Asthma: Symptome und Behandlung
Asthma bronchiale gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen der Atemwege. Von den Erwachsenen sind hierzulande etwa fünf Prozent betroffen, Frauen häufiger als Männer. Ihre Atemwege sind dauerhaft entzündungsbereit und reagieren überempfindlich gegenüber verschiedenen Reizen. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Kinder leiden an Asthma, Jungen häufiger als Mädchen. Nach der Pubertät verschwindet die Krankheit bei etwa jedem zweiten Kind von allein wieder.
Asthma lässt sich zwar nicht heilen, aber die Behandlungsmöglichkeiten sind heutzutage so gut, dass Betroffene oft symptomfrei werden und ihre Lebenserwartung gut ist. Ohne geeignete Behandlung nehmen Lungenfunktion und körperliche Leistungsfähigkeit jedoch ab - schlimmstenfalls können Asthmaanfälle dann zum Tod führen.
Was ist Asthma?
Unter den Begriff Asthma bronchiale werden verschiedene chronische - also andauernde - entzündliche Erkrankungen der Atemwege zusammengefasst, die anfallsartig auftreten. Mediziner unterscheiden insbesondere zwischen allergischem (extrinsischem) und nichtallergischem (intrinsischem oder endogenem) Asthma.
- Bei allergischem Asthma reagiert der Körper auf bestimmte Allergene wie Pollen, Tierhaare, Schimmel oder Hausstaubmilben. Es beginnt häufig bereits im Kindesalter und tritt bei Betroffenen von Neurodermitis oder Milchschorf häufiger auf.
- Nichtallergisches Asthma tritt meist erst bei Erwachsenen im Alter von 30 bis 40 Jahren auf. Dabei sind keine Allergene für die Beschwerden verantwortlich, sondern andere Reize wie bestimmte Medikamente (zum Beispiel Acetylsalicylsäure), Stress, körperliche Anstrengung, kalte Luft oder auch Luftschadstoffe wie Ozon, Abgase und Tabakrauch.
Symptome von Asthma bronchiale
Beklemmung in der Brust, Husten, vor allem aber das plötzliche Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen: Das sind typische Asthma-Symptome. Typisch ist auch, dass sich symptomarme oder sogar symptomfreie Phasen mit Zeiten von deutlichen Beschwerden abwechseln. Die Beschwerden treten häufig nachts oder in den frühen Morgenstunden auf und gehen von selbst oder nach Einnahme bestimmter Medikamente zurück, zumindest teilweise. Einige Asthmatiker sind phasenweise beschwerdefrei (medizinisch: "im Intervall"), andere wiederum haben ständig das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Diese Symptome können auf Asthma deuten:
- Kurzatmigkeit
- Atemnot, Engegefühl in der Brust
- vor allem das Ausatmen fällt schwer
- trockener, pfeifender oder rasselnder Ton beim Ausatmen (Giemen)
- anfallsartiger Husten oder Reizhusten
- eventuell zäher Auswurf, der sich schlecht abhusten lässt.
Asthmaanfall und Status asthmaticus
Ein akuter Asthmaanfall kann nur wenige Minuten oder auch mehrere Stunden andauern. Dabei kann es zu Herzrasen (Tachykardie) und plötzlich einsetzender massiver Atemnot mit bläulicher Verfärbung der Lippen und Haut durch Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxämie) kommen. Der Patient leidet an Erstickungsangst, die die Beschwerden unter Umständen noch verstärkt.
Eine gefürchtete Komplikation ist der Status asthmaticus: ein Asthmaanfall, der über mehr als 24 Stunden und manchmal über Tage dauern kann. Die Gefahr ist dabei, dass der Asthma-Patient nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt wird. Bei einem schweren Asthmaanfall mit starker Luftnot, der sich mit Medikamenten nicht lindern lässt, sollte daher unbedingt ein Notarzt gerufen werden.
Diagnose von Asthma
Da Asthma erblich bedingt sein kann, versuchen Mediziner anhand der Patientengeschichte auszumachen, ob es in der Familie bestehende Allergien, frühere Erkrankungen und Krankheiten gibt. Das Abhören der Lungen gibt Aufschluss, ob typische asthmatische Atemgeräusche vorliegen. Mit einem Lungenfunktionstest lässt sich erkennen, ob Asthma vorliegt oder COPD - das ist wichtig, denn die beiden Erkrankungen ähneln sich zwar, erfordern aber gänzlich unterschiedliche Therapien.
Weitere Informationen bei der Diagnose kann eine Blutabnahme liefern. Hier wird die Zahl spezieller weißer Blutkörperchen bestimmt (die Eosinophilen) und eine Sorte von Antikörpern (das Gesamt-IgE). In Zusammenschau mit einer genauen Befragung zu Allergiesymptomen können diese Werte die wichtige Unterscheidung der Asthma-Formen ermöglichen.
Bei Verdacht auf ein allergisches Asthma können weitere Untersuchungen nötig sein - etwa ein Allergietest, um dem Asthma-Auslöser auf die Spur zu kommen. Beim Pricktest beispielsweise werden verschiedene Teststoffe auf die Haut gegeben und die Haut leicht eingeritzt. Manche Testsubstanzen müssen unter ärztlicher Kontrolle eingeatmet werden. Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über spezifische Antikörper geben. Um abzuklären, ob bestimmte Nahrungsmittel Auslöser sind, hilft meist am besten, sie eine Zeitlang wegzulassen und zu schauen, ob sich die Beschwerden dann bessern.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache für Asthma bronchiale ist noch ungeklärt. Bei manchen Menschen sind die unteren Atemwege ständig in Entzündungs- und Abwehrbereitschaft, bei ihnen reagieren die Bronchien besonders empfindlich auf Reize wie etwa Allergene oder Atemwegsinfekte. Erbliche Veranlagung spielt offenbar eine Rolle. Es gibt Hinweise, dass Faktoren wie die Einnahme bestimmter Medikamente in der Schwangerschaft (Paracetamol, Antibiotika), ein geringes Geburtsgewicht, häufige Atemwegsinfekte sowie Übergewicht und Bewegungsmangel im Kindesalter die Neigung zu Asthma erhöhen.
Behandlung von Asthma
Asthma ist zwar nicht vollständig heilbar, aber in den meisten Fällen sehr gut zu behandeln. Viele Betroffene empfinden die Erkrankung als große Belastung - auch weil das Vermeiden von Asthma-Auslösern im Alltag teils große Einschränkungen mit sich bringt. Es gibt aber eine Vielzahl therapeutischer Hilfen inklusive psychologischer Unterstützung, deren Ziel es ist, dass Asthma-Patienten so normal wie möglich leben können.
Wichtig ist, dass Asthmatiker wissen, was im Notfall zu tun ist, denn jeder Anfall erfordert ein sofortiges, richtiges Handeln. Dazu gehört, Ruhe zu bewahren und die verordneten Notfallmedikamente einzunehmen. Patienten benötigen eine gute Schulung und sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen.
Manchen Asthmatikern helfen regelmäßige Peak-Flow-Messungen, um ihre Erkrankung einzuschätzen und die Menge der nötigen Medikation zu steuern. Der Peak-Flow ist die maximale Ausatmungsgeschwindigkeit. Sie wird bestimmt mit einem kleinen Handgerät (Peak-Flow-Meter), am besten morgens und abends - jeweils vor der Medikamenteneinnahme und 30 Minuten danach. Ob und mit welchen Intervallen die Messung sinnvoll ist, klärt man mit dem behandelnden Arzt.
Asthma-Medikamente: Sprays, Inhalatoren, Biologika
Während Mediziner früher nur die immer wiederkehrenden Symptome des Asthmas behandelt haben und versuchten, die potenziell lebensbedrohliche akute Luftnot abzuwenden, sollen moderne Dauertherapien und Medikamente das Auftreten von Symptomen möglichst ganz verhindern. Gut eingestellt müssen Betroffene dann nur noch selten zur Kontrolle bei einer Lungenfachärztin oder einem Lungenfacharzt.
Neben der präventiven Dauertherapie erhalten Menschen mit Asthma zusätzlich Medikamente, die sie bei Bedarf nehmen, also bei plötzlicher Atemnot. Im Rahmen einer modernen Asthma-Behandlung kommen dabei verschiedene Kombinationen infrage. Je nach Ausprägung der Erkrankung sollte die Therapie im Verlauf individuell angepasst werden. Bei der Behandlung muss zudem unterschieden werden zwischen allergischem und nicht-allergischem Asthma.
Inhalationstechnik entscheidend
Die wichtigsten Medikamente in der Therapie von Asthma sind Kortison und Mittel zur Erweiterung der Bronchien. Sie werden als Inhalation (zum Beispiel als Spray) genommen, müssen also eingeatmet werden. Kortison in Tablettenform wird heutzutage wegen starker Nebenwirkungen wie beispielsweise Muskelzittern und Abgeschlagenheit nur noch im Ausnahmefall verordnet.
Verschiedene Inhalationssysteme stehen zu Verfügung, die unterschiedlich bedient werden müssen: Dosieraerosole, Pulverinhalatoren und Vernebler zur Feuchtinhalation. Vor allem bei älteren Menschen kann das Inhalieren aufgrund von altersbedingten Sehstörungen, kognitiven Defiziten und nachlassender Motivation problematisch sein. Daher ist es wichtig zu schauen, ganz besonders bei Älteren, welches Inhalationssystem leicht anzuwenden ist. Betroffene sollten in der Inhalationstechnik zudem gut geschult werden.
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) nennt die folgenden Grundprinzipien der Inhalation:
- eine aufrechte Körperhaltung einnehmen
- das Inhalationsgerät Gerät für die Anwendung vorbereiten, beispielsweise Kappe abnehmen und schütteln
- vor der Inhalation tief genug ausatmen, aber nicht in das Inhalationsgerät
- das Mundstück mit den Lippen umschließen.
- Anschließend das Mundstück aus dem Mund nehmen
- langsames Ausatmen durch die Nase oder Lippenbremse anwenden
- weitere Inhalationen (wenn nötig) nach ungefähr einer Minute durchführen.
Unterschiedliche Inhalationssysteme erfordern unterschiedliche Anwendungstechniken:
- Dosieraerosol ohne Spacer: ein langsamer tiefer Atemzug, dann den Atem anhalten.
- Dosieraerosol mit Spacer: langsame tiefe Einatmung über mehrere Atemzüge, dann den Atem anhalten.
- Trockenpulverinhalator: rasche tiefe Einatmung, dann den Atem anhalten.
- Vernebler: langsame tiefe Einatmung, langsame vollständige Ausatmung.
Die Atemwegsliga hat auf ihrer Internetseite Videos zur richtigen Inhalationstechnik für die verschiedenen Geräte.
Hyposensibilisierung bei allergischem Asthma
Sollte eine Allergie Auslöser der Beschwerden sein, ist über eine Hyposensibilisierung nachzudenken. Dabei werden Allergene unter ärztlicher Kontrolle über einen längeren Zeitraum ansteigend dosiert verabreicht - mit dem Ziel, dass sich der Körper an den Reizauslöser gewöhnt und dadurch das Asthma nicht mehr auftritt.
Biologika bei schwerem Asthma
Wenn alle anderen Medikamente keinen Erfolg brachten, stehen zur modernen Behandlung von schwerem Asthma als dritte Säule der Therapie Biologika (monoklonale Antikörper) zur Verfügung - darunter Omalizumab, Mepolizumab, Reslizumab, Benralizumab und Dupilumab. Dabei handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Eiweißstoffe, die sich gegen bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers oder direkt gegen Immunzellen richten. Die meisten Biologika werden im Abstand von einigen Wochen unter die Haut (subkutan) gespritzt. Nach entsprechender Schulung können diese Biologika von den Betroffenen auch selbst injiziert werden.
Sport und Bewegung bei Asthma
Begleitend zur medikamentösen Behandlung können Asthmatiker durch geeignetes Training ihren Körper stärken und die Atmung verbessern. Das Atmen lässt sich zum Beispiel durch bestimmte Körperhaltungen und Atemtechniken erleichtern, mit denen der Brustkorb geweitet wird. Viele Ärzte und Physiotherapeuten bieten spezielle Atemkurse für Asthmatiker an.
Regelmäßiges Ausdauertraining verbessert zusätzlich die Lungenfunktion und den Gasaustausch, außerdem steigert es die Herzleistungsfähigkeit und die Sauerstoffnutzung in den Muskeln. In jedem Fall sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, welche Sportarten in welchem Umfang geeignet sind.
Stress und Asthma
Darüber hinaus können Entspannungstechniken helfen, Stress abzubauen, die Lebensqualität zu verbessern und den Umgang mit Asthma zu erleichtern. Denn psychische Belastung und Stress gehören zu den möglichen Asthma-Auslösern, unter anderem infolge der vermehrten Atmung (Hyperventilation). Bewegungsübungen wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder mentale Techniken wie autogenes Training lohnen einen Versuch.
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