Darmkrebsvorsorge: iFOBT-Stuhltest zur Früherkennung

Stand: 05.03.2024 08:56 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Eine Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge nehmen nur 20 Prozent der berechtigten Menschen wahr. Immunologische Tests auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT) sind eine Alternative, das Ergebnis ist jedoch weniger sicher.

Der Weg zur Darmspiegelung (Koloskopie) fällt manchen Menschen schwer. Die aufwendige Vorbereitung, die Sorge vor einer unangenehmen Prozedur und manchmal auch Angst vor Schmerzen führen dazu, dass nur wenige das Angebot einer reinen Vorsorge-Darmspiegelung wahrnehmen, wenn sie das dafür vorgesehene Alter erreicht haben. Darum wählen viele den leichteren Weg und entscheiden sich für einen immunologischen Stuhltest.

Digitale Darmkrebsfrüherkennung - Stuhltest per Post

Um einen Stuhltest zu erhalten, müssen Versicherte einiger Krankenkassen nicht einmal mehr eine Arztpraxis aufsuchen: Einige Krankenkassen haben eine digitale Darmkrebsfrüherkennung im Angebot und laden Berechtigte dazu ein, einen Stuhltest nach Hause zu bestellen und das Untersuchungsmaterial per Post direkt ins Labor zu schicken. Bereits Versicherte ab 40 Jahren können teilnehmen. Bislang erlaubte die Richtlinie zur Krebsfrüherkennung des Gemeinsamen Bundesausschusses, dass Versicherte frühestens ab 50 Jahren Angebote zur Darmkrebsvorsorge nutzen könnten. Doch der frühere Zugang zur Früherkennung entspricht laut Expertinnen und Experten dem neuesten Stand der medizinischen Diskussion - denn Frühformen von Darmkrebs können sich schon weit vor dem 50. Geburtstag herausbilden. Dank Früherkennung bestehen dann gute Heilungschancen.

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iFOBT: Was weist ein Stuhltest nach?

Darmkrebs entwickelt sich sehr langsam, mit den Jahren kann sich aus Polypen, zunächst harmlosen Wucherungen an der Schleimhaut, ein bösartiger Tumor entwickeln. Lange bleiben solche Tumoren unentdeckt, denn erst wenn sie umliegende Gefäße verletzen, blutet es in den Darm. Dieses mit bloßem Auge nicht zu erkennende Blut weist ein immunologischer Stuhltest nach. Während eine Darmspiegelung, die keine Auffälligkeiten zeigt, eine hohe Sicherheit bietet, können immunologische Test auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT) diese Anforderung nicht ganz erfüllen. Laut einer aktuellen Studie kann ein neuartiger sogenannter Multitarget-Stool-RNA-Test (mt-sRNA-Test) Darmkrebserkrankungen im Frühstadium besser erkennen als iFOBT-Stuhltests. Der mt-sRNA-Test ist in Deutschland noch nicht zugelassen.

Immunologische Stuhltests: Einfache Probenentnahme zu Hause

Die Stuhltests lassen sich ohne ärztliche Hilfe allein zu Hause durchführen. Dafür legt man vor dem Stuhlgang eine Auffanghilfe in die Toilette. Danach streicht man mit der Spitze des Teststabs an verschiedenen Stellen über die Stuhlprobe, bis die Rillen vollständig gefüllt sind. Im Probenröhrchen schickt die Arztpraxis, oder bei digitaler Früherkennung die Testperson selbst, den Teststab ins Labor.

Geringere Sicherheit als nach Darmspiegelung

Das klingt simpel, aber es gibt einige Fallstricke - angefangen bei der Toilettenschüssel: Ein Tiefspüler kann dazu führen, dass die Probe verwässert und so der Nachweis von Blut erschwert wird. Außerdem gibt es bei den in Deutschland eingesetzten Tests auch Qualitätsunterschiede, denn nicht alle sind gleich sensitiv. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Kassen, Ärzten und Krankenhäusern hat vor einigen Jahren die Daten der medizinischen Laboratorien ausgewertet. Ergebnis: Manche Tests schlagen schon bei vier Mikrogramm Blut im Stuhlan, andere erst bei 25. So kann das Ergebnis bei ein und derselben Person positiv oder negativ ausfallen - je nachdem, welcher Test benutzt wurde. Sogar mit dem gleichen Test kann es verschiedene Ergebnisse geben. Gastroenterologen fordern deshalb einen einheitlichen Standard und mahnen bei der Interpretation der Ergebnisse zu Vorsicht, man dürfe sich nicht komplett auf diese Tests verlassen. Es gibt viele Gründe, warum ein Test falsch-negativ ausfallen kann. Bei Unklarheiten oder auftretenden Symptomen sollte er deshalb entweder wiederholt werden - oder am besten eine Darmspiegelung folgen.

Stuhltests zur Darmkrebsvorsorge bei besonderen Anforderungen sinnvoll

Trotz aller Unsicherheit haben immunologische Stuhltests aber ihren Platz in der Darmkrebsfrüherkennung, denn es gibt Menschen, bei denen Darmspiegelungen schwierig oder nicht durchführbar sind. Manche haben andere Erkrankungen, die das Risiko einer Darmspiegelung erhöhen. In solchen Fällen kann es ein großer Vorteil sein, einen Stuhltest anzuwenden. Auch für Menschen unter 50 Jahren kann eine immunologische Blutstuhluntersuchung sinnvoll sein, um Betroffene herauszufinden, die früh Krebs entwickeln. Ab 50 Jahren ist die Darmspiegelung aber sinnvoll, um Darmkrebs zu verhindern. Während es sich bei dem immunologischen Stuhltest um ein Früherkennungsverfahren handelt, ist die Darmspiegelung echte Vorsorge. Gegebenenfalls bei der Untersuchung gefundene Polypen können bei dem Eingriff gleich entfernt werden.

Kostenübernahme bei Frauen und Männern unterschiedlich

Die Kosten für beide Untersuchungen, Stuhltest und Darmspiegelung, werden von den Krankenkassen übernommen. Allerdings gelten für Frauen und Männer leicht unterschiedliche Regeln:

  • Für Frauen zwischen 50 und 54 wird einmal im Jahr ein Stuhltest bezahlt. Nach dem 55. Geburtstag können sie alle zwei Jahre einen Stuhltest machen - oder sie entscheiden sich für eine Darmspiegelung beim Facharzt. Als reine Vorsorge sind zwei Darmspiegelungen vorgesehen - die zweite im Normalfall zehn Jahre nach der ersten.
  • Männer haben ein höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Deshalb können sie ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, fünf Jahre früher als Frauen. Alternativ zur Darmspiegelung können auch Männer zwischen 50 und 54 einmal im Jahr einen Stuhltest machen - und nach dem 55. Geburtstag alle zwei Jahre.

Bei auffälligen Stuhltests besteht immer ein Anspruch auf eine Darmspiegelung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 05.03.2024 20:15 Uhr

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