Handekzem: Entzündete, rissige Hände richtig behandeln

Stand: 04.12.2023 12:51 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Handekzeme sind die häufigste Berufskrankheit, zum Beispiel im Pflege- oder Beautybereich, ausgelöst durch Reizstoffe oder Allergene. Mit Salben und Medikamenten lassen sich Handekzeme behandeln.

Bestimmte Reizstoffe, wie häufiger Kontakt mit Wasser, Seifen, Reinigungs- und Lösemitteln, aber auch Kosmetika oder Pflanzenpollen können ein Handekzem auslösen. Gesunde Haut verfügt über eine natürliche Schutzbarriere: die Hornschicht. Wird diese ständig durch aggressive Stoffe und auch Wasser gereizt, lässt die Schutzfunktion nach. Die körpereigene Abwehr reagiert über und die Haut entzündet sich.

Symptome: Trockenheit, Rötung, Juckreiz, Bläschen

Typische Symptome für ein Handekzem sind trockene, schuppige oder gerötete Haut, die stark jucken und spannen kann. Bei einem akuten Handekzem kommt es plötzlich zu Rötung, Juckreiz und Bläschenbildung. Ein chronisches Handekzem äußert sich durch Hautrötung, Schwellungen, Juckreiz, Schmerzen - schließlich kommt es zu Fissuren (Risse), Rhagaden (spaltförmige Einrisse) und starker Verhornung (Hyperkeratosen) der Haut. Oft verläuft die Erkrankung in Schüben. In der kalten Jahreszeit kann sich ein Handekzem verschlimmern, da die Talgdrüsen dann weniger schützende Fette produzieren.

Weitere Informationen
Vera Cordes im Gespräch mit Dr. Julia Maerker Stroemer. © Screenshot
5 Min

Trockene Haut: Welche Pflege hilft?

Warum ist die Haut im Winter besonders empfindlich? Wie können welche Cremes helfen? Wer muss besonders auf seine Haut achten? Die Expertin gibt Tipps. 5 Min

Handekzem: Ursachen und Diagnose

Es gibt verschiedene Ursachen für Handekzeme - beispielsweise können sich spezielle Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Schuppenflechte und Hautpilz als Ekzem an den Händen zeigen. Auch Allergien und Kontaktallergien können Handekzeme verursachen. Außerdem kann der regelmäßige Kontakt mit Reizstoffen die Haut so irritieren , dass ein Handekzem die Folge ist.

  • Veranlagung/Atopie: Menschen mit Neurodermitis und Allergien sind besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln. Bei ihnen ist die Hautbarriere schwächer, sodass sie auf Allergene wie Pollen, Staub, Milben, Chlor, Duftstoffe oder Tierhaare, aber auch auf Auslöser wie Kälte, Stress oder Wind überempfindlich reagieren, was zu Ekzemen führen kann. Daher kann es wichtig sein, bei einem Kontaktekzem auch eine Allergiediagnostik mit Pricktest durchzuführen.
  • Kontaktallergie: Auch ohne Allergieneigung kann es zu sogenannten Kontaktallergien kommen, dabei spielen oft reizende Stoffe wie Nickel, Chrom, Duftstoffe, Klebstoffe, Farb- und Konservierungsstoffe oder Latex eine Rolle. Beschwerden wie Rötungen und Juckreiz treten nicht unmittelbar, sondern mit einer Verzögerung von ein bis drei Tagen auf. Zuerst zeigen sich die Symptome nur an der Kontaktstelle - später können sie dann auch großflächiger auftreten. Um die auslösenden Stoffe zu finden und sie dann gezielt vermeiden zu können, ist ein Epikutantest (Pflaster-Allergietest) nötig.
  • Dauerreiz (irritativ-toxisch): Auch ohne Allergien oder Hauterkrankungen können Ekzeme durch den Dauerreiz mit verschiedenen, die Haut stressenden Substanzen und Vorgänge entstehen - zum Beispiel durch häufiges Händewaschen mit Seife und Wasser oder einem feuchten Milieu in einem Arbeitshandschuh. Aber auch der direkte Hautkontakt mit Säuren und Laugen kann zu Ekzemen führen. Außerdem kann die Hautbarriere unter Druck und Abrieb, wie zum Beispiel bei handwerklichen Tätigkeiten, leiden.

Handekzeme: Behandeln mit Salbe, Tabletten oder UV-Licht

Die Behandlung von Handekzemen hängt von Ursache und Schweregrad der Erkrankung ab - folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Rückfettende Cremes und milde Waschlotionen, um die Hautbarriere zu stärken
  • Medikamente, wie zum Beispiel kortisonhaltige Tabletten und Salben
  • In schweren Fällen kann das Ekzem mit UV-Strahlen bestrahlt werden (Phototherapie), um das Abheilen zu beschleunigen.
  • Vermeiden der auslösenden Substanzen
  • Verwenden von Handschuhen und anderen Schutzmaßnahmen, um den Kontakt mit reizenden Stoffen zu verhindern

Infektionen und chronische Erkrankung verhindern

Um zu verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern, es zu Infektionen kommt oder die Erkrankung chronisch wird, ist die konsequente Behandlung eines Handekzems unumgänglich - auch in Intervallen mit weniger Beschwerden. Zu den therapeutischen Maßnahmen gehört auch die Schulung von Berufstätigen in gefährdeten Bereichen. Sie sollten genau wissen, welche Cremes und Schutzmaßnahmen wann und wie zu verwenden sind, um Handekzeme zu vermeiden.

Handekzem als Berufskrankheit anerkannt

Seit 2021 ist die Anerkennung des Handekzems als Berufskrankheit vereinfacht worden, damit Betroffene rasch konsequente Behandlungen und Schulungen erhalten, um der Arbeitsunfähigkeit möglichst zu entgehen. Daher sollten berufsbedingte Handekzeme sofort dem Träger der Gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft, Unfallkasse) gemeldet werden. Dann besteht auch die Möglichkeit, dass die Basispflege bezahlt wird - außerdem fallen für Betroffene keine Rezeptgebühren an.

Expertinnen und Experten zum Thema:

Dr. Julia Maerker-Stroemer, Hautarztpraxis im Krohnstiegcenter

Dermatologin
Hautarztpraxis im Krohnstiegcenter
Krohnstieg 41- 43
22415 Hamburg

 

Weitere Informationen
Eine junge Frau mit einem T-Shirt kratzt sich am Oberarm. © fotolia.com Foto: Adiano

Trockene Haut: Was hilft im Winter?

Kälte und Heizungsluft können die Haut im Winter austrocknen, sie juckt und ist gerötet. Dagegen hilft die richtige Pflege. mehr

Eine aeltere Frau sitzt am 27.03.2018 in einer Wohnung in Hamburg und betrachtet ihr Gesicht im Spiegel (gestellte Szene). Foto: Christin Klose © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Kollagen als Pulver und Kapsel: Wirkung für Gelenke und Haut?

Im Alter produziert der Körper immer weniger Kollagen - die Haut wird faltig, die Gelenke schwach. Helfen Kollagen-Präparate? mehr

Hände einer älteren Frau, die einen Igelball hält. © fotolia Foto: blauviolette

Raynaud-Syndrom: Weiße Finger bei Kälte

Wenn die Hände bei Kälte weiß werden und schmerzen, kann es sich um das Raynaud-Syndrom handeln. mehr

 

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 05.12.2023 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

Haut

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?