Ein Mann hält seine zitternde Hand, vor ihm ein Wasserglas. © IMAGO / Depositphotos

Parkinson: Therapie mit Medikamenten, Operation und Sport

Stand: 03.12.2024 11:12 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Die Behandlung bei Morbus Parkinson sollte früh beginnen, um die Nervenerkrankung aufzuhalten. Im Einsatz sind Medikamente und Physiotherapie für Mobilität, dazu Hirnschrittmacher-OPs gegen starkes Zittern.

Bei Morbus Parkinson mangelt es im Gehirn am Botenstoff Dopamin, der für flüssige Bewegungen gebraucht wird. Medikamente können diesen Mangel ausgleichen. Das deutliche Zittern (Tremor) entsteht, wenn Nervenzellen im Gehirn zugrunde gehen und das neuronale Netzwerk gestört ist, das für ruhige Hände sorgt. Tiefe Hirnstimulation und Ultraschall-Therapie wirken hier gegen das Zittern. Und sowohl gesunde Ernährung als auch die richtige Bewegung haben großen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.

Therapie: Medikamente ersetzen fehlendes Dopamin

Zur Therapie der Parkinson-Krankheit stehen mehrere Gruppen von Medikamenten zur Verfügung. Ihnen gemeinsam ist, dass sie über unterschiedliche Mechanismen den Spiegel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn wieder erhöhen und so vor allem die motorischen Symptome der Erkrankung - allen voran das Zittern - reduzieren sollen. Die medikamentöse Therapie kann die Bewegung verbessern, die Erkrankung aber nicht heilen. Zudem lässt die Wirksamkeit der Medikamente mit der Dauer der Einnahme oft nach, sodass es zu Schwankungen im Tagesverlauf kommt. Auswahl und Dosierung der Präparate erfolgen individuell. Folgende drei Wirkstoffgruppen gelten als Mittel der ersten Wahl:

  • Das am stärksten wirksame Medikament bei vergleichsweise geringen Nebenwirkungen ist Levodopa, auch L-Dopa genannt. Dabei handelt es sich um eine Dopaminvorstufe. Sie überwindet die Blut-Hirn-Schranke und wird im zentralen Nervensystem in wirksames Dopamin umgewandelt.
  • Eine andere wichtige Wirkstoffgruppe sind die sogenannten Dopaminagonisten. Sie wirken wie das körpereigene Dopamin, können aber Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Halluzinationen bis hin zur Psychose verursachen.
  • Auch eingesetzt werden können sogenannte MAO-Hemmer. Sie hemmen den Abbau des körpereigenen Dopamins und sorgen so für einen höheren Spiegel des Neurotransmitters. Zu beachten ist bei ihrem Einsatz, dass sie nicht mit einigen Antidepressiva kombiniert werden sollten.

Mit einer Pumpentherapie können Medikamente auch über eine durch die Bauchdecke geführte PEG-Sonde verabreicht werden. Für die richtige Dosierung sorgt dann eine elektronisch gesteuerte Pumpe.

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Hirnschrittmacher: OP soll Zittern lindern

Bei der tiefen Hirnstimulation setzen Neurochirurgen dünne Stimulationselektroden (Hirnschrittmacher) in bestimmte Hirnareale ein. Die elektrischen Impulse sollen insbesondere das Zittern lindern. Im Allgemeinen wird die tiefe Hirnstimulation erst eingesetzt, wenn die medikamentöse Therapie keine ausreichende Wirkung zeigt.

Unter Vollnarkose wird zunächst eine Kernspintomografie (MRT) durchgeführt. Während der Operation müssen die Betroffenen dann zeitweise wach sein, um die Besserung der Symptome während der Stimulation genau austesten zu können. Im Anschluss werden die Elektroden mit einem Steuergerät - dem Hirnschrittmacher - verbunden, der unterhalb des Schlüsselbeins implantiert wird. Einige Tage nach der OP wird das Gerät erstmals eingeschaltet und nachjustiert. Eine Feinjustierung ist jederzeit möglich, um das beste Ergebnis zu erreichen.

Neues Therapie-Verfahren: Mit Ultraschall gegen Parkinson

Ein recht neues Therapieverfahren bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit ist die Magnetresonanz-gestützte fokussierte Ultraschallbehandlung (MRgFUS). Dabei werden Ultraschallwellen im Zielgewebe so stark gebündelt, dass sie es erhitzen und gezielt zerstören. Auch diese Therapie konzentriert sich auf einen kleinen Knotenpunkt tief im Gehirn.

Durch die Behandlung entstehen winzige Narben in den Faserbahnen des Gehirns, im sogenannten Tremornetzwerk. Das soll das Zittern verringern. Über einen Spezialhelm werden mehr als tausend Ultraschallwellen aus vielen Richtungen ins Gehirn geleitet und exakt auf das Tremornetzwerk fokussiert. Während der Behandlung liegen die Betroffenen bei vollem Bewusstsein im MRT - so können die Ärztinnen und Ärzte am Monitor exakt verfolgen, welche Hirnregionen wie stark erwärmt werden.

Ultraschall setzt gezielte Narben gegen das Zittern

Die Patientin oder der Patient wird dann durch Aufgaben und Übungen dazu gebracht, maximal zu zittern. Mehrere Erwärmungsphasen sind nötig, um die Narben im Gehirn zu setzen. Jedes Mal wird die Temperatur um Nuancen erhöht, danach erfolgt eine Kontrolle des Behandlungseffekts, aber auch möglicher Nebenwirkungen wie Sprachstörungen, Schwäche oder Taubheit. Bei der Therapie geht es nicht darum, das Zittern komplett auszuschalten. Ziel ist, das Zittern weitestmöglich zu reduzieren, ohne schlimmere Nebenwirkungen zu riskieren.

Auch wenn das Verfahren ohne Skalpell, Sonden und Bohrer auskommt, ist es keinesfalls ohne Risiko, denn der Eingriff lässt sich nicht rückgängig machen: Einmal zerstörte Zellen im Gehirn kommen nicht zurück. Aktuell empfiehlt die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie dieses Verfahren nur im Rahmen von Studien oder Registern durchzuführen.

Bewegung beeinflusst Krankheitsverlauf positiv

Zahlreiche Studien belegen, dass Sport sehr wirkungsvoll gegen Parkinson ist: Mit ihm ist der Verlauf der Erkrankung oft günstiger zu beeinflussen als mit Medikamenten allein. Bereits im Anfangsstadium lassen sich die Symptome der Parkinson-Erkrankung durch intensives Training verbessern und im weiteren Verlauf der Krankheit können Betroffene durch gezieltes Training sogar bereits verlorene Fähigkeiten wiedererlangen. Eine Rolle spielen außerdem Freizeitaktivitäten wie Malen, Tanzen und das Erlernen neuer Bewegungsformen mit weit ausholenden Bewegungen, wie Tai Chi.

Für Parkinson-Erkrankte sind Sportarten mit fließenden Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren und Joggen besonders geeignet, bewährt hat sich auch Tischtennis. Wichtig ist, dass Parkinson-Erkrankte jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen, denn das Gehirn verlernt die neu erworbenen Fähigkeiten schnell wieder. Sport kann auch vorbeugend wirksam sein: Wer im mittleren Lebensalter regelmäßig Sport treibt, senkt sein Risiko, später an Parkinson zu erkranken.

BIG-Therapie für Parkinson-Erkrankte

In den ersten Stadien der Parkinson-Krankheit kann die Bewegungstherapie BIG zum Einsatz kommen. Die Übungen mit großen, fließenden Bewegungen stimulieren ungenutzte Bereiche des Gehirns. Durch intensives Wiederholen und eine ständige Erfolgskontrolle lernen Betroffene, Bewegungen wieder bewusst im Alltag einzusetzen. Durch die Therapie werden Bewegungen schneller und präziser, auch das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung werden gefördert. Die Effekte halten mehrere Wochen bis Monate an.

Expertinnen und Experten aus dem Beitrag

Prof. Dr. Daniela Berg, Neurologin

Direktorin der Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
https://www.uksh.de/neurologie-kiel

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 03.12.2024 20:15 Uhr

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