Von Käthe Kollwitz bis Andy Warhol: Kunsthalle St. Annen räumt ihr Depot
Die Werke aus der Kunsthalle St. Annen in Lübeck müssen ausgelagert werden. So kommen bisher verborgenen Schätze zum Vorschein. Und das Museum stellt sie nochmals aus - in ungewöhnlicher Anordnung, fast wie im Depot.
Eine finnische Mumin-Figur leuchtet hell weiß neben einer alten Büste. Direkt darüber im Metallregal knallorange Designerstühle. Schräg daneben korrespondiert eine historische Bibel mit Darth Vader aus Plastik. Es ist ein bunter Mix – der hier gezeigt wird. Und der Raum der Lübecker Kunsthalle ist genauso aufgebaut wie das hauseigene Depot direkt unterm Dach, erklärt die Direktorin der Kunsthalle Noura Dirani.
"Da sind Objekte, Schätze aus neun Jahrhunderten aus unserem Haus, vereint in einem Raum. Er lädt ein zum Staunen. Wir haben unfassbar viele Objekte, die Geschichten erzählen. Zum Beispiel das barocke Kruzifix aus Elfenbein, geschnitzt von einem berühmten Augsburger Bildhauer", - ihr persönliches Highlight der Ausstellung "Verlagert. Die Kunst in Bewegung".
Team begab sich auf Schatzsuche
Zahlreiche Kunstwerke sind noch nie öffentlich gezeigt worden. Es sei eine richtige Schatzsuche gewesen, sagt Sjusanna Eremjan. Sie arbeitet hier als wissenschaftliche Mitarbeiterin. "Wir hatten wirklich Spaß durch die Depots zu laufen und mussten uns total bremsen, um den Sack dann auch zuzumachen." Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und überhaupt für alle im Haus sei das eine spannende und sehr bereichernde Zeit gewesen. Denn die, die sich sonst mit zeitgenössischer Kunst auseinandersetzten, seien plötzlich mit der mittelalterlichen Kunst, mit den sakralen Objekten in Berührung gekommen.
Bauliche Mängel machen Räumung nötig

Eine Schatzsuche mit ernstem Hintergrund. Die Lagerräume von St. Annen müssen leergeräumt - die Kunstwerke ausgelagert werden. Hauptsächlich wegen des Brandschutzes, aber auch wegen Schadstoffbelastungen, erklärt Noura Dirani. In einem denkmalgeschützen Gebäude wie ihrem, sei es schwierig die erforderlichen Bedingungen für ein Depot zu schaffen. "Da spielen Faktoren eine Rolle wie Licht, Temperatur, Luftfeuchte, die immer konstant gehalten werden müssen", erklärt Noura Dirani.
Die klimatischen Bedingungen seien nicht optimal, bestätigt Restauratorin Marie Harmsen. Sie leitet den Auszug des Depots. Drei Räume haben sie bereits leergeräumt, sieben weitere folgen. Die Dachfläche sei gar nicht isoliert, was zu extremen Temperaturschwankungen führe. "Wir haben aber natürlich auch eine Schwankung, die damit einhergeht, was die relative Luftfeuchtigkeit angeht."
Große Namen der Kunstwelt
Die besonders gefährdeten Kunstwerke zeigen sie jetzt in der Ausstellung. Da sind etwa Bilder von Käthe Kollwitz, Jonathan Meese, Sigmar Polke und Andy Warhol zu sehen. Danach kommen sie in ein Zwischenlager. "Das ist ein Projekt, das uns als Haus fordert, es ist aber auch ein super spannendes Projekt", sagt Marie Harmsen. Nun komme so viel zum Vorschein.
Um die Auslagerung langfristig zu sichern, braucht es noch finanzielle Unterstützung. „Wir hoffen jetzt auf Spenden“, sagt Direktorin Noura Dirani. Ein Ziel der Ausstellung sei auch, die Menschen dafür zu sensibilisieren, das kulturelle Erbe langfristig zu erhalten. "Die Dinge, die Objekte, die Schätze können uns etwas über die eigene Identität erzählen, sie können uns lernen lassen aus der Vergangenheit für die Zukunft."
Von Käthe Kollwitz bis Andy Warhol: Kunsthalle St. Annen räumt ihr Depot
Die Lagerräume in Lübeck müssen renoviert werden - Glück für Kunstliebhaber. Denn plötzlich kommen bislang verborgene Schätze zum Vorschein.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
St. Annen Museum
St. Annen-Straße 15
23552 Lübeck - Preis:
- 12 Euro (Normalpreis)
- Öffnungszeiten:
- Dienstag - Sonntag 10.00 - 17 Uhr
Schlagwörter zu diesem Artikel
Ausstellungen
