Arzt hält Hände einer Parkinson Patientin © fotolia Foto: Ocskay Mark

Parkinson: Welche Rolle spielt die Ernährung?

Stand: 07.03.2022 12:05 Uhr

Parkinson gilt als unheilbar. Studien zeigen nun aber, dass die richtige Ernährung der Erkrankung vorbeugen und ihren Verlauf möglicherweise sogar verlangsamen kann.

Morbus Parkinson ist eine bisher unheilbare Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn fortschreitend zugrunde gehen. Jetzt zeigen immer mehr Studien, dass man mit der richtigen Ernährung sein Risiko für Morbus Parkinson senken kann - und vermutlich sogar den Krankheitsverlauf beeinflussen kann.

Mediterrane Küche kann Parkinson-Verlauf mildern

Viel frisches Grünzeug und andere gesunde Zutaten: Rund um das Mittelmeer weckt die Küche nicht nur Urlaubsgefühle, sondern ist mit viel Gemüse, Öle mit ungesättigten Fettsäuren, Fisch, Hülsenfrüchten und wenig Fleisch auch besonders gesund. Immer mehr Studien legen nahe, dass diese Art der Ernährung auch den Verlauf von Morbus Parkinson verlangsamen und sogar das Risiko senken kann, überhaupt daran zu erkranken.

Morbus Parkinson beginnt oft ohne Symptome

Die Parkinson-Krankheit beginnt still und langsam, lauert viele Jahre bereits im Körper, bevor sie mit Zittern oder erstarrender Mimik sichtbar wird. Gerade in dieser Phase ist eine gesunde Ernährung von entscheidender Bedeutung. Expertinnen und Experten vermuten, dass es in dieser Frühphase noch möglich ist, besonders positiv auf die Erkrankung einzuwirken.

Beginnt Parkinson im Darm?

Forschende gehen mittlerweile davon aus, dass Parkinson zumindest bei einem Teil der Menschen mit Veränderungen im Darm beginnt. Eine Erklärung könnte sein, dass Stoffe aus dem Darm ins Gehirn wandern und dort eine oder schädliche Wirkung entfalten können. Auch wenn vieles noch unklar ist, gilt der Austausch von Botenstoffen zwischen Darm und Gehirn als sicher. Sie können über das Blut oder Nervenbahnen aus dem Darm bis ins Gehirn wandern. Man spricht dabei von der sogenannten Darm-Hirn-Achse.

Parkinson-Patienten haben oft Darmbeschwerden

Bisher ist bekannt: Der Darm von Parkinsonpatientinnen und -patienten ist verändert. Viele Betroffene klagen schon Jahre, bevor sich die typischen Symptome zeigen, über Verdauungsprobleme wie starke Verstopfung.

Auch die Zusammensetzung des Mikrobioms, also der Gemeinschaft der Darmbakterien, ist bei Menschen mit Morbus Parkinson verändert, zeigen Studien. Normalerweise verwandeln die nützlichen Darmbewohner unser Essen in Nährstoffe, aber es gibt auch Darmbakterien, die krank machen können, wenn das Gleichgewicht gestört ist. Bei Menschen mit Parkinson überwiegen zum Beispiel oft Bakterien, die die Darmwand durchlässig machen. Entzündungsfördernde Stoffe können dann ins Blut gelangen.

Parkinson-Therapie: Lebensmittel schützen Nervenzellen

Ein möglicher Behandlungsansatz ist, den Darm mit einer bestimmten Ernährung so früh wie möglich wieder ins Lot zu bringen und so das Darmmikrobiom gewissermaßen umzuprogrammieren. Zudem weisen viele Betroffene einen Nährstoffmangel auf, vor allem Vitamin D, Folsäure und Vitamin B12 sollten kontrolliert werden.

Studien zeigen, dass bestimmte Lebensmittel Nervenzellen schützen können.

Gut sind:

  • Gemüse
  • Vollkorn
  • Polyphonole (aus Olivenöl, Grüntee und roten Beeren)

Schlecht sind:

  • Fertiggerichte
  • gesättigte Fette
  • zu viel Zucker

Wer auf Fleisch nicht verzichten mag, sollte zumindest auf weißes Fleisch setzen, also auf Geflügel statt Rind oder Schwein.

Wechselwirkungen von Ernährung und Medikamenten

Aber nicht nur das, was man isst, ist wichtig. Auch der Zeitpunkt ist von Bedeutung, denn einige Parkinson-Medikamente dürfen nicht mit bestimmten Lebensmitteln zusammen eingenommen werden. Wer das Standardmedikament gegen Morbus Parkinson, L-Dopa, einnimmt, darf das nicht zusammen mit eiweißhaltigen Speisen tun, denn dann wirkt das Medikament schlechter. Deshalb sollten Betroffene immer eine Pause vor und nach der Tabletten-Einnahme machen.

Hilft Intervallfasten gegen Parkinson?

Eine Studie prüft derzeit, ob sich das Darmmikrobiom durch sogenanntes Intervallfasten normalisieren lässt. Eine Woche essen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur Gemüsebrühe, danach machen sie ein Jahr lang große Pausen zwischen den Mahlzeiten. Viele Teilnehmer berichten über vorübergehend nachlassende Symptome und eine bessere Lebensqualität. Das Endergebnis der Studie steht noch aus.

Expertinnen und Experten zum Thema 

 

Weitere Informationen
Die Zeichnung eines Gehirns liegt in zwei Händen vor türkisem Hintergrund. © IMAGO / Wirestock Foto: IMAGO / Wirestock

Parkinson: Symptome, Verlauf, Ursache und Behandlung

Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Was hilft gegen das Zittern? mehr

Zutaten aus der Mittelmeerküche © Colourbox Foto: JuNiArt

Mediterrane Küche: Leckere und gesunde Ernährung

Die Grundlagen sind vor allem Gemüse, Salat, frisches Obst, Nüsse, dazu wenig Fleisch, viel Fisch und Meeresfrüchte. mehr

Dieses Thema im Programm:

Visite | 08.03.2022 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

Gehirn

Darm

Ernährung

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?