Mückenstich entzündet: Ursachen und Behandlung
Wer einen Mückenstich aufkratzt, riskiert eine Infektion. Wenn sich ein Mückenstich entzündet, kann es zu schweren Komplikationen wie einer Blutvergiftung kommen. Doch was hilft gegen den Juckreiz?
Nicht immer ist der Stich einer Mücke harmlos: Im Extremfall müssen entzündete Mückenstiche im Krankenhaus behandelt werden. Denn in Einzelfällen kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen - mit Risiken wie dem Verlust des gestochenen Körperteils oder Multiorganversagen. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen wie Diabetes. Seit einigen Jahren beobachten Fachleute, dass Stiche häufig stärker anschwellen und sich entzünden. Was steckt dahinter, und was ist zu tun?
Quaddeln und Juckreiz sind normale Reaktion auf Mückenstiche
Mückenstiche werden in Deutschland generell als ungefährlich eingestuft. Dennoch sind sie äußerst lästig, da sie einen starken Juckreiz mit sich bringen: Mit dem Stich der Mücke gelangt ein örtlich betäubendes und blutgerinnungshemmendes Sekret in die Stichwunde. Dadurch wird der Botenstoff Histamin freigesetzt, der für die Quaddelbildung und den lästigen Juckreiz verantwortlich ist. Auf die Eiweißstoffe aus dem Sekret der Mücke reagieren einige Menschen mit heftigen Ausschlägen. Wie lange und stark es juckt, hängt unter anderem von der Mückenart ab und von der Menge des abgegebenen Sekrets. Fachleute diskutieren, ob auch Umweltgifte dazu beitragen, dass die Stiche inzwischen öfter stark anschwellen.
Hautentzündung oder Blutvergiftung durch Keime
Gefährlich wird es, wenn Hautkeime wie etwa Streptokokken oder Fäkalkeime wie Kolibakterien in die Wunde gelangen. Möglicherweise kann dies direkt mit dem Stich des Insekts geschehen - meist aber passiert es durch Aufkratzen, wenn man den Juckreiz nicht aushält. Gelangen Streptokokken in den menschlichen Körper, können sie sich in den Lymphwegen ausbreiten und großflächige Hautentzündungen verursachen (Erysipel, Wundrose). Finden diese Keime ihren Weg in den Blutkreislauf, droht sogar eine Blutvergiftung. Wenn eine Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen und sogar zum Tod führen. Bakterielle Infektionen werden begünstigt an Stellen, die schlecht durchblutet oder nur von wenig Gewebe überzogen ist, wie etwa an Knöchel oder Schienbein.
Entzündeter Mückenstich: Wann zum Arzt?
Bei einer starken lokalen Reaktion - Haut um den Stich heiß und gerötet, Bläschenbildung - sollte über einen Arztbesuch nachgedacht werden. Im Anfangsstadium einer Hautentzündung können auch Umschläge mit dem Antiseptikum Ethacridin (Rivanol) hilfreich sein (zweimal täglich 30 Minuten), um die Infektion zu stoppen.
Wenn sich die Rötung, Verfärbung oder Schwellung flammenförmig ausweitet beziehungsweise etwa einen Durchmesser von 15 Zentimetern erreicht, ist ein Arztbesuch dringend angeraten.
Unverzüglich medizinische Hilfe suchen sollten Betroffene, wenn zusätzlich plötzlich Fieber auftritt und/oder wenn ganze Körperbereiche sich verfärben - etwa der ganze Fuß oder Unterarm.
Hat sich eine Entzündung manifestiert, werden Antibiotika verabreicht: als Salbe zum Auftragen, bei größeren betroffenen Bereichen auch als Mittel zum Einnehmen.
Mückenstich richtig behandeln: Bloß nicht kratzen!
Mückenstiche sollte man wegen der Infektionsgefahr niemals aufkratzen. Gegen den Juckreiz hilft Kühlung, zum Beispiel mit kalten, feuchten Lappen, Coolpacks oder Gels. Falls es sehr stark juckt, kann man eine kühlende Salbe auftragen, die ein Antihistaminikum enthält, das allergische Reaktionen unterdrückt.
Auch die Wärme eines batteriebetriebenen Mückenstifts kann Juckreiz lindern: Der Stift heizt das Gewebe für einige Sekunden auf, sodass die Eiweißstoffe des Mückensekrets zerfallen und der Juckreiz gestoppt wird. Dies funktioniert am besten, wenn man den Stift möglichst rasch auf dem frischen Stich anwendet.
Wie schützt man sich am besten vor Mücken?
Schutz vor lästigen und möglicherweise gefährlichen Mückenstichen bieten langärmelige Kleidung, Insektengitter, imprägnierte Moskitonetze sowie Mückenschutzmittel zum Auftragen auf die Haut. Sie sorgen dafür, dass Mücken den Geruch des Menschen nicht mehr wahrnehmen. Man unterscheidet zwischen Produkten mit chemischen Wirkstoffen und solchen auf Basis ätherischer Öle, etwa Citronella, Eukalyptus, Gewürznelke oder Rosmarin. Der Nachteil pflanzlicher Präparate: Sie haben nur eine kurze Wirkdauer und können zu allergischen Reaktionen führen. Im Zweifel vor der ersten großflächigen Anwendung zunächst auf einer kleinen Hautstelle auf Verträglichkeit testen.
Synthetische Mittel mit den Wirkstoffen DEET und Icaridin sind ein effektiver Mückenschutz. Sie können aber die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund reizen. Deshalb sollte man sich nach dem Auftragen nicht mehr in diese Regionen fassen und vor dem Essen gründlich die Hände waschen.
Etwa 50 Mückenarten in Deutschland
In Deutschland gibt etwa 50 verschiedene Mückenarten, vereinzelt auch exotische wie die Asiatische Buschmücke oder Tigermücke. Sie injizieren ganz andere Sekretmengen als die heimischen Kriebelmücken, Gnitzen oder Hausmücken. Durch das vermehrte Aufkommen exotischer Mückenarten können Krankheiten wie das West-Nil-Fieber eingeschleppt werden. Beim Projekt "Mückenatlas" können Interessierte Forschungseinrichtungen dabei helfen, wissenschaftlich verwertbare Daten über die Verbreitung von Mückenarten in Deutschland zu erheben.