Dünndarmhernie: Symptome, Diagnose und Behandlung

Stand: 31.03.2024 12:20 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Bei einer inneren Hernie können sich Organe im umliegenden Gewebe einklemmen. Je nach Lokalisation kann das zu Sodbrennen, heftigen Bauchschmerzen oder einem lebensbedrohlichen Darmverschluss führen.

von Gesa Lütten

Wie entsteht eine Hernie?

Von einer Hernie (lat. Übersetzung Bruch) ist im Allgemeinen die Rede, wenn Gewebe aus seiner normalen anatomischen Position hervortritt. Auch ein Bandscheibenvorfall ist im weitesten Sinne eine Hernie. 

In den meisten Fällen ist damit jedoch gemeint, dass aus der Bauch- oder Beckenhöhle durch eine angeborene oder erworbene Lücke (Bruchpforte) im umliegenden Gewebe wie der Bauchwand "brechen" und dort eingeklemmt werden. 

Je nachdem, wo dieser Austritt stattfindet, wird die Hernie benannt. Ein Beispiel dafür ist der Leistenbruch beziehungsweise die Leistenhernie. Bei Säuglingen oder auch nach Operationen sind Nabelbrüche häufig. Nach Operationen können Narbenbrüche auftreten. 

Treten die Ausstülpungen (der Bruchsack) bis nach außen Richtung Haut vor, spricht man von einer äußeren Hernie. Meist sind diese Vorwölbungen gut zu sehen oder zu ertasten.  

Dehnt sich die Vorwölbung dagegen innerhalb des Körpers aus, spricht man von einer inneren Hernie. Eine häufige innere Hernie ist die Zwerchfellhernie (Hiatushernie), die aber im Vergleich zu äußeren Hernien eher selten auftritt. 

Mit einer inneren Hernie wird oft auch der Dünndarm in Verbindung gebracht. In seltenen Fällen kann zum Beispiel ein Durchbruch des Dünndarms durch das fettgewebereiche Bauchnetz (Omentum majus), das sich vom Magen, über den Dünndarm bis zum Dickdarm zieht, auftreten.

Ursachen für Hernien erkennen 

Die Voraussetzung für eine Hernie ist eine Schwachstelle im Gewebe. Diese kann angeboren oder erworben sein, zum Beispiel durch Entzündung, Trauma oder vorherige Operationen.  

Erhöht wird das Risiko einer (inneren) Hernie durch einen erhöhten Druck im Bauchraum, der das Bindewebe strapaziert. So ein Druck kann zum Beispiel entstehen durch: 

  • das Heben schwerer Lasten 
  • (chronischer) Husten, Niesen 
  • Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum 
  • Pressen beim Stuhlgang (Verstopfungen
  • Erbrechen 

 Weitere Risikofaktoren für Hernien sind: 

  • Übergewicht (Adipositas
  • schlecht verheilende Wunden nach einer Bauchoperation
  • Schwangerschaft 

Operationen, die zu einer inneren Hernie führen können, sind zum Beispiel Lebertransplantationen und eine Magen-Bypass-Operation im Rahmen der bariatrischen Behandlung (Adipositaschirugie). Die Inzidenz (Häufigkeit) für eine innere Hernie nach einer Magen-Bypass-Operation liegt zwischen einem und drei Prozent. 

Aufgrund der zunehmenden Häufigkeit dieser chirurgischen Verfahren ist die Gesamtinzidenz von inneren Hernien in letzter Zeit gestiegen. 

Symptome von Hernien: Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfung 

Die Symptome einer inneren Hernie variieren je nach Art und Schweregrad der Hernie. In milden Fällen können Betroffene überhaupt keine Symptome haben. In schwereren Fällen kann es zu leichten Bauchbeschwerden oder starken Bauchschmerzen kommen. Betroffene können auch Erbrechen, Übelkeit, Verstopfung und Bauchempfindlichkeit verspüren. 

Wenn der Dünndarm durch eine Gewebelücke gebrochen ist, kann die stetige Bewegung des Darms (Darmperistaltik) dazu führen, dass der Darm sich auch wieder aus der Lücke herausbewegt, was die Diagnostik erschweren kann. Mögliche Symptome sind in diesem Fall auch krampfartige Schmerzen, die auch wieder verschwinden. 

Eine mögliche Folge der Einklemmung des Darms können auch Bewegungsstörungen sein, die eine Dünndarmfehlbesiedlung fördern können. Dabei vermehren sich Bakterien aus dem Dickdarm im Dünndarm, wo sie eigentlich nicht hingehören. Typische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) sind zum Beispiel Bauchschmerzen nach dem Essen, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit oder auch Durchfall. 

Komplikationen selten, aber gefährlich 

Obwohl relativ selten, können innere Hernien potenziell lebensbedrohlich sein und stellen in manchen Fällen einen chirurgischen Notfall dar, da die Einklemmung des Darms zu einem akuten Darmverschluss (Ileus) und im schlimmsten Fall zu einem Absterben des Darms bei verminderter Durchblutung (Ischämie) führen kann. Laut verschiedenen Forschenden verursachen innere Hernien bis zu 5,8 Prozent aller Dünndarmverschlüsse (SBO) mit einer insgesamt hohen Sterblichkeitsrate von mehr als 50 Prozent. 

Diagnose durch Bildgebung oder Bauchspiegelung 

Um eine innere Hernie zu diagnostizieren, können - neben einer gründlichen Anamnese (Befragung) und körperlichen Untersuchung - vor allem auch bildgebende Verfahren wie CT, MRT, Röntgen und Ultraschall sinnvoll sein. 

Da sich die Dünndarmschlingen im besten Fall noch bewegen können, ist eine innere Hernie nicht immer in der liegenden Bildgebund erkennbar. In diesen Fällen kann eine aufrechte Untersuchung (beispielsweise im Ultraschall oder auch Upright-MRT) sinnvoll sein. Die sicherste Methode eine Hernie oder eine Lücke im Bauchraum festzustellen ist die diagnostische Laparoskopie (Bauchspiegelung). Doch wie bei jeder Operation birgt auch die Laparoskopie Risiken. In manchen Fällen können nach Bauchoperationen Verwachsungen (Adhäsionen) auftreten, die wiederum auch zu heftigen Bauchschmerzen und Abklemmungen von Organen führen können.  

Therapie abhängig von Art der Hernie 

Eine Hernie muss in den meisten Fällen operiert werden, da sich die Bruchpforte nie von selbst verschließen wird (ausgenommen sind Narbenbrüche bei Säuglingen) und lebensbedrohliche Komplikationen drohen. Bei Einklemmung eines Organs mit drohendem Absterben des Gewebes muss sofort operiert werden.  

Eine Hiatushernie, bei der der Magen durch das Zwerchfell bricht, muss nicht operiert werden, wenn die Symptome wie Reflux (Sodbrennen) sich gut mit Medikamenten und Lebensstilveränderungen (wie erhöht Schlafen, Nikotinverzicht oder Abbau von Übergewicht) behandeln lassen. 

Hernienoperationen sind häufig durchgeführte chirurgische Eingriffe. Welche Operationsform am besten geeignet ist, hängt davon ab, um welche Art von Hernie es sich handelt und wie die Alltagsbelastung der Betroffenen ist. Es gibt unterschiedliche Verfahren, um die Bruchpforte zu schließen. Der Bruch kann durch Nähte oder auch durch ein Kunststoffnetz behoben werden. In seltenen Fällen - wie zum Beispiel bei einem Dünndarmdurchbruch durch das Bauchnetz - ist es auch möglich, die Lücke chirurgisch so zu weiten, dass es an der Stelle zu keiner erneuten Einklemmung kommen kann. Möglich sind Operationen auf konventionelle Weise in Form eines offenen Eingriffs oder aber auch als endoskopisches (auch laparoskopisches oder minimal-invasives) Verfahren.  

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