Chat-Protokoll: Rückenschmerzen, Diabetes Typ 1
Bewegung als Medizin: Wie kann ich selbst vorbeugen oder meine Erkrankung lindern? Was kann ich etwa bei Rückenschmerzen tun, speziell auch beim ISG-Syndrom? Welche Übungen helfen bei Diabetes Typ 1?
Um diese Themen ging es in Folge 16 der Bewegungs-Docs. Nach der Sendung hat Dr. Melanie Hümmelgen Ihre Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen.
Jessy: Ich habe oft Beschwerden im Iliosakralgelenk, Einschränkungen in der Brustwirbelsäulenrotation und eine Verkürzung der Hüftbeuger-Muskeln. Bin auch in den Wechseljahren. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Hüftbeuger-Muskeln und Verspannungen der Zwerchfell- und Rippen-Muskeln und mit welchen Übungen lässt sich dies beeinflussen, abgesehen von den gezeigten Iliosakralgelenk-Übungen?
Dr. Melanie Hümmelgen: Ihre geschilderten Beschwerden sind ganz typisch. Wenn an einer Stelle in unserem Bewegungsapparat ein Ungleichgewicht besteht, setzt es sich fort, so wie bei Ihnen bis in die Brustwirbelsäule. Wichtig ist also, Ursachen und Folgen zu behandeln. Am besten lassen Sie sich von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten gezielt Übungen zeigen. In der Sendung haben wir ja schon Beispiele vorgeführt. Gute Besserung und viele Grüße.
SB: Ich habe Hashimoto, eine Glutenunverträglichkeit und einen grenzwertigen HbA1c bei familiärem Diabetes (Typ 2). Bin relativ sportlich, nicht übergewichtig und fahre fast täglich mit dem Fahrrad rund 25 Kilometer. Wie groß ist mein Risiko, einen Diabetes zu bekommen, und was kann ich dagegen tun?
Hümmelgen: Diabetes mellitus Typ 2 tritt häufig familiär gehäuft auf. Gerade am Anfang kann man durch ein gezieltes Sport- und Bewegungsprogramm viel erreichen. Eine Mischung aus Muskelaufbautraining und Ausdauertraining ist sehr effektiv. Also Muskeln aufbauen und sie dann auch benutzen. Viel Erfolg dabei!
Michael: Kann man die Übungen, die Herr Oberbörsch in der Sendung gezeigt bekommen hat, auch machen, wenn man eine Spinalkanalstenose hat?
Hümmelgen: Eine Spinalkanalstenose ist eine andere Erkrankung, die andere Übungen braucht. Aber auch hier helfen gezielte Bewegungsübungen, die Sie am besten mit einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten einüben sollten. Oft kann man viel erreichen damit. Gute Besserung und alles Gute!
Nadine: Ich habe zwar keinen Diabetes, aber funktionelle Hypoglykämie. Ich sollte daher etwas essen, bevor ich Sport mache. Ich weiß aber nicht, wie lange ich Sport machen darf, welcher geeignet ist und wie lange man abends noch auf den Blutzucker achten muss.
Hümmelgen: Für Sie sind Blutzuckerkontrollen vor, während und besonders auch nach dem Training sehr wichtig. Auch einige Stunden nach dem Sport kann es noch zu Blutzuckerabsenkungen kommen, da die Muskeln auch nach der Belastung noch vermehrt Blutzucker verstoffwechseln. Wichtig ist, dass Sie bei der Ernährung darauf achten, dass die Kohlenhydrate langsam freigesetzt werden, also zum Beispiel Müsli oder Vollkornbrot und nicht Weißbrot mit Marmelade vor dem Sport essen - und nach dem Training ebenfalls etwas essen. Sport und Bewegung wird Ihnen aber sicher helfen, gerade die Blutzuckerschwankungen zu harmonisieren. Ich empfehle Ihnen, die Sporteinheiten am Vormittag zu machen, nicht abends. Alles Gute!
Heigit: Habe ich es in der Sendung richtig gehört, dass der Zielwert für Typ 1 Diabetes bei 55 mg/dl liegt?
Hümmelgen: Bei diesem genannten Zielwert von unter 55 mg/dl ging es um den LDL-Cholesterinwert. Gerade wenn man an Diabetes mellitus erkrankt ist, empfehlen wir, den LDL-Cholesterinwert möglichst niedrig zu halten, um die Gefäße zu schützen.
Mercedes: Liebe Frau Dr. Hümmelgen, vielen Dank für die tolle Sendung! Ich bin ein großer Fan der Bewegungs-Docs. Nach einem unverschuldeten Auffahrunfall durch ein anderes Fahrzeug habe ich Probleme im Iliosakralgelenk und insbesondere auch ein Halswirbelsäulen-Syndrom. Was kann ich tun? Wie viel Bewegung ist sinnvoll? Leider bekomme ich auch nach Wochen noch Kopfschmerzen, wenn ich mich stärker bewege. Vielen Dank!
Hümmelgen: Vielen Dank für die nette Rückmeldung, das freut mich. Leider haben Patienten nach Auffahrunfällen häufig noch länger Probleme. Auch die Kopfschmerzen können durch Ursachen in der Halswirbelsäule bedingt sein, getriggert oder ausgelöst werden. Konkrete Übungen kann ich Ihnen so natürlich nicht geben, dazu muss man sie untersuchen. Aber ich möchte Sie ermuntern, nicht zu verzagen. Um den Teufelskreis aus Schonhaltung, Verspannung und Schmerz zu durchbrechen, ist eine gezielte Physiotherapie oft sehr hilfreich, auch wenn der Unfall schon länger her ist. In der Akutphase nach einem Unfall gilt natürlich das Prinzip Schonung, danach kann man aber durch Aktivität wieder eine Stabilisierung der gesamten Wirbelsäule und des Beckens erreichen. Alles Gute!
Willi Eiben: Habe schon seit fast 50 Jahren Rückenschmerzen, auch schon eine Entnahme von Bandscheibenmaterial im Lendenwirbel-Bereich hinter mir. Hinzu kommen jetzt verstärkt Schmerzen aus den Hüftgelenken, wahrscheinlich altersbedingter Verschleiß. Nun kann ich diese Schmerzen oft nicht auseinanderhalten und die sich öfters verändernden Schmerzzustände nicht richtig einsortieren. Was würde mir helfen, die richtige Therapie oder Anwendung zu finden? Wie kann ich sicher entscheiden, wann eine OP (Hüftgelenk oder Lendenwirbelsäule) erforderlich wäre?
Hümmelgen: Die Diagnose Hüftarthrose kann man sehr gut durch ein Röntgenbild sichern. Lassen Sie sich fachärztlich beraten und holen Sie im Zweifel auch eine zweite Meinung ein. Selbst kann man Schmerzen oft nicht zu- oder einordnen. In einer körperlichen Untersuchung kann man dies dann aber auf jeden Fall. Durch Schonhaltungen kann es auch zu einem frühzeitigen und vermehrten Verschleiß gekommen sein. Alles Gute!
Nadine: Wie sportlich soll der Sport sein? Reicht es, morgens eine halbe Stunde vor der Arbeit spazieren zu gehen? Oder sollte es "richtiger Sport", wie zum Beispiel Joggen, sein, bei dem man aus der Puste kommt und schwitzt, sodass man anschließend duschen muss?
Hümmelgen: Ich empfehle Ihnen, erst mal mit Spazierengehen zu beginnen und dies dann zum Nordic Walking zu steigern. Das können Sie gut selbst steuern.