Ein Augenarzt untersucht einen Patienten. © Colourbox Foto: Phovoir

Grüner Star: Symptome und Behandlung beim Glaukom

Stand: 03.07.2023 08:29 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Das auch Grüner Star genannte Glaukom gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Sehnervs. Augentropfen, Lasereingriffe und OPs können helfen. Anfangs spüren Betroffene meist kaum Symptome.

Ein Glaukom ist in Deutschland die häufigste Ursache einer dauerhaften Erblindung. Als Ursache für den kontinuierlichen Verlust von Nervenfasern und zunehmende Gesichtsfeldausfälle gilt ein zu hoher Augeninnendruck. Der normale Augeninnendruck liegt bei 10 bis 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Ursachen des Grünen Stars

Im vorderen Bereich des Auges, der mit Flüssigkeit gefüllt ist, entsteht ständig frisches Kammerwasser - eine Art Nährlösung, die die Linse versorgt. Durch die Pupille gelangt das Wasser in die vordere Augenkammer, wo sich das Trabekelwerk befindet. Das Trabekelwerk besteht aus vielen kleinen Kanälen, die das Kammerwasser aus dem Auge in den sogenannten Schlemm-Kanal leiten. Durch diesen verlässt das Kammerwasser das Auge und fließt nach außen ab, wo es in den Blutkreislauf aufgenommen wird. So bleibt der Druck im Auge konstant.

Ist der Abfluss durch das Trabekelwerk gestört oder wird zu viel Flüssigkeit produziert, kommt es zu einem Stau des Kammerwassers. Dadurch steigt der Druck im Auge und auf den Sehnerv: Der Nerv stirbt langsam ab, das Auge erblindet.

Symptome: Augenschmerzen oder Kopfschmerzen

Anfangs verursacht ein Grüner Star in der Regel kaum Symptome, im weiteren Verlauf kommt es zu Gesichtsfeldausfällen (Skotomen), Augenschmerzen oder Kopfschmerzen. Beim auch als Glaukomanfall bezeichneten akuten Glaukom treten Symptome wie plötzliche Sehstörungen, eine Verhärtung des Augapfels, starke Kopf- und Augenschmerzen, gerötete Augen sowie Übelkeit auf.

Glaukom: Behandlung bei Grünem Star

Um den Verlust des Sehvermögens abzuwenden, muss ein Glaukom möglichst früh erkannt und behandelt werden. Tückisch ist, dass die Betroffenen von einem Glaukom nichts spüren. Es fällt erst bei der Untersuchung beim Augenarzt auf. Im Alter ab 40 sollte der Augeninnendruck deshalb alle drei Jahre kontrolliert werden, bei Glaukomen in der Familie bereits ab 35 Jahren und in kürzeren Abständen. Auch bei Diabetes und erlittenen Augenverletzungen ist das Risiko erhöht, sodass der Arzt das Auge öfter kontrollieren sollte.

Diagnose: Untersuchungen zur Früherkennung des Glaukoms

Zur Früherkennungsuntersuchung gehören:

  • ein Sehtest,
  • die Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie),
  • eine Spiegelung des Augenhintergrundes, um Schädigungen der Netzhaut oder des Sehnervkopfes zu erkennen.

Die Früherkennungsuntersuchung müssen Gesunde allerdings als sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlen. Erst wenn die Diagnose Glaukom besteht, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die fälligen Untersuchungen.

Augentropfen oder Operation gegen Glaukom

Ist der Augendruck stark erhöht, der Sehnerv aber noch nicht geschädigt, kommen drucksenkende Augentropfen zum Einsatz. Sie sind risikoarm und wirksam, können aber auch Nebenwirkungen wie gereizte, trockene Augen verursachen. Betroffene müssen manchmal mehrmals täglich tropfen.

Reichen drucksenkende Tropfen nicht aus, hilft eine relativ aufwendige Operation, die sogenannte Trabekulektomie, die über eine kleine Bindehautöffnung und einen Schnitt in die Lederhaut den Abfluss wiederherstellt. Allerdings kann es durch den Schnitt in der Lederhaut zu Vernarbungen kommen.

Glaukom-Operation mit Stent

Bei einigen Erkrankten können winzige Röhrchen ("Stents") den Augendruck senken und dadurch die Ursache des Glaukoms beseitigen. Unter örtlicher Betäubung führt der Augenarzt über eine winzige Öffnung in der Bindehaut einen oder zwei Stents mit einem Instrument bis in den Winkel der vorderen Augenkammer, zwischen Linse und Hornhaut, ein. Dort kann das Kammerwasser abfließen. Ein Einschnitt in die Lederhaut ist nicht erforderlich, der Eingriff ist kürzer und weniger invasiv, die Erkrankten haben keine geröteten Augen und erholen sich schneller.

Mini-Stent nicht für jeden geeignet

Ein Mini-Stent eignet sich für Betroffene, deren Glaukom noch nicht weit entwickelt ist und deren Augendruck weniger als 30 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) beträgt. Weil bei dem Eingriff fast keine Blutungen entstehen, eignet sich das Verfahren auch für ältere Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen. Außerdem lässt sich das Einsetzen der Stents gut mit einer Operation gegen den Grauen Star kombinieren.

Da es eine geringe Gefahr gibt, die Linse zu verletzen, ist das Verfahren vor allem für Menschen geeignet, die bereits eine künstliche Linse tragen. Allerdings lösen die Stents nicht bei allen Betroffenen das Problem.

Mehr als die Hälfte der bislang behandelten Erkrankten kommt nach dem Eingriff ohne Augentropfen aus, andere benötigen nur noch eine einzige Sorte Tropfen. Führt die Mini-Stent-OP nicht zum Erfolg, bleibt immer noch die Trabekulektomie (siehe oben).

Lasereingriff kann Tropfen hinauszögern oder ersetzen

Die Lasertherapie ist eine Alternative zur Tropfentherapie beim Grünen Star. Es gibt verschiedene Laserverfahren, die die Tropfentherapie schonend ergänzen oder sogar ersetzen können. Eine davon ist die sogenannte selektive Lasertrabekuloplastik (SLT). Dabei kommen extrem kurze Laserimpulse mit hoher Energie zum Einsatz, die ausschließlich auf melaninhaltige Pigmentzellen des Trabekelwerkes wirken. Anders als andere Laserverfahren führt die SLT somit nicht zu einer hitzebedingten Schädigung des Trabekelwerks. Der körpereigene Heilungsprozess der Zellen reinigt und weitet die Maschen des Trabekelwerks, stellt so den Abfluss des Kammerwassers wieder her.

Das schmerzfreie Verfahren eignet sich für Betroffene mit einem leichteren Glaukom und offenem Kammerwinkel und kann ihnen das Tropfen für eine gewisse Zeit ersparen beziehungsweise es hinauszögern. Die Wirkung hält aber meist nur eine gewisse Zeit an, der Eingriff kann mehrmals wiederholt werden. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle.

Behandlung nach OP ist wichtig

Nach einer Glaukom-Operation ist eine sorgfältige Nachbehandlung wichtig, sonst wächst die Bindehaut schnell wieder zu. Trotzdem müssen die Eingriffe in den meisten Fällen nach einiger Zeit wiederholt werden, da der Erfolg nicht dauerhaft anhält.

Implantierter Chip soll zusätzliche Sicherheit bringen

Um den Erfolg der Operation dauerhaft zu erhalten, ist es wichtig, den Augeninnendruck regelmäßig zu kontrollieren. Ein neuartiger Chip, der ins Auge implantiert wird, könnte das künftig erleichtern. Der ringförmige, sehr flache Chip wird in den sogenannten Sulcus vor der Linse eingesetzt und von einem externen Lesegerät angesteuert. Zunächst überträgt das Lesegerät per Induktion den für die Messung erforderlichen Strom auf den Chip, der daraufhin den Augeninnendruck misst und den Wert an das Lesegerät übermittelt. Auf diese Weise können Betroffene ihren Augeninnendruck problemlos jederzeit selbst messen. Vom Messvorgang selbst spüren sie nichts, ebenso wie von dem Chip. Mit diesem Chip lassen sich auch Druckspitzen im Tagesverlauf entdecken, die sonst unerkannt bleiben. In einem solchen Fall können die Betroffenen dann, nach Anweisung des Augenarztes, mit Augentropfen gegensteuern.

Sonderfall Normaldruckglaukom

Einige Menschen mit einem Grünen Star haben im Vergleich zur Normalbevölkerung keinen erhöhten Augeninnendruck. Dennoch kann es zu den typischen Schädigungen am Auge kommen. Die Ursache ist noch nicht vollständig geklärt. Experten vermuten, dass die Durchblutung des Sehnervs durch stark schwankenden Blutdruck gestört sein könnte (primäre vaskuläre Dysregulation). Nicht selten reagieren Betroffene besonders empfindlich auf innere und äußere Reize, die den Kreislauf beeinflussen. Wie die anderen Glaukome wird auch das Normaldruckglaukom mit Augentropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 04.07.2023 20:15 Uhr

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