Darmkrebs-Therapie: Ablauf, Dauer und Heilungschancen
Darmkrebs ist eine gut behandelbare und in vielen Fällen heilbare Erkrankung. Welche Therapien gibt es? Wie hoch sind Heilungschancen und Lebenserwartung?
Darmkrebs entsteht, wenn sich Zellen der Darmschleimhaut zu Krebszellen verändern. Das passiert meist im Bereich des Dickdarms (Kolonkarzinom) oder des Enddarms (Rektumkarzinom). Dünndarmkrebs tritt seltener auf. Die wichtigste Therapie, um den Krebs im Darm möglichst vollständig zu entfernen, ist die Operation.
Ist Darmkrebs heilbar?
Prinzipiell ist Darmkrebs gefährlich, denn er kann im Körper streuen. Dann ist die Behandlung schwieriger und die Heilungschancen sind schlechter. Wenn Darmkrebsrechtzeitig entdeckt und behandelt wird - ehe sich Metastasen im Körper gebildet haben - sind die Heilungschancen gut. Sobald ein Tumor - beispielsweise durch eine Darmspiegelung - entdeckt wird, sollte die Therapie rasch beginnen. Die Behandlungsformen unterscheiden sich - je nachdem, welcher Teil des Darms erkrankt ist. Die Hauptrollen spielen Operation, Strahlen- und Chemotherapie, zunehmend auch die Behandlung mit zielgerichteten und immunologischen Medikamenten. Wird Darmkrebs schon in einem frühen Stadium mit nur lokaler Ausbreitung erkannt, beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate 90 Prozent.
Genaue Diagnose für den optimalen Therapieplan
Für die optimale Behandlung muss der Arzt oder die Ärztin erst klären, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Wichtig ist, zu welchem Zelltyp der Krebs gehört, wie schnell er wächst, ob er begrenzt ist oder ob er sich bereits im Körper ausgebreitet hat. So erstellt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin eine Art Steckbrief des Darmkrebs. Verschiedene Untersuchungen wie Darmspiegelung, Ultraschalluntersuchung des Enddarms und des Bauchraums, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Beckens sowie Röntgenaufnahmen und Blutuntersuchungen werden gemacht.
Dann kann der Arzt oder die Ärztin bewerten, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Darmkrebs befindet. Es gibt dafür mehrere Einteilungen. Der Therapieplan richtet sich nach dem Stadium, aber auch nach dem Alter, dem gesundheitlichen Zustand und den persönlichen Wünschen der Patientin oder des Patienten. Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) wird anders behandelt als Enddarmkrebs (Rektumkarzinom).
Krebs durch Operation entfernen
Eine Chemotherapie kann bei beiden Erkrankungen wichtig werden, die Strahlentherapie kommt jedoch nur bei Enddarmkrebs zum Einsatz. Für beide Formen von Darmkrebs ist das wichtigste Therapieverfahren die Operation, um den Krebs möglichst vollständig zu entfernen.
Heilungschancen erhöhen: Behandlung im Darmkrebszentrum
Der Erfolg der Behandlung hängt stark von der behandelnden Klinik ab - das haben Untersuchungen gezeigt. Deshalb sollte man sich an ein zertifiziertes Darmkrebszentrum wenden. In Deutschland gibt es rund 300 Darmkrebszentren. Darmkrebszentren haben viel Erfahrung bei OP-Verfahren und bieten Vorteile wie hohe Qualitätsstandards bei Chemotherapien, Zusammenarbeit mit Psycho-Onkologinnen und Psycho-Onkologen oder Stomaberatung.
Endoskopie bei Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
Nach der Diagnose Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) schließt sich in den meisten Fällen zügig die Operation an. Sind die Tumore sehr klein und sitzen nur an der Oberfläche der Dickdarmschleimhaut, kann möglicherweise eine Entfernung mit dem Endoskop (wie bei der Darmspiegelung) - also ohne Bauchschnitt - ausreichen. In jedem Fall wird das entnommene Gewebe pathologisch untersucht. Zeigt sich, dass der Darmtumor aggressiv ist und sich schnell ausbreiten wird, erfolgt eine größere Operation.
Operation von Dickdarmkrebs
Bei der klassischen Operation entfernt der Arzt oder die Ärztin den erkrankten Teil des Darms. Das geschieht über den offenen Bauchschnitt und zunehmend auch endoskopisch mit kleinen Schnitten (Schlüssellochtechnik). Der verbliebene Teil des Darms wird wieder zusammengefügt. Die Länge reicht in der Regel aus, um die Funktion zu erhalten. Manchmal kann es nötig sein, vorübergehend einen künstlichen Darmausgang anzulegen. Das geschieht, damit die OP-Nähte am Darm in Ruhe ausheilen können. Nach ein paar Wochen wird der künstliche Ausgang dann zurückverlegt.
Während der Operation werden auch die umliegenden Lymphbahnen und die Lymphknoten entfernt. Wie viel herausgeschnitten werden muss, richtet sich nach der Lage des Darmtumors - aber auch nach seiner Größe und wie stark der Tumor (Karzinom) in das umliegende Gewebe eingewachsen ist. Wichtig ist ein ausreichender Sicherheitsabstand zum gesunden Darmgewebe, um einen Rückfall zu verhindern. Deshalb muss auch gesundes Gewebe entfernt werden. Nach der OP wird das entnommene Gewebe und auch das Lymphgewebe im Labor pathologisch untersucht. Erst dann steht fest, ob nach der Operation eine weitere Therapie nötig ist.
Chemotherapie bei Dickdarmkrebs
Die Chemotherapie soll Krebszellen abtöten, die möglicherweise nicht durch die Operation entfernt werden konnten. Das soll ein Wiederaufflammen des Krebses (Darmtumor) verhindern. Ein solcher Rückfall (Rezidiv) passiert vor allem dann, wenn zum Zeitpunkt der OP nicht nur der Darm, sondern auch die Lymphdrüsen befallen waren. Zum Einsatz kommen so genannte Zytostatika. Das sind Wirkstoffe, die die Zellteilung der Krebszellen hemmen und vorhandene Krebszellen abtöten sollen.
Zytostatika wirken auch gegen alle anderen gesunden Zellen im Körper. Daher kommt es zu Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit oder Entzündungen der Mundschleimhaut. Die Wirkstoffe werden entweder als Infusion oder als Tabletten verabreicht. Diese sogenannte adjuvante Chemotherapie dauert circa sechs Monate. Dabei wechseln sich Behandlungsphasen mit Erholungsphasen ab. Die Chemotherapie findet meist ambulant statt: Das heißt, man fährt nach der Infusion in einem Tumorzentrum oder einer onkologischen Arztpraxis wieder nach Hause.
Chemotherapie vor der OP
Ist der Tumor (Karzinom) sehr groß, kann schon vor der Operation eine Chemotherapie stattfinden. Bei dieser sogenannten neoadjuvanten Chemotherapie soll der Tumor so geschrumpft werden, dass man ihn möglichst komplett und schonend entfernen kann. Vor allem bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) wird das gemacht.
Therapie bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom)
Bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) ist der Tumor im letzten Abschnitt des Dickdarms gewachsen. Auch hier ist die Operation der wichtigste Behandlungsansatz. Bei bestimmten Formen kann der Tumor (Karzinom) mithilfe eines Endoskops rektal, also über den Anus, abgetragen werden. Sitzt der Krebs tiefer und ist größer, muss der betroffene Bereich des Darms entfernt werden, außerdem das umgebende Gewebe und die darin enthaltenen Lymphknoten. Die OP ist schwieriger als bei Dickdarmkrebs. Der Raum im unteren Becken ist enger, die Sexualorgane und Harnorgane sind nah und Verletzungen müssen vermieden werden. Andernfalls droht beispielsweise Inkontinenz.
Den Schließmuskel bei der OP erhalten
Ziel ist stets, den Schließmuskel zu erhalten. Ob das gelingt, hängt von der Lage des Darmtumors ab. Liegt er mehrere Zentimeter vom Schließmuskel entfernt, kann er meist erhalten bleiben. Wenn nicht, ist - vorübergehend oder dauerhaft - ein künstlicher Darmausgang (Stoma oder Anus praeter) nötig. Ein Teil des Darms wird über ein Loch in der Bauchdecke nach außen geführt und dort festgenäht. Durch modernste Operationsmethoden ist es heute in vielen Fällen möglich, den natürlichen Darmausgang zu erhalten. Es ist bei Enddarmkrebs besonders wichtig, sich in einem Darmkrebszentrum operieren zu lassen, das viel Erfahrung hat.
Kombinierte Therapie bei Enddarmkrebs
Bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) im Frühstadium reicht eine Operation meist aus. Ist der Krebs fortgeschritten, erhält die Patientin oder der Patient oft schon vor der Operation eine Chemotherapie oder eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie). Ziel ist es, den Tumor schon vor der Operation zu verkleinern, um eine Entfernung des Schließmuskels zu vermeiden. Außerdem senkt das die Rückfallrate. Aber auch nach der Operation kann eine Chemotherapie oder eine Radiochemotherapie notwendig sein.
Strahlentherapie bei Dickdarmkrebs und Enddarmkrebs
Bei der Strahlentherapie sollen die Krebszellen mithilfe von ionisierender Strahlung zerstört werden. Die Bestrahlung (Radiotherapie) schädigt das Erbgut der Tumorzellen, dadurch sterben sie ab. Bei Enddarmkrebs findet die Strahlentherapie oft vor der Operation statt, kombiniert mit einer Chemotherapie. Das dient dazu, den Tumor im Enddarm zu verkleinern und den Schließmuskel zu erhalten. Eine Bestrahlung nach der Operation verbessert die Heilungschancen erheblich.
Der Behandlungszeitraum einer Strahlentherapie beträgt meist fünf Tage und dauert mehrere Wochen. Die Bestrahlung ist nur jeweils einige Minuten lang. Damit das gesunde Gewebe nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, muss der Patient oder die Patientin unter dem Bestrahlungsgerät exakt gelagert werden. Die Bestrahlung selbst tut nicht weh. Im Anschluss kann es aber zu Nebenwirkungen wie zum Beispiel Verdauungsstörungen, Hautreizung oder Erschöpfung kommen.
Neuer Behandlungsansatz: Zielgerichtete Therapie
Wenn ein Tumor spezielle Merkmale aufweist, kann unter Umständen die zielgerichtete Therapie (targeted therapy) helfen. Dabei greifen Medikamente gezielt in Wachstums- oder Teilungsprozesse der Tumorzellen ein. Der Tumor (Karzinom) wird dadurch etwa von der Blutversorgung abgeschnitten und ausgehungert. Zu den Medikamenten gehören Antikörper (große Eiweiße) oder sogenannte kleine Moleküle. Die klassischen Behandlungsverfahren können bisher noch nicht durch die zielgerichtete Therapie ersetzt werden. Sie kommt bei Darmkrebs vor allem im fortgeschrittenen metastasierenden Stadium zum Einsatz, meist zusammen mit der Chemotherapie. Die Heilungschancen konnten damit mehr als verdoppelt werden. Auch zielgerichtete Therapien können Nebenwirkungen haben. Welche das sind, hängt vom verwendeten Wirkstoff ab.
Immuntherapie bei Darmkrebs
Die Immuntherapie hat den Ansatz, den Krebs mithilfe des körpereigenen Immunsystems zu bekämpfen. Mit Medikamenten wird das Immunsystem unterstützt, die Tumorzellen anzugreifen - indem man die Immunzellen vermehrt oder sogenannte Antikörper verabreicht. Sie sollen Krebszellen besser erkennen und ihren Stoffwechsel behindern. Eine Möglichkeit ist es, sogenannte Checkpoint-Hemmer einzusetzen. Diese Wirkstoffe greifen in die Steuerung der Immunantwort gegen Krebszellen ein. An wichtigen Schaltzentralen, den Checkpoints, aktivieren sie Immunzellen dazu, die Tumorzellen zu bekämpfen.
Bei Darmkrebs kommt die Immuntherapie meist erst dann zum Einsatz, wenn die klassischen Methoden Operation, Chemo- bzw. Strahlentherapie nicht ausreichend gewirkt haben. Bei fortgeschrittenem Darmkrebs wird manchmal die Immuntherapie in Kombination mit einer Chemotherapie verabreicht. Nicht jeder Patient bzw. jede Patientin spricht auf die Immuntherapie an. Die Behandlung hat auch Nebenwirkungen, es kann zu Fieber, Schüttelfrost oder Muskelschmerzen kommen.
Erfolg versprechend: Immuntherapeutikum Dostarlimab
Hoffnung für Betroffene verspricht der neue Wirkstoff Dostarlimab. Er hilft dem Immunsystem dabei, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. In einer kleinen Studie erwies sich das Immuntherapeutikum bei einer Patientengruppe mit einer bestimmten Variante von Enddarmkrebs als sehr erfolgreich. Nach der Behandlung war der Tumor nicht mehr nachweisbar. Ob die Wirkung anhält und Dostarlimab auch bei anderen Darmkrebs-Arten anschlägt, ist noch ungewiss.
Behandlung von Metastasen bei Darmkrebs
Krebszellen können sich über die Blut- und Lymphbahnen im Körper ausbreiten und sich dann neu ansiedeln. Das nennt man dann Tochtergeschwulst oder Metastase. Bei Darmkrebs entstehen Metastasen am häufigsten in der Leber oder in der Lunge. Heilung ist auch dann möglich. Es hängt davon ab, wie viele Metastasen sich gebildet haben und wo sie sich befinden. Die Metastasen werden mit Operation und Strahlentherapie behandelt, vor allem aber mit Chemotherapie. Um sie zu verkleinern, werden auch Hitzesonden verwendet (Thermoablation).
Palliative Therapie bei Darmkrebs
Ist die Tumorerkrankung weit fortgeschritten und gibt es Metastasen, die nicht entfernt werden können, ist Heilung manchmal nicht mehr möglich. Eine Operation kann dennoch stattfinden, um das Leben zu verlängern und Komplikationen wie einen Darmverschluss zu vermeiden. Vor allem wird dann auf die Chemotherapie gesetzt. Sie kann die Krankheit bremsen, das Leben verlängern und Beschwerden lindern. Auch die Strahlenbehandlung wird eingesetzt, um die Lebensqualität zu verbessern.