Prostatakrebs: Ursachen, Symptome, Behandlung
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Symptome treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Dank moderner Verfahren ist bei Prostatakrebs häufig eine meist schonende Behandlung möglich.
Die genaue Ursache für die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist nicht geklärt, aber mehrere Risikofaktoren sind bekannt: Der wichtigste Risikofaktor für Prostatakrebs ist das Alter. In Europa wird ein Prostatakarzinom gewöhnlich bei Männern über 65 Jahren diagnostiziert, es kann aber bereits in jüngeren Jahren auftreten. Jährlich erkranken in Deutschland über 70.000 Männer, 15.000 sterben daran. Wichtig zu wissen: Nicht jedes entdeckte Karzinom ist therapiebedürftig.
Die ethnische Zugehörigkeit spielt eine Rolle, denn Männer mit dunkler Hautfarbe haben ein doppelt so hohes Risiko, einen Prostatakrebs zu entwickeln wie Männer mit heller Hautfarbe. Asiatische Männer haben dagegen ein geringeres Risiko. Ein erhöhtes Risiko kann auch genetisch bedingt sein.
Wer nahe Verwandte hat, bei denen im Alter unter 60 Jahren ein Prostatakrebs festgestellt wurde, sollte über geeignete Früherkennungsmaßnahmen mit seiner Ärztin oder seinem Arzt sprechen. Und schließlich scheint auch die Ernährung ein Faktor zu sein, denn Männer mit Übergewicht oder Adipositas haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, einen Prostatakrebs zu entwickeln.
Prostatakrebs: Meist keine Symptome im Frühstadium
Anfangs macht ein Prostatakrebs nicht unbedingt mit Symptomen auf sich aufmerksam und wird in der Regel nur zufällig oder bei der Früherkennungsuntersuchung entdeckt.
Bei weiter fortgeschrittenem Prostatakrebs können unterschiedliche Symptome auftreten. Dazu gehören:
- Probleme beim Wasserlassen
- schwächerer Harnstrahl
- Blut im Harn
- Blut im Sperma
- Knochenschmerzen (meist im Rücken)
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- Schwierigkeiten, den Stuhlgang zu kontrollieren
- Erektionsstörung, auch als erektile Dysfunktion oder Potenzstörung bezeichnet
Probleme beim Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind meist eher durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die benigne Prostatahyperplasie (BPH), bedingt. Bei einem Prostatakrebs treten diese Symptome dagegen erst spät auf.
Früherkennung: Tastuntersuchung ungeeignet
Zur Früherkennung von Prostatakrebs wird Männern empfohlen, ab einem Alter von 45 Jahren jährlich einmal eine rektale Tastuntersuchung vornehmen zu lassen. Dabei führt die Ärztin oder der Arzt Finger mit Gleitgel in den Mastdarm ein, um die Hinterseite der Prostata abzutasten. Diese Untersuchung ist normalerweise nicht schmerzhaft, allenfalls spürt der Patient etwas Druck und einen kurzen Harndrang. Diese Untersuchung stößt allerdings auf geringe Akzeptanz bei den Männern. Eine Auswertung der Barmer Ersatzkasse aus dem Jahr 2019 zeigte, dass nur rund zwölf Prozent der Männer das Angebot nutzen.
Die Untersuchung ist seit 1971 Teil des Früherkennungsprogramms der gesetzlichen Krankenkassen. Die diagnostische Aussagekraft der rektalen Tastuntersuchung gilt allerdings seit Langem als gering. Eine aktuelle Studie, die Probase-Studie unterstreicht diese Annahme mit aktuellen Daten: Kleine Tumoren im Frühstadium sind bei der Untersuchung häufig noch nicht zu ertasten und bleiben unentdeckt. So wiegen sich Untersuchte in falscher Sicherheit. Gleichzeitig gibt es eine sehr hohe sogenannte Falsch-Positiv-Rate. Das heißt, verdächtige Befunde, die ertastet wurden, stellten sich nach einer Gewebeprobe (Biopsie) als harmlos heraus. Männer würden laut Expertinnen und Experten unnötig in Angst versetzt und einer unnötigen Untersuchung ausgesetzt.
Prostatakrebs-Screening: Wann ist der PSA-Wert sinnvoll?
Das Prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das nur von der Prostata hergestellt wird. Es lässt sich mit einem einfachen Labortest im Blut messen. Hohe PSA-Werte im Blut können darauf hinweisen, dass die Prostata ein Problem hat. Das kann ein Prostatakrebs sein, eine gutartige Vergrößerung der Prostata - oder auch nur eine Radtour über Kopfsteinpflaster, bei der der Fahrradsattel die Prostata kräftig massiert hat. Auch Entzündungen oder Sex können einen erhöhten PSA-Wert hervorrufen. Das PSA-Screening ist keine Kassenleistung, wird aber als IGeL-Leistung von Urologen angeboten. Wer seinen PSA-Spiegel regelmäßig messen lässt, kann die Gefahr, an Prostatakrebs zu sterben, deutlich verringern.
Andererseits fallen dabei auch viele eher harmlose Tumoren auf, die nicht behandelt werden müssten. Das führt nach Ansicht von Expertinnen und Experten dazu, dass viel zu häufig operiert wird und die Patienten dadurch unnötig dem Risiko für Komplikationen wie Inkontinenz oder Impotenz ausgesetzt werden. Zu häufig werde wegen eines einzelnen erhöhten Wertes biopsiert. Experten fordern deshalb, mit einem PSA-Screening im Alter zwischen 45 und 55 zu beginnen, um einen Ausgangswert für die weitere Zeit zu haben und eine Verlaufskontrolle zu starten. Denn rund 90 Prozent der Untersuchten haben in diesem Alter einen unauffälligen PSA-Wert (>1,5 ng/ml).
Nur ab Werten über 3 ng/ml sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Zu solchen Tests können eine Ultraschall-, CT-, MRT-Aufnahme oder eine Knochenszintigrafie gehören. Wird dabei ein verdächtiger Befund gemacht, sollte erst dann unter Ultraschallkontrolle eine gezielte Gewebeentnahme (Biopsie) mithilfe einer dünnen Nadel zur feingeweblichen Untersuchung auf Tumorzellen durchgeführt werden.
Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt Männern, sich umfassend über die Vor- und Nachteile der Prostatakrebs-Früherkennung zu informieren und im Rahmen einer Beratung mit ihrem Arzt selbst zu entscheiden, ob sie einen PSA-Test durchführen lassen möchten.
Stadieneinteilung beim Prostatakrebs
Um die Behandlungsstrategie festlegen zu können, muss zunächst geklärt werden, wie groß der Tumor ist und wie weit sich der Krebs bereits ausgebreitet hat. Dazu dient die Einteilung in Tumorstadien.
- Im Stadium 1 (T1) ist der Tumor noch klein und an einem Ort in der Prostata zu finden. In diesem Stadium ist er noch zu klein, um bei der Tastuntersuchung oder einer bildgebenden Untersuchung entdeckt zu werden.
- Im lokal begrenzten Stadium 2 (T2) ist der Tumor noch immer klein und auf die Prostata beschränkt, aber bereits tastbar.
- Im lokal fortgeschrittenen Stadium 3 (T3) ist der Tumor durch die Wand der Prostata gewachsen und es können sich Krebszellen in der direkten Nachbarschaft ausgebreitet haben.
- Im Stadium 4 (T4) ist der Tumor außerhalb der Prostata gewachsen. Tumorzellen haben sich zum Beispiel in der Blase, im Mastdarm oder im Beckenboden gebildet.
Ein Prostatakarzinom kann darüber hinaus in die Lymphknoten, die Knochen und Organe wie Leber, Lungen und Gehirn streuen und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. In diesem Fall spricht man von einem metastasierten Prostatakarzinom.
Wachstumseinstufung durch Tumorgrade
Während die Stadien Auskunft, über die Tumorgröße und die Ausbreitung der Krebszellen geben, bezeichnen die sogenannten Tumorgrade, wie schnell der Krebs wachsen und streuen könnte. Dabei weist ein niedrigerer Tumorgrad auf einen langsamer wachsenden und ein höherer auf einen schneller wachsenden Krebs hin. Beim Prostatakarzinom wird zur Einteilung vor allem der sogenannte Gleason-Score verwendet. Er wird nach der pathologischen Untersuchung des bei der Biopsie entnommenen Tumorgewebes festgelegt. Eine andere Einstufung ist die ISUP-Klassifikation.
Behandlung von Prostatakrebs: Therapien im Überblick
Früh erkannt ist Prostatakrebs gut behandelbar, vor allem dann, wenn er noch nicht gestreut hat. Die wichtigsten Therapieverfahren sind die Überwachung von Krebs, Active Surveillance oder Aktive Überwachung, minimalinvasive, roboterassistierte oder offene Operationen zur Entfernung der Prostata, Brachytherapie (interne Bestrahlung), externe Bestrahlung sowie bei einem sehr fortgeschrittenen oder schon metastasierendem Tumor die Hormontherapie.
Manche Prostatakrebsarten können über viele Jahre „ruhen“ und nicht zu Beschwerden, Metastasen oder zum Tod führen. Dabei kann es ausreichen, deren Entwicklung abzuwarten und erst dann eine Behandlung einzuleiten, wenn die Erkrankung fortschreitet.
Bei einem örtlich begrenzten Prostatakrebs wird meist die gesamte Prostata behandelt, also vollständig entfernt oder bestrahlt. Das ist erforderlich, weil in mehr als 80 Prozent der Fälle bereits viele kleine Tumorherde über das gesamte Organ verteilt sind (multifokaler Tumor).
Wird ein Prostatakrebs so früh erkannt, dass er auf nur einen Tumorherd oder ein einzelnes Areal begrenzt zu sein scheint, kann auch eine sogenannte fokale Therapie durchgeführt werden. Dabei wird nur der Tumorherd oder das betroffene Areal der Prostata behandelt.
Für die fokale Therapie gibt es verschiedene Behandlungsverfahren, die aber nicht in allen Kliniken zur Verfügung stehen und in den Behandlungsleitlinien noch als experimentelle Verfahren aufgeführt sind. Dazu gehören der hochintensive, fokussierte Ultraschall (HIFU), die Photodynamische Therapie mit Laserfasern (TOOKAD), die Kryotherapie und die Irreversible Elektroporation (IRE/Nanoknife).
Eine fokale Therapie der Prostata wird vor allem bei einem kleinen Tumorherd mit niedrigem Gleason-Wert erwogen. Bei diesen Methoden besteht ein leicht geringeres Risiko, dass bei der Behandlung auch Nervenbündel, Schließmuskel oder Darmwand Schaden nehmen. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass nicht alle Krebsherde erkannt und behandelt werden. Zur Therapie gehört deshalb auch langfristig eine regelmäßige Nachsorge, um weiterwachsende Tumore möglichst früh zu entdecken und zu behandeln.
Hoffnungsträger bei der Prostatakrebs-Behandlung ist die Endoradiotherapie. Dabei wird der Tumor von innen mithilfe eines radioaktiven Medikaments bestrahlt. Die Behandlung ist in den USA bereits zugelassen, in Europa allerdings noch nicht.
Lebenserwartung bei Prostatakrebs
Wird das Prostatakarzinom früh entdeckt, ist der Krebs heilbar. Wird die Erkrankung erst spät entdeckt und nicht gestoppt, breitet sich der Krebs aus. Das metastasierten Prostatakarzinom ist nicht heilbar. Bei der palliativen Behandlung steht die Bekämpfung der Schmerzen durch die Metastasen im Mittelpunkt. Wie lange Betroffene überleben, hängt von der Aggressivität des Krebses ab und wo sich die Metastasen im Körper befinden. Nicht selten können Männer mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom dank des medizinischen Fortschritts noch viele Jahre gut leben.
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