Darmkrebs: Immer mehr junge Menschen betroffen
Die Ernährung beeinflusst die Zusammensetzung der Darmbakterien. Zuckerhaltige Getränke könnten die Ursache sein, dass immer häufiger junge Menschen an Darmkrebs erkranken. Das zeigt eine Studie.
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, pro Jahr erkranken rund 65.000 Menschen an einem bösartigen Darmtumor, 25.000 sterben jährlich an den Folgen. Als Hauptrisikofaktor für Darmkrebs gilt das Alter, denn mehr als die Hälfte der Erstdiagnosen entfällt hierzulande auf Menschen, die älter als 70 Jahre sind.
20- bis 30-Jährige erkranken immer häufiger an Darmkrebs
Während aber bei fortgeschrittenen Jahrgängen die Erkrankungszahl - auch dank erfolgreicher Früherkennungsprogramme - rückläufig ist, ist bei jüngeren Erwachsenen seit etwa zwei Jahrzehnten ein gegenläufiger Trend zu beobachten: Bei jüngeren Menschen nimmt die Darmkrebshäufigkeit deutlich zu. Und je jünger die Betroffenen sind, desto höher ist der prozentuale Anstieg. Besonders auffällig ist das bei den 20 bis 30-Jährigen.
Zuckerhaltige Getränke als Mitverursacher
Eine familiäre Vorbelastung scheidet als Ursache dieser Entwicklung meist aus, so dass die Mediziner nach anderen Faktoren suchen. Eine große Korrelationsstudie zeigt, dass das Ernährungsverhalten eine große Rolle zu spielen scheint - insbesondere der Genuss zuckerhaltiger Getränke in der Jugend.
Im Rahmen der "Nurses Health Study II" wurde die Gesundheit von fast 100.000 Krankenschwestern über mehr als zwei Jahrzehnte beobachtet. Dabei zeigte sich, dass die Frauen, die schon früh im Leben und regelmäßig zuckerhaltige Getränke zu sich nahmen, doppelt so häufig an Darmkrebs erkrankten, wie Frauen, die keine oder nur wenig dieser Getränke tranken. Auch wenn die Erkenntnisse noch lückenhaft sind, sieht es so aus, dass Zucker die Entwicklung von Darmkrebsvorstufen fördert.
Zucker übersättigt das Verdauungssystem
Die Ernährung beeinflusst die Zusammensetzung der Darmbakterien, des Darmmikrobioms. Zu viele kurzkettige Kohlenhydrate, vor allem Zucker, übersättigen das Verdauungssystem und erschöpfen die Transportfähigkeit im Dünndarm. So gelangt Zucker in den Dickdarm, wo er eigentlich nicht hingehört. Durch den Zucker verändert sich das Darmmikrobiom, im Dickdarm siedeln sich Bakterienpopulationen an, die schließlich zur Tumorentwicklung führen können.
Fleisch und verarbeitete Nahrung schaden Darmgesundheit
Allerdings ist unklar, ob der Zucker wirklich der entscheidende Faktor ist, denn viele Studien haben bereits gezeigt, dass ein hoher Fleischkonsum, Fast Food, Fertiggerichte und alle stark verarbeiteten Lebensmittelder Darmgesundheit schaden - vor allem, wenn sie frische Lebensmittel mit Vitaminen, Antioxidantien und Ballaststoffen vom Speiseplan verdrängen. Als weitere Ursachen für Darmkrebs gelten Bewegungsmangel und Übergewicht.
Darmgesunde Ernährung und Bewegung
Wie lässt sich das Risiko verringern?
- Darmgesunde Ernährung: Ballaststoffreiche Lebensmittel, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch, kein verarbeitetes Fleisch und wenig Zucker halten das Darmmikrobiom im gesunden Gleichgewicht.
- Auch 30 bis 60 Minuten Bewegung am Tag können im Darm vor der Entwicklung von Tumoren schützen, denn die Bewegung hat Einfluss auf die oxidativen Prozesse des Mikrobioms und kann potentiell gefährliche Bakterienpopulationen zurückdrängen.
- Nicht rauchen.
- Vorsorgeangebote wahrnehmen, bei Fällen von Darmkrebs in der Familie auch schon in jungen Jahren eine Darmspiegelung einfordern.
- Sensibel für körperliche Veränderungen sein und auf Symptome wie Stuhlveränderungen achten und zeitnah reagieren.
- Blutbeimengungen im Stuhl nicht auf Hämorrhoiden schieben, sondern immer ärztlich abklären lassen.
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