Cochlea-Implantat: Hörimplantat verbessert Lebensqualität
Hörimplantate bringen für taube und stark schwerhörige Menschen oft Vorteile. Die OP ist in jedem Alter möglich, Nachteile sind selten. Die Kosten übernehmen in vielen Fällen die Krankenkassen.
Das Cochlea-Implantat, kurz CI, gehört in Deutschland inzwischen zur Regelversorgung von Menschen mit gravierenden Hörschädigungen. Das Hörimplantat kann helfen, wenn stärkste Hörgeräte nicht reichen und den Betroffenen eine Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben oder der Verlust des Arbeitsplatzes droht.
Wie unterscheiden sich Hörgerät und Hörimplantat?
Beim gesunden Gehör bringen die Schallwellen von außen nach Verstärkung im Mittelohr die feinen Haare der Sinneszellen in der Hörschnecke des Innenohres zum Schwingen. Diese Bewegungen werden in elektrische Impulse umgewandelt und gelangen über den Hörnerv zum Gehirn.
Ein Hörgerät kann nur den Schall verstärken und funktioniert so lange, wie genügend intakte Haarzellen vorhanden sind. Anders als bei einem Hörgerät wird der Schall bei einem Cochlea-Implantat nicht verstärkt, sondern als elektrisches Signal direkt an den Hörnerv gesendet. Damit ersetzt die Technik die Funktion der Sinneszellen, wenn diese zu stark geschädigt sind. Deshalb spricht man auch von einer echten Hörprothese.
Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?
Der äußere, abnehmbare Teil der Hörprothese besteht aus einem Mikrofon, der Batterie und einem Soundprozessor, der den Schall in ein elektrisches Signal umwandelt und an die äußere Spule hinter dem Ohr weiterleitet. Hier erfolgt die Übertragung der Signale an den inneren implantierten Teil, an die innere Spule im Schädel. Von dort führt ein dünnes Kabel bis in das Innenohr und feine Elektroden können in der Hörschnecke, der Cochlea, mit den elektrischen Signalen direkt den Hörnerv stimulieren.
Für wen ist ein Hörimplantat geeignet?
Cochlea-Implantate eignen sich sowohl für gehörlose und hochgradig schwerhörig geborene Kinder als auch für Menschen, die im Laufe des Lebens ihr Gehör durch eine Innenohrschädigung verlieren. Auch bei fortgeschrittener Innenohr-Schwerhörigkeit im Alter kann die Hörprothese die nachlassende Funktion der feinen Haar-Sinneszellen im Innenohr ersetzen, wenn die Verstärkung des Schalls mit einem Hörgerät nicht mehr ausreicht.
Es gibt für das Implantieren einer Hörprothese keine Altersgrenze. Voraussetzung sind allerdings ein intakter Hörnerv und die Bereitschaft, das Hören mit der Prothese zu trainieren. Pro Jahr erhalten hierzulande schätzungsweise 5.000 Menschen ein Cochlea-Implantat - auf der anderen Seite könnten aber etwa eine Million Betroffene ebenfalls von dem künstlichen Sinnesorgan profitieren.
Mögliche Nachteile und Nebenwirkungen
Viele haben aber Angst vor Komplikationen. Sie befürchten, ihr Restgehör zu verlieren, oder scheuen die Operation per se. Manche haben Angst vor Schmerzen oder sie haben von schlechten Erfahrungen gehört. Da der Eingriff standardisiert und an den Zentren, die Cochlea-Implantate einsetzen, routiniert durchgeführt wird, ist die Wahrscheinlichkeit riskanter Komplikationen verglichen mit vielen anderen operativen Eingriffen sehr gering. In seltenen Fällen können Wundheilungsstörungen auftreten. Auch die Aussicht, das Hören neu erlernen zu müssen, kann gegen eine Hörprothese sprechen und eine Garantie, dass das Hören wieder in zufriedenstellender Qualität möglich wird, gibt es nicht.
Darüber hinaus entscheiden sich gehörlose Menschen nicht selten ganz bewusst gegen eine Implantat-Versorgung und setzten sich vielmehr dafür ein, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen für barrierefreie Teilhabe weiter verbessert werden. Dazu gehört auch die allgemeine Anerkennung und Förderung der Deutschen Gebärdensprache und die Pflege der Gehörlosenkultur, die viele der etwa 80.000 gehörlosen Menschen in Deutschland verbindet.
Welche Vorteile hat ein Cochlea-Implantat?
Ab etwa 65 Jahren sind die meisten Menschen auf beiden Ohren schwerhörig. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich das Hören noch - jedoch nicht auf beiden Ohren gleich stark. Mit einem Cochlea-Implantat, das in der Regel lebenslang hält, sind verschiedene Kombinationen möglich:
- ein Implantat
- ein Implantat und ein Hörgerät
- zwei Implantate für beide Ohren -
- Implantat und Restgehör
- Mit dem Cochlea-Implantat können Betroffene wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Zusätzlich wird das Risiko einer bei Schwerhörigkeit drohenden Demenz gemindert.
OP: Wie wird ein Cochlea-Implantat eingesetzt?
Die Operation erfolgt heute mikro-invasiv per "Schlüsselloch-Technik". Eine Vollnarkose ist für die Implantation nicht mehr nötig und die Betroffenen müssen nur wenige Tage im Krankenhaus bleiben. In der etwa zweistündigen OP wird in die Schädeldecke hinter dem Ohr eine Mulde für den inneren Teil der Hörprothese gefräst, von dort wird ein dünnes Kabel mit feinen Elektroden bis in die Hörschnecke im Innenohr vorgeschoben und das flache Implantat wird wieder mit Kopfhaut bedeckt. Der äußere Teil der Prothese haftet dann später magnetisch direkt über der Mulde und schickt dort auf kürzestem Weg elektrische Signale an den inneren Teil. Auch wenn beide Ohren mit einem CI versorgt werden sollen, erfolgen die beiden Operationen einzeln mit zeitlichem Abstand.
Nach der OP: Wann kann man wieder hören?
In den meisten Fällen gewöhnen sich die Betroffenen erst allmählich an das Hören mit der Prothese. Der erste Klangeindruck nach dem Einschalten des Cochlea-Implantats ist unterschiedlich: Nicht selten wird Gesprochenes sofort erkannt - in anderen Fällen hören die Betroffenen erst mal nur Geräusche oder Töne. Das Gehirn analysiert die neuen Höreindrücke und gleicht sie mit bekannten Klangmustern ab. Das passiert automatisch, kann aber mit audiologischen Übungen unterstützt werden. Geräusche und Töne können erst mal künstlich oder blechern klingen. Bis alles natürlich und schön klingt, kann ein halbes Jahr und mehr vergehen.
Wer übernimmt die Kosten für ein Cochlea-Implantat?
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die OP und die Anpassung eines Cochlea-Implantats in der Regel dann, wenn trotz eines optimal eingestellten Hörgerätes das Sprachverstehen bei normaler Sprachlautstärke unter 60 Prozent liegt.
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