Lachgas als Droge: Gefahren durch Wirkung und Nebenwirkungen
Lachgas ist eine beliebte Partydroge und frei verkäuflich, beispielsweise in Form von Sahnekapseln. Überdosiert birgt das Betäubungsgas Gesundheitsrisiken: Sauerstoffmangel, Erfrierungen und neurologische Schäden drohen.
Lachgas ist ein farbloses Gas. Sein Geruch ist leicht süßlich. Das Lachgas-Molekül besteht aus zwei Stickstoffatomen und einem Sauerstoffatom, der wissenschaftliche Name ist Distickstoffmonoxid (N2O). Lange bekannt ist es als sanftes Narkosemittel beim Zahnarzt, mittlerweile wird es aber auch als Party-Droge missbraucht. Dabei wird das Gas aus einem Ballon oder einer Gaspatrone inhaliert, um einen kurzzeitigen Rauschzustand zu erzeugen.
Lachgas ist auch ein starkes Treibhausgas. Es hat schätzungsweise einen Anteil von zehn Prozent an der globalen Erwärmung. Hauptquelle für menschengemachte Emissionen ist die intensiv betriebene Landwirtschaft.
So wirkt Lachgas
Lachgas wirkt auf verschiedene Prozesse im Körper und im Gehirn. Im Gewebe sorgt es für eine verbesserte Sauerstoffversorgung und für eine Weitung der kleinen Blutgefäße. Dadurch kommt es zu einer besseren Durchblutung. Im Gehirn aktiviert Lachgas Opioidrezeptoren, dadurch werden Schmerzreize gedämpft und körpereigene Endorphine ausgeschüttet. Dazu kommt: Lachgas verstärkt hemmende Nervensignale und sorgt dadurch für eine Reduzierung von Ängsten und ein Gefühl der Entspannung. Als Rauschmittel wirkt Lachgas für einige Minuten euphorisierend.
Wie gefährlich ist Lachgas?
Je nach Anwendungsgebiet kann Lachgas bei einer medizinischen Behandlung helfen oder auch schwere gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen herbeiführen:
- Lachgas als Betäubungsmittel: Als mildes, nebenwirkungsarmes Betäubungsmittel wird Lachgas heute vor allem in der Zahnmedizin genutzt. Neben der entspannenden und angstlösenden Wirkung schätzen Zahnärzte auch die Hemmung des Würgereizes. Von Vorteil ist die nur kurz anhaltende Wirkung: Im Gegensatz zu anderen Betäubungsmitteln sind die Patienten unmittelbar nach der Behandlung wieder einsatzfähig. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen eine Sedierung mit Lachgas in der Regel nicht. Dass es kaum zu Nebenwirkungen kommt, hat vor allem damit zu tun, dass Lachgas heute sehr genau dosiert werden kann, und zusammen mit Sauerstoff verabreicht wird.
- Lachgas als Droge aus der Sahnekapsel: Als Rauschmittel wird Lachgas ohne Beimischung von Sauerstoff konsumiert - meist aus kleinen Gaskartuschen, die für das Aufschäumen von Sahne hergestellt und verkauft werden. Seit circa 2017 ist Lachgas zunehmend auch in größeren Zylindern für den Gebrauch als Party-Droge an Kiosken oder Automaten erhältlich. Abhängig von der Häufigkeit des Konsums und der Menge - möglicherweise auch von Vorerkrankungen und individuellen Faktoren - kann es zu zahlreichen, auch gefährlichen Nebenwirkungen und Überdosierungen kommen.
Unterschiede zwischen Lachgas und Helium
Der Konsum ist zwar äußerlich ähnlich - ein Gas wird über einen Luftballon inhaliert - die Wirkung von Lachgas im Vergleich zu Helium ist aber sehr unterschiedlich. Während Lachgas wegen der euphorisierenden Wirkung konsumiert wird, verändert das Inhalieren von Helium lediglich die Stimme ("Micky-Maus-Stimme"). Gemeinsam ist beiden Anwendungen, dass die Wirkung nur sehr kurz anhält.
Welche Nebenwirkungen kann Lachgas verursachen?
Der Konsum von Lachgas kann ganz unmittelbare Schäden für die Gesundheit haben, aber auch langfristige Folgen nach sich ziehen. Zu diesen schädlichen Nebenwirkungen und Effekten von Lachgas gehören vor allem:
- Erfrierungen: Das Gas in den Gasbehältern verschiedener Größen ist komprimiert, bei Austritt sinkt die Temperatur rapide auf bis zu minus 55 Grad Celsius. Dadurch kann es zu Erfrierungen an Händen, Lippen, Mund und Lungen kommen. Besonders riskant ist das Inhalieren des Gases direkt aus Gaskartuschen oder Zylindern. Dabei kann auch die Temperatur an der Oberfläche des Gasbehälters sinken. In Kombination mit dem herabgesetzten Schmerzempfinden kann es so zu schweren Erfrierungen kommen. Auch wenn sich zunächst nur kleine Rötungen zeigen, können die Erfrierungen schwerwiegend sein und Hauttransplantationen erforderlich machen. Eine sofortige Behandlung verbessert die Heilungschancen. Der erhöhte Druck des komprimierten Gases kann außerdem zu Verletzungen der Lunge (Lungenrissen) führen. Größere Zylinder bergen besondere Verletzungsrisiken.
- Sauerstoffmangel: Durch die Verdrängung von Sauerstoff aus der Lunge beim Inhalieren des puren Gases kann es zu Bewusstlosigkeit, Lähmungen und Hirnschäden kommen. Schwindel, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprobleme können als Folge auftreten. Gefährlich ist vor allem die Anwendung über Gesichtsmasken und mittels Plastiktüten, um die Wirkung des Rauschgefühls zu verlängern. Der Lachgaskonsum in geschlossenen Räumen - zum Beispiel einem Auto ohne entsprechende Belüftung - ist besonders riskant. Übelkeit wird häufig als eine Nebenwirkung des Konsums beschrieben.
- Neurologische Schäden: Beschwerden können sich akut oder langfristig zeigen - Symptome sind zum Beispiel Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle an Händen und Füßen, Inkontinenz oder Impotenz. Es wird auch ein Zusammenhang mit dem Auftreten von psychotischen Episoden und kognitiven Einschränkungen vermutet.
Medizinische Behandlung bei Lachgas-Schäden
Wichtig ist die Einleitung einer zeitnahen Behandlung, um die Wirkung von Lachgas auf Vitamin B12 und den Homocystein-Stoffwechsel (wichtig für die Gesundheit von Gefäßen) zu neutralisieren. Hintergrund: Bei chronischem Gebrauch kann Lachgas Vitamin B12 inaktivieren. Dadurch entsteht ein Krankheitsbild, das dem eines schweren Vitamin B12-Mangels ähnelt. Es kommt zu neurologischen Schäden - von Müdigkeit und Blutarmut bis hin zu Taubheitsgefühl in Händen und Füßen, Lähmungserscheinungen oder einer Rückenmarksschädigung. Da es sich aber nicht um einen echten Vitamin-B12- Mangel handelt (wie er zum Beispiel nach Jahren streng veganer Lebensweise vorkommen kann), sondern die Funktion des Vitamins betroffen ist, lässt sich das Krankheitsbild durch Bluttests allein nicht nachweisen. Umso wichtiger ist es, seinen Ärzten chronischen oder gelegentlichen Lachgaskonsum nicht zu verschweigen.
Wo ist Lachgas legal?
Lachgas ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff E 942 zugelassen. Es wird in Deutschland legal in kleinen Kartuschen (Sahnekapseln) und in Zylindern verschiedener Größe verkauft. Aufgrund der zahlreichen, teils schwerwiegenden Risiken wurde Lachgas in Großbritannien, Dänemark und der Schweiz bereits als Droge eingestuft, in Frankreich ist der Verkauf an Minderjährige verboten. Ein solches Verbot und weitere Einschränkungen für Hersteller und Handel sind auch in Deutschland geplant.
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