Tigermücke und Co: Wie gefährlich sind Stechmücken?
Stechmücken wie die Tigermücke können Krankheiten wie Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Japanische Enzephalitis, Zika und andere übertragen. Das macht die Mücke zum tödlichsten Tier der Welt.
Jedes Jahr verursachen Stechmücken weltweit laut offizieller Statistik mehr als 725.000 Todesfälle. In vielen Regionen Deutschlands konnten Forschende exotische Mückenarten wie Tigermücke oder Buschmücke als potenzielle Krankheitsüberträger von Tropenviren nachweisen. Ende September 2019 wurde der erste Fall einer in Deutschland erworbenen Infektion mit dem West-Nil-Fieber beim Menschen bekannt. Beim Dengue-Fieber steigen die Erkrankungszahlen in den Endemiegebieten in den Städten Südostasiens und Südamerikas, entsprechend nehmen die Infektionen bei Reiserückkehrern zu.
Klimawandel spielt Rolle bei Ausbreitung
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel stark zur Ausbreitung von tropischen Viren und Überträgermücken beiträgt. Sie beobachten auch, dass sich zum Beispiel die Tigermücke hierzulande in einzelnen Regionen dauerhaft ansiedelt. Die Art hat gleich mehrere unangenehme Eigenschaften: Sie ist ein penetranter, kleiner Stecher - und anders als die meisten heimischen Mücken ist die Tigermücke auch tagsüber auf der Suche nach Blut und deshalb besonders lästig. Zudem ist sie ein hocheffizienter Überträger vieler Krankheiten.
Auch von heimischen Mücken geht Gefahr aus
Bisher galten nur exotische Mücken als Überträger von Krankheiten, doch das hat sich geändert: Auch die heimische Mückenart Culex pipiens zählt inzwischen zu den Überträgern des West-Nil-Fiebers. Vor allem im Raum Berlin, im gesamten Osten Deutschlands, aber auch im Norden besteht ein Risiko. 2022 wurde in Deutschland das West-Nil-Virus bei Pferden und Wildvögeln nachgewiesen. Theoretisch könnten Stechmücken nach dem Saugen an den Tieren das Virus aufnehmen und an Menschen weitergeben.
Mückenarten, die für ihre Blutmahlzeiten bei verschiedenen Wirten zustechen, sind sogenannte Brückenvektoren. Sie können Zoonosen verbreiten, also Krankheiten, die von Menschen auf Tiere und umgekehrt übergehen können. Sorgen bereiten den Forschenden Zugvögel, die jedes Jahr zwischen Afrika und Europa hin- und herpendeln und Viren mitbringen können, die über Mücken hierzulande verbreitet werden.
West-Nil-Fieber häufig ohne Symptome
Von einer Infektion mit dem West-Nil-Virus merken viele Menschen nichts. Laut Robert Koch-Institut erkrankt nur etwa einer von 100 Infizierten schwer. Deshalb gehen Forschende davon aus, dass es in Deutschland eine hohe Dunkelziffer gibt. Die Symptome, die auftreten können, sind sehr unterschiedlich:
- abrupt auftretende, grippeähnliche Symptome wie Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit
- Lymphknotenschwellungen
- gutartige Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Gehirnentzündung (Enzephalitis).
Dengue-Fieber bei Reiserückkehrern
Die aus den Tropen stammende Erkrankung entsteht durch eine Infektion mit einem der vier Dengue-Virus-Serotypen. Übertragen wird sie vor allem durch Tigermücken, welche sich auch in Deutschland immer weiter vermehren. Eine Mückenübertragung des Dengue-Virus in Deutschland wurde jedoch noch nicht festgestellt. Trotzdem gibt es auch hierzulande Erkrankungsfälle, welche hauptsächlich Reisende aus Endemiegebieten sind.
Schwere Verläufe mit inneren Blutungen möglich
Symptome nach der Infektion mit dem Virus sind Fieber, Gliederschmerzen und Ausschlag. Bei einem schlimmen Verlauf können sogar lebensgefährliche innere Blutungen auftreten. War man schon einmal am Dengue-Fieber erkrankt, ist besondere Vorsicht geboten, da das Immunsystem bei einer Zweitinfektion außer Kontrolle geraten kann und nicht nur die Viren bekämpft, sondern auch die Zellen des eigenen Körpers.
Impfung gegen Dengue-Fieber
Seit kurzer Zeit gibt es zwei in Europa zugelassene Impfstoffe, welche zwar nicht vor einer Infektion schützen, jedoch den Krankheitsverlauf deutlich abmildern können. Derzeit werden nur Menschen geimpft, die schon einmal mit dem Dengue-Virus infiziert waren, um eine mögliche Zweitinfektion abzumildern.
Mückenstiche nicht aufkratzen
Nicht nur von Mücken übertragene Krankheitserreger, sondern auch die Stiche selbst sind eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Sobald eine Mücke sticht, pumpt sie Eiweißstoffe in die Wunde, damit diese offen bleibt. Darauf reagieren einige Menschen mit heftigen Ausschlägen. Am Stechapparat der Mücke können auch Bakterien hängen, die beim Stich mit in den Körper gelangen. So können die Mücken zum Beispiel Fäkalbakterien wie Streptokokken oder Kolibakterien übertragen, wenn sie zuvor etwa auf einem Kuhfladen saßen. So kann es zu größeren Entzündungen kommen.
Besonders riskant wird es, wenn der Betroffene den Juckreiz nicht aushält und sich den Stich aufkratzt. Dabei kommt es nicht selten zu einer gefährlichen Mischinfektion mit Hautbakterien, die sonst nie in den Körper gelangt wären. Gelangen Keime in den Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung.
Mückenstiche vermeiden
Am besten ist es, Mücken gar nicht erst stechen zu lassen. Neben dem Einsatz geeigneter Anti-Mückenmittel sollte man in Gebieten mit vielen Mücken langärmlige, helle Bekleidung tragen, die Abende nicht draußen verbringen und sich mit Moskitonetzen und Fenstergittern schützen.
Mückenlarven entwickeln sich in Gewässern. Gerade Gärten mit Wasserreservoiren wie Regentonnen oder vollgelaufenen Blumenuntersetzern sind beliebte Brutstätten. Um das Schlüpfen der Larven zu verhindern, sollten vor dem Winter alle Gefäße, in denen sich Wasser sammeln könnte, entfernt werden und Regentonnen oder Teiche über den Winter abgedeckt werden. Auch sogenannte Bti-Tabletten für Regenfässer mit einem Wirkstoff aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis israelensis können helfen. Der biologische Wirkstoff zerstört den Darm von Mückenlarven.
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