Chat: Bluthochdruck, Rheuma, Arthrose, Aphten
Essen als Medizin: Wie kann ich Aphthen lindern? Was tun bei Bluthochdruck? Was sollte ich bei rheumatoider Arthritis beachten, und was hilft bei Arthrose? Um diese Themen ging es in Folge 38 der Ernährungs-Docs. Nach der Sendung hat Dr. Anne Fleck Ihre Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen.
M. Jonkman: Ich bin Brustkrebs-Patientin und muss Tamoxifen zur Unterstützung nehmen. Habe dadurch oft Gelenkschmerzen und bin oft tagsüber müde.
Dr. Anne Fleck: Aus Sicht der innovativen Ernährungsmedizin und biologischen Medizin ist eine pflanzenbetonte, vitalstoffreiche Ernährung empfehlenswert, zudem empfiehlt sich der Einsatz von Omega-3-reichen, antientzündlichen Algenölen. Tipp: Entsafter, Nahrungsergänzung mit organischem Schwefel und auch gerade bei hormonabhängigen Tumoren eine Schwermetallentgiftung anstreben, gerade Studien belegen eine Häufung von Blei und Quecksilberbelastungen bei Brustkrebspatienten. Alles Gute!
Unbekannt: Ich suche nach Algenöl, um es nun in die Ernährung einzubauen, finde aber nur Mischöle oder Kapseln. Sind auch Kapseln eine gute Alternative? Wo finde ich qualitativ gutes Algenöl?
Fleck: Wichtig: Suchen Sie nach Kriterien für hochwertige Algenöle, denn minderwertige omega-3-reiche Öle sind oxidiert und gesundheitlich nicht empfehlenswert. Qualitätskriterium: bio, kalt gepresst, unter Ausschluss von Licht, Hitze, Sauerstoff gepresst, zum Beispiel "Omega-safe" oder "Oxyguard". Algenöle sind oft Leinöle mit DHA/EPA-Zusatz. Sie sind aus meiner Erfahrung Fischölen vorzuziehen, da biologisch nachhaltig produzierbar und ohne Schwermetallbelastung. Es ist empfehlenswert, Algenöle frisch zu beziehen, da die Haltbarkeit gering ist, zum Beispiel beim Hersteller oder in der Apotheke. Beachten Sie bitte das Etikett.
Susanne: Kann es einen Zusammenhang geben zwischen Aphthen und Typ-C-Gastritis?
Fleck: Aphthen sind ein multikausales Phänomen, das prinzipiell eine immunologische Schwäche anzeigt. Insofern kann es auch mit einer Gastritis einhergehen. Es gibt zum Beispiel Aphthen, die immer an derselben Stelle im Mund auftauchen - das ist meiner Erfahrung nach ein Fingerzeig für einen latenten Herpes-Virus. Diese Aphthenneigung ist sehr gut mit Lysin als Nahrungsergänzung therapierbar. Wichtig: Oft fehlt Menschen, die sich rein vegetarisch/vegan ernähren, Lysin. Deshalb empfehle ich in der Praxis diese Aminosäure ausdrücklich bei pflanzenbetonter Ernährung.
Margrit: Ich leide an seronegativer rheumatoider Arthritis. Ich nehme MTX 10 mg, Plaquenil 200 mg. Ich habe all eure Kochbücher. Darin wird sehr viel mit Tomaten und Peperoni gekocht. Wie ist das mit diesem Nachtschattengewächs? Ich dachte, das sei überhaupt nicht vorteilhaft bei dieser Krankheit. Wie ist es mit Milchprodukten? Da wird mir eigentlich auch immer abgeraten. Wäre vegane Ernährung vorteilhaft? Momentan habe ich in den Handgelenken einen kleinen Schub. Bring ich das mit der Ernährung retour oder muss ich, wie der Rheumatologe meint, Kortison nehmen, was ich eigentlich nicht will?
Fleck: Oft ist bei einer seronegativen rheumatischen Krankheit ein verkannter viraler Infekt auch ein Trigger der Symptomatik, außerdem empfehle ich Ihnen dringend eine Untersuchung auf sogenannte NICOs im Kiefer, die oft rheumatische Beschwerden erklären (biologischer Zahnarzt). Das empfehle ich allen Patienten. Nun zur Ernährung: Jeder Mensch ist anders und isst anders, es gibt Studiendaten, die Nachtschattengewächse bei rheumatischen Krankheiten kritisch sehen. Daher mein Rat: Machen Sie einmal eine klassische Eliminationsdiät, das heißt, verzichten Sie 14 bis 21 Tage konsequent auf Milch, Milchprodukte, Getreide (Gluten), Soja, Eier und Nachtschattengewächse - danach führen Sie je ein Lebensmittel alle drei Tage wieder ein. Oft demaskieren sich so Unverträglichkeiten sehr eindeutig. Viel Pflanzenkost, Gemüse und Obst, ist ratsam, aber eine vegane Ernährung, die sehr getreidelastig ist, ist eher nicht empfehlenswert. Alles Gute! Ich bin sehr überzeugt, wenn Sie diese Antwortliste abgearbeitet haben, werden sich Ihnen neue Chancen ergeben. Es würde mich freuen, davon zu hören!
Chris83: Ich habe das HWS-Syndrom, Skoliose, eine Facettengelenksarthrose und Bluthochdruck. Welche Ernährung und welcher Sport sind möglich? Habe Kopf-, Nacken-, Schulter-, Wirbelsäulen- und LWS-Schmerzen. Kann Schmerz den Blutdruck erhöhen?
Fleck: Grundsätzlich gibt es eine einfache Ernährungsformel, die man quasi für alle Symptome zugrunde legen kann, nach individueller Verträglichkeit: eine ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Kost, gesunde Fette und Öle und maßvoll Eiweiß nach Belieben. Milch und Getreide nur nach individueller Verträglichkeit. Gerade bei Arthrose ist eine gemüsebetonte Kost ratsam. Die Schmerzsymptomatik und Blutdruckbeschwerden können durch eine anti-entzündliche Ernährung und Nahrungsergänzung (bei Blutdruck ist hochdosierte Magnesiumgabe wichtig) zu modulieren. Sanfte Bewegung, Stressreduktion und Meditation sind ebenfalls empfehlenswert - und bei Arthrose setze ich in der Praxis auch auf Hagebuttenpulver und Vitamin C in verestherter Form, mit großem Erfolg.
RheuHi: Kann man diesen Test zu den Entzündungswerten bei Rheuma selbst durchführen?
Fleck: Die Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Grunderkrankung (von denen es angemerkt über 400 bislang bekannte gibt) gehört obligatorisch in die Hand eines erfahrenen Experten, eines spezialisierten Facharztes für Rheumatologie. Zudem sollten bei unklaren Gelenkschmerzen auch virale Belastungen abgeklärt werden, zum Beispiel Parvovirus B 19 und ein Besuch beim Zahnarzt, um Entzündungsherden verkannter Natur auf die Spur zu kommen. Die allgemeinen Blutwerte, wie Antikörperdiagnostik, hsCRP, Komplementfaktoren, HLA B27 etc. sind sehr subtil, aber gegebenenfalls kann auch Ihr Hausarzt loslegen. Nichts ist schlimmer als nichts tun und die zeitnahe Diagnostik verzögern. Alles Gute!
Sabine: Ich habe rheumatische Arthritis, Gicht und Arthrose. Kann man - aus Ihrer Sicht - Verbesserungen durch Intervallfasten und durch grüne Smoothies erzielen?
Fleck: Diesem uncharmanten Trio liegt eine entzündliche Natur zugrunde. In diesem Fall halte ich die Idee der anti-entzündlichen Kost mit Gemüse, Obst und Kräutern aus Smoothies für klug. Allerdings sollten Sie diese bevorzugt bis in den frühen Nachmittag zu sich nehmen und auch gut kauen. Der Darm als Ihr stärkstes Immunsystem kann durch die kleine Zwangspause, das Intervallfasten, zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken. Eine Pause von mindestens 13 Stunden ist angeraten, Sie könnten es auch länger durchführen, bis zu 16 Stunden. Vorausgesetzt, Sie leiden nicht unter Migräne, Gallensteinen, Reflux oder Chronic Fatigue (Nebenniereninsuffizienz), dann wären 13 Stunden ein besserer Schnitt. Viel Glück!
Ango: Wie soll ich mich bei Schichtarbeit ernähren (Nacht, spät, früh). Mein Körper muss sich alle sechs Tage umstellen. Dazu kommen erhöhter Blutdruck, Schlafprobleme und Übergewicht.
Fleck: Aus meiner Erfahrung im jahrzehntelangen Schichtdienst kenne ich das Problem zu gut. Mein Rat: Versuchen Sie sich auch in der Nachtschicht an den "normalen" Essensrhythmus zu halten, das heißt, essen Sie nachts nicht aus Langeweile oder um wach zu bleiben, sondern wirklich nur dann, wenn Sie echten, ehrlichen Hunger haben. Leichte Mahlzeiten sind hier von Vorteil. Wegen des Blutdrucks - mein Tipp: Lassen Sie vom Hausarzt auch Ihre Leber checken, zum Beispiel durch einen Bluttest und eine Sonografie, ob eine verkannte nicht-alkoholische Fettleber der geheime Motor für Übergewicht und Bluthochdruck ist. Als Strategie empfehle ich Ihnen zwei bis drei Mahlzeiten pro Tag, an denen Sie sich richtig satt essen, wenig Snacking und möglichst geringen Anteil an Kohlenhydraten, die den stärksten Blutzuckerreiz setzen. Vorsicht: Viele Menschen essen auch zu viel Eiweiß, was im Körper dann wieder in Zucker umgemodelt wird, eine Handvoll pro Teller reicht - und meiden Sie Süßstoffe, denn die trimmen Ihre gesund und schlankmachenden sympathischen Darmbakterien auf "Dickmacher". Ich drücke Ihnen die Daumen.
Marie: Ich habe Bluthochdruck. Werte bis 158/85 der Homocysteinwert ist bei 21. Ich mache seit 14 Tagen Intervallfasten, nehme "Homviotensin", "L Arginin 3x 750 mg", Coenzym, Vitamin B-Komplex. Bekomme ich so meinen Homocysteinwert schnellstmöglichst runter? Bei Gewichtsabnahme und Bewegung sollte doch auch der Bluthochdruck runtergehen. Was kann ich noch tun?
Fleck: Ich bin sehr angetan davon, dass man zum einen Ihren Homocysteinwert bestimmt hat und dass Sie hinsichtlich einer soliden Nahrungsergänzung im Sinne der funktionellen modernen Ernährungsmedizin gut beraten sind. Als Orthomolekularmedizinerin empfehle ich Ihnen die Nahrungsergänzung mindestens drei bis sechs Monate umzusetzen und dann die Werte zu kontrollieren. Leider wird aus meiner Erfahrung bei vielen Patienten die solide Nahrungsergänzung versäumt - und leider von den Krankenkassen nicht bezahlt. Die Gesundheit sollte jedoch immer gefördert werden, nicht nur Krankheiten und Symptome glattgebügelt.
Karola: Ich arbeite als Logopädin mit kieferorthopädischen Kindern/Jugendlichen (Korrektur von unphysiologischen Schluckmustern), die häufig unter Aphthen leiden. Sind die in der Sendung genannten Ernährungstipps auch so für Kinder/Jugendliche 1:1 umzusetzen oder sollte hier noch etwas Besonderes beachtet werden? Wenn ja, was beziehungsweise welche Schritte sollten stattdessen/ergänzend geschehen?
Fleck: Was für einen schönen Beruf Sie haben. Gerade die Kinder und Jugendlichen verdienen mehr Aufmerksamkeit in Sachen bewusster Ernährung und auch die Therapie von Mikronährstoffdefiziten. Die Häufung von Aphthen ist sicher auch dem Umstand zu "verdanken", dass viele Kinder und Jugendliche einen desolaten Vitamin-D-Status haben. Zudem ist eine Ernährung, die sehr vegetarisch/vegan ausgerichtet ist, unbedingt durch eine solide Nahrungsergänzung aufzuwerten. Hier sollte man Eltern und Familie ins Boot holen und aufklären, ein Lysinmangel ist hier auch laborchemisch oft die einfache Erklärung. Das Grundprinzip einer ausgewogenen Ernährung, mit wenig raffiniertem Getreide, Zucker, viel Gemüse, Obst und gesunden Fetten ist hier adäquat, aber Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen deutlich mehr Eiweiß, da sie im Wachstum stecken.
Peter: Ich bin Internist. Meine Frage betrifft eine Patientin aus meinem nahen Angehörigenkreis mit systemischer Sklerose und aktuell einem rheumatischen Schub in Form von Polyarthralgien und einer renalen Krise. Welche Ernährungsempfehlung können Sie geben, da die Patientin neben einer Niereninsuffizienz, Muskel- und Gelenkschmerzen aktuell auch unter einer inflammatorischen Sarkopenie leidet. Eine Therapie mit Prednisolon und nun auch Rituximab wurde eingeleitet.
Fleck: Wie wunderbar, ein Internisten-Kollege, das freut mich umso mehr! Allgemein empfehle ich bei einer solchen Konstellation, MS und entzündliche Arthralgien, immer den Ausschluss einer zusätzlichen oder zugrundeliegenden Infektion: Borreliose, Ehrlichiose, Babesiose und EBV. Nicht selten konnte sich aus meiner Erfahrung eine unterdiagnostizierte Parasitose als Krankheitsmotor identifizieren. Ähnlich wie bei der unterschätzten Toxoplasmose haben wir hier aktuell eine viel zu unterdiagnostizierte Patientengruppe. Das am Rande, aber weil es mir sehr wichtig erscheint, dass mit Ihnen und Kollegen zu teilen. Das Grundprinzip meiner Methode setzt hier auf eine darmgesunde und anti-entzündliche Ernährungsweise: Basis ballaststoffreiche, wasserreiche Gemüse, Obstsorten, maßvoll Eiweiß (bevorzugt pflanzliche Sorten, zum Beispiel Pilze) und wertvolle anti-entzündliche, Omega-3-reiche Algenöle, das heißt Leinöl mit DHA/EPA aus Omega-safe-Produktion. Getreide und Milch würde ich probatorisch im Sinne einer Elimination für 14 bis 21 Tage meiden, dann schrittweise alle drei Tage einführen, und die Reaktion abwarten, die meisten Patienten profitieren von einem Verzicht auf Gluten und Kasein. Außerdem eine solide Nahrungsergänzung als Darmaufbau: Glutamin, Pro- und Präbiotika, Kurkuma, B-Vitamine und Astaxanthin 4 mg 3x1 sowie MSM 2,5 g pro Tag als orthomolekulare Strategie. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Noch ein Tipp: Empfehlen Sie der Patientin dringend eine Fokussuche beim Zahnarzt sowie auf Schwermetallbelastung und bei entsprechendem Nachweis adäquate Maßnahmen. Alles Gute!
Andrea v. R.: Meine Tochter (6) hat seit einem Jahr ein diagnostiziertes Rheuma. Sie nimmt Naproxen und MTX ein. Der behandelnde Rheumatologe lehnt eine spezielle Ernährung bei Kindern ab, da sie sich noch im Wachstum befinden und man ihnen damit eher schaden würde. Die Schmerzen sind, trotz der Medikamente, nie ganz weg. Meine Frage ist, ob Sie eine angepasste Ernährung bei Kindern mit dieser Erkrankung befürworten würden?
Fleck: Ich bin ganz bei Ihnen. Natürlich ist wichtig, dass Kinder gerade im Wachstum gesunde und nährstoffdichte Nahrung bekommen und nicht durch "Schmalspur-asketische" Ernährungsempfehlungen drangsaliert werden dürfen. Aber die Forschung belegt und meine Erfahrungen mit Kindern (mein jüngster Rheumapatient ist drei Jahre alt) zeigen, dass eine moderne Ernährung, die zu dem Kind passt, die Therapie wunderbar ergänzt und hilft, Medikamente einzusparen. Es ist leider oft so, dass Dinge abgewertet werden, nur weil man sie nicht kennt. Das ist sehr bedauerlich. Mein Rat: Geben Sie Ihrer Tochter ehrliche, unverfälschte gesunde Lebensmittel, wie Gemüse, Salate, Obst ... und lassen Sie sonst beim Hausarzt das Kind zusätzlich checken auf larvierte virale Infektionen, die rheumatischen Krankheitsbildern erschreckend ähneln können. Alles Gute! Im Zweifel kommen Sie einmal nach Hamburg zu mir in die Praxis.