptome und die Jagd nach ihrer Ursache. mehr

Dieses Thema im Programm:

Visite | 07.11.2023 | 20:15 Uhr

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?