Stand: 18.05.2020 22:58 Uhr

Chat-Protokoll: Tinnitus, Metabolisches Syndrom, Tennisarm

Dr. Melanie Hümmelgen © NDR Foto: Frederik Brandt
Melanie Hümmelgen leitet die kardiologische Abteilung des Reha-Centrums Hamburg.

Bewegung als Medizin: Wie kann ich selbst vorbeugen oder meine Erkrankung lindern? Was kann ich etwa bei Tinnitus oder Metabolischem Syndrom tun? Welche Übungen gibt es, um einen Tennisarm zu lindern? Um diese Themen ging es am Montag, 18. Mai 2020, bei den Bewegungs-Docs.

Nach der Sendung hat Dr. Melanie Hümmelgen Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen.

Sandra K.: Sind die Übungen des Tennisarms auch für das Problem des Golfarms anzuwenden?

Dr. Melanie Hümmelgen: Der Tennisellenbogen und der Golferarm sind zwei verschiedene Krankheitsbilder. Bei beiden können physiotherapeutische Übungen aber gut helfen, diese sind aber unterschiedlich. Lassen sie sich am besten von einem erfahrenen Physiotherapeuten beraten.

Tina: Diabetes Typ 2, BMI 29, Multiple Sklerose (MS). Reichen 10.000 Schritte am Tag als Bewegung?

Hümmelgen: 10.000 Schritte am Tag sind immer eine sehr gute Basis, um verletzungsfrei ein Training aufnehmen zu können. Für eine effektive Behandlung des Diabetes mellitus sollte aber ein Muskelaufbautraining und eine intensivere Sporteinheit idealerweise noch dazu kommen. Aufgrund der MS muss man aber schauen, Sie nicht zu überfordern. Das sollten Sie ärztlich begleiten lassen.

Saskia: Habe Bluthochdruck, bin adipös und mein Nüchternblutzucker ist um die 100. Ich trainiere dreimal in der Woche für 30 Minuten auf dem Crosstrainer und verzichte auf Süßigkeiten und süße Getränke. Reicht das zur Senkung des Blutdrucks und zur Gewichtsabnahme oder muss ich noch mehr machen? Bin 46 Jahre alt.

Hümmelgen: Crosstrainer ist im Prinzip ein tolles Training. Wichtig ist allerdings immer, möglichst verschiedene Sportarten zu machen, um Überbelastungen zu vermeiden. Also machen Sie gerne auch Schwimmen, Nordic Walking oder Fahrradfahren als Sporteinheit zwischendurch, das schützt Sie vor Verletzungen. Ab 40 Jahren sollte man auch ein Muskelaufbautraining dazunehmen - und 10.000 Schritte am Tag sind eine gute Basis für alles. Bleiben sie so motiviert - Sie werden sicher belohnt.

Juliane: Können Sie mir bitte Adressen von Tinnitus-Zentren nennen?

Hümmelgen: Ich sehe leider nicht, wo Sie wohnen. Die meisten Universitätskliniken haben sehr gute Spezialambulanzen. Ich würde Ihnen raten, zu schauen, welche Klinik bei Ihnen in der Nähe ist - bei den Kollegen sind Sie sicher in guten Händen. Hilfreich sind dabei auch immer die Selbsthilfegruppen und die Deutsche Tinnitus-Liga.

Jessy: Ich habe MS und mein Mann Tinnitus und Schwerhörigkeit. Durch meine MS-Erkrankung mit Thorax-Spastik kann ich nur maximal zehn Minuten am Stück laufen, danach fängt meine Erschöpfung an. Wie kann ich gemeinsam mit meinem Mann Ausdauersport, zum Beispiel Nordic Walking, trainieren, und welche Schrittzahl ist realistisch am Tag einzubauen? 10.000 schaffe ich sicher nicht.

Hümmelgen: Für eine individuelle Beratung mit Nennung einer konkreten Schrittzahl müsste ich Sie natürlich persönlich kennen und kann nur sehr allgemein bleiben in meinem Rat. Ein guter Ausgangspunkt ist aber, zunächst zu schauen, wie viele Schritte Sie derzeit im Alltag erreichen - einfach mal aufschreiben. Dann nehmen Sie sich für die nächsten zwei Wochen 1.000 Schritte mehr vor und schauen, wie es Ihnen damit geht. Wenn das gut geht, sind nach 14 Tagen weitere 1.000 Schritte Ihr Ziel - so können Sie langsam steigern. Schön wäre es natürlich, wenn Sie es gemeinsam mit Ihrem Mann machen können. Aufgrund Ihrer MS sollten Sie darauf achten, nicht zu lange Sporteinheiten zu planen, sondern sich zwischendurch immer wieder Pausen zu gönnen - aber Bewegung und Sport werden Ihnen sicher helfen. Bleiben Sie am Ball!

Ralph_J: Welche Erfahrungen haben Sie mit Akupunkturpunkten bei Tinnitus beziehungsweise Epicondylitis?

Hümmelgen: Auch Akupunktur kann oft helfen, sollte aber am besten immer kombiniert werden mit den Eigenübungen, wie wir es auch in der Sendung vorgestellt haben - dann ist es nachhaltiger.

HPG: Ich bin 36 Jahre alt und habe einen wohl angeborenen Rechtsschenkelblock. Sollte ich den regelmäßig vom Kardiologen checken lassen?

Hümmelgen: Wichtig ist bei einem Rechtsschenkelblock, herauszufinden, ob das Herz als Organ strukturell gesund ist oder ob zum Beispiel ein Herzklappenfehler vorliegt. Dies kann eine Kardiologin oder ein Kardiologe mit einem Herzultraschall leicht feststellen. Wenn das Herz als Organ strukturell gesund ist, reicht meistens eine gelegentliche Kontrolle beim Hausarzt. Sollte der Rechtsschenkelblock mit einer strukturellen Herzerkrankung vergesellschaftet sein, muss diese sicher fachärztlich kontrolliert werden.

Werner: Zum Tinnitusbeitrag: Habe seit circa einem Jahr einen Tinnitus links verglichen mit dem Herrn Busch und ich vermute einen Bezug zur HWS (kein Schwindel). Die Übungen "Kopf schräg nach vorne ziehen" und "Kopf nach unten ziehen" habe ich vor circa einem halben Jahr auch gemacht. Da ich feststellte, dass der Tinnitus sich dadurch verstärkte, stoppte ich die Übungen. Nach dem Bericht von Ihnen jetzt die Frage: Muss man da vielleicht durch beziehungsweise ist eine Verstärkung des Tinnitus vermutlich als deutliches Zeichen zu werten, dass man an der richtigen Stelle "laboriert"? Wenn Zustimmung hierzu: Bis zu wie vielen Dehnübungen soll man das Programm langfristig steigern? Wenn Sie mir einen Spezialisten im erweiterten Bremer Raum nennen könnten, wäre das prima (zum Beispiel für den Test der Tiggerpunkte).

Hümmelgen: Durch die Dehnübungen können die Beschwerden durchaus am Anfang verstärkt werden. Ich empfehle immer, diese am Anfang zusammen mit einem Physiotherapeuten zu machen, um sie korrekt auszuführen. Aber noch wichtiger: Vor der Therapie steht eine gute Diagnose - Sie sollten also auf jeden Fall zunächst ärztlich untersucht werden. Ein konkrete Adresse in Bremen kann ich Ihnen leider auf diesem Weg nicht nennen, aber vielleicht haben die Selbsthilfegruppen oder Ihr Hausarzt bei Ihnen vor Ort eine Adressenliste.

Dieses Thema im Programm:

Die Bewegungs-Docs | 18.05.2020 | 21:00 Uhr

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