Raub und Zerstörung - Wenn Kultur zur Zielscheibe wird
Die Nationalsozialisten raubten in Europa Kunst- und Kulturgegenstände. 80 Jahre später werden im Krieg gegen die Ukraine gezielt Kulturorte angegriffen. Darüber wurde im Körber Forum in Hamburg diskutiert.
Ein Unrecht, das noch immer andauert - und nur schwer aufzuklären ist: der Kunstraub der Nationalsozialisten, der jüdischen Familien in ganz Europa systematisch ihren Besitz entzog. Bis heute suchen die Erben oft vergeblich nach den gestohlenen Kunstgegenständen. Herkunftsforscherin Kathrin Kleibl will dieses Unrecht aufklären und den Nachfahren bei der Suche helfen.
Verbleib vieler Kunstwerke aus Nazi-Zeit weiter ungeklärt
Johannes Nathan ist einer dieser Erben: Sein Großonkel war einer der führenden Kunsthändler in der Weimarer Republik. Von den Nazis ermordet, wurde seine Sammlung der Familie entzogen, die Kunsthandlung zwangsabgewickelt. Bis heute ist der Verbleib vieler Kunstwerke ungeklärt. Als Betroffener weiß er, wie sehr Kunst- und Kulturgüter zur Identitätsfindung beitragen und engagiert sich auch deshalb im Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine.
Russland hat auch der ukrainischen Kultur den Krieg erklärt
Denn Russland hat nicht nur der Ukraine, sondern auch ihrer Kultur den Krieg erklärt. Kulturorte sind zu Angriffszielen geworden, um die Eigenständigkeit der ukrainischen Identität zu zerstören. Olena Balun, ukrainischstämmige Kunsthistorikerin und Kuratorin, koordiniert das Ukraine Art Aid Center und erlebt dort täglich, wie der Krieg auch Museen und Denkmäler bedroht. Wie kann das kulturelle Erbe eines Landes geschützt werden? Und: Sind wir Deutschen aufgrund unserer Geschichte hierbei in besonderer Weise gefordert?
Die Diskussion im Körber Forum fand am Vorabend des Jahrestages der Reichspogromnacht statt und drehte sich um wiederkehrende Muster und Unterschiede beim Raub von Kulturgütern - und ihre Bedeutung für einzelne Familien wie auch Nationen. Moderiert wurde sie von Christine Gerberding.
