Fluxus-Ikone Mary Bauermeister mit 88 Jahren gestorben
Die Künstlerin und Mitbegründerin der Fluxus-Bewegung, Mary Bauermeister, ist tot. Das bestätigte ihr Simon Stockhausen der "dpa" am Donnerstag. Die ARD Mediathek ehrt sie mit Dokumentarfilm.
In Mary Bauermeister legendärem Atelier in der Kölner Altstadt kamen um 1960 junge Künstler zusammen, die wenig später schon weltberühmt werden sollten: John Cage, Christo, Nam June Paik und ihr späterer Ehemann Karl-Heinz Stockhausen.
Wegbereiterin der Fluxus-Bewegung
Mary Bauermeister wollte die Trennung der Kunstsparten nicht akzeptieren, und so wurde sie zur Wegbereiterin der Fluxus-Bewegung, die ab 1960 entstand. "Ich war immer inspiriert davon, die Dinge zusammenbringen zu wollen", sagt Bauermeister. Fluxus ist eine Form der Aktionskunst, bei der nicht das Werk im Mittelpunkt steht, sondern die Idee.
Bauermeister war nicht nur eine Gastgeberin, die in ihrem Atelier ungewöhnliche Konzerte und Ausstellungen ermöglichte. Sie schuf selbst Werke, die ihrer Zeit voraus waren. Als eine der ersten integrierte sie in den 50er-Jahren Alltagsgegenstände und Fundstücke aus der Natur in die Kunst, bevor Kunsthistoriker Ende der 60er-Jahre dafür Begriffe wie Arte Povera oder Land Art erfanden.
Von Köln nach New York
Mary Bauermeister wurde 1934 in Frankfurt am Main geboren. Aufgewachsen ist sie jedoch in Köln. Bereits 1962 richtete ihr das Amsterdamer Stedelijk Museum eine große Ausstellung aus. So wurde Mary Bauermeister international bekannt. Kurz darauf ging sie nach New York, bewegte sich in den Kreisen der Pop-Art-Künstler und hatte schnell Erfolg.
Doch obwohl sie damals schon in den USA in wichtigen Museen vertreten war, wurde sie in Deutschland, als sie 1970 zurückkehrte lange Zeit nur als Muse, Ehefrau und später Ex-Frau von Karl-Heinz Stockhausen wahrgenommen. Damit ging sie jedoch selbstbewusst und gelassen um. "Es macht mir nichts aus im Windschatten von Platzhirschen. Da kann man sehr ungestört arbeiten", sagt sie einmal.
Atelierhaus bei Köln: Ein Gesamtkunstwerk
Ihr Wohn- und Atelierhaus in Rösrath bei Köln gestaltete sie zu einem Gesamtkunstwerk, das sie auch für Besucher öffnete. Das Haus liegt in einem großen Garten. Es besteht aus Glas und Holz, sodass innen und außen miteinander zu verschmelzen scheinen. Hier entwickelte sie ihr facettenreiches Werk bis ins hohe Alter weiter. Ab den 2000er-Jahren wurde sie endlich auch in Deutschland gewürdigt. Erst im vergangenen Jahr wurde ihr Lebenswerk mit einer großen Einzelausstellung in Kiel gewürdigt. Nun ist Mary Bauermeister im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Kunstwelt trauert um eine Pionierin der Nachkriegsavantgarde und eine bedeutende zeitgenössische Künstlerin.
Dokumentarfilm mit Mary Bauermeister "Eins und Eins ist drei" in ARD Mediathek
2020 erschien der Dokumentarfilm "Eins und Eins ist drei" von Carmen Belaschk mit Musik von Bauermeisters Sohn Simon Stockhausen, der auf dem Dokfilmfest München gezeigt wurde. Darin sagte sie: "Kunst reicht über die Wirklichkeit hinaus. Sie kommt in ihrer Vielschichtigkeit der Wahrheit näher". Die ARD Mediathek zeigt nun die100-minütige Doku mit der Künstlerin in ihrem Atelier als Hommage bis zum 2. April 2023.