"Zuhause" zwischen Geburt und Tod: Ausstellung in der Marktkirche Hannover
Beeindruckende Fotokunst zwischen Geburt und Tod: Was für sechs Fotografinnen und Fotografen der Begriff "Zuhause" bedeutet, zeigt bis zum 13. April eine Ausstellung in und vor der Marktkirche in Hannover.
Mit verträumten, beinahe pathetischen Melodien eröffnete das Stehgreif Orchester Berlin am 16. März die Fotoausstellung "Zuhause No. 7" in der Marktkirche in Hannover.
Gleich an der rechten Wand neben dem Haupteingang hängen die Fotografien von Christian Heymann. Er hat die letzten Wochen der Schwangerschaft seiner Frau auf Bildern festgehalten und auch sein Verständnis von Vaterschaft.
Sibylle Fendt: Porträts von Menschen in ihrer letzten Lebensphase
Direkt daneben geht es um den Tod. Sibylle Fendt porträtiert Menschen, die ihre letzte Lebensphase zu Hause im Kreise von Familie und Freunden verbringen. Eigentlich wollte sie dieses Thema gar nicht anfassen, sagt Fendt, doch dann verstarb ihr Mann im vergangenen Jahr an Krebs: "Plötzlich hatte ich diesen Impuls, dass ich genau darüber gerne eine Arbeit machen würde. Denn so schlimm und tragisch das alles war, war ich unfassbar dankbar, dass wir alle zuhause waren. Das war schon fast wie ein Wunder, das hätte auch ganz anders laufen können."
Fotografien voller Nähe und Würde
Die Personen auf ihren Porträts lernte sie durch einen Palliativarzt kennen, so Fendt: "In allen Fällen, in denen ich fotografiert habe, war ich nicht nur geduldet, sondern wir waren unsere kleine Selbsthilfegruppe." Dementsprechend intensiv und nah, aber auch voller Würde sind ihre Fotografien: Ein Ehepaar sitzt auf einem weißen Sofa zuhause in seiner Wohnung. Er trägt eine Sauerstoffbrille und schaut seiner Frau in die Augen, hält ihre Hand, sie lächelt zurück.
Auf einem weiteren Porträt liegt eine Frau in ihrem heimischen Pflegebett. Sie ist mit einer flauschigen lila Decke zugedeckt und kuschelt mit einer braunen Katze, hinter ihr verziert eine Lichterkette die Wand. Links daneben hängt, wie ein harter Kontrast, der übervolle Medikamentenschrank. Für dieses Foto erhält Sibylle Fendt den Foto Award von "Zuhause No. 7".
Themen Geburt und Tod passen in die Marktkirche
Die Marktkirche sei für diese Werke rund um Geburt und Tod genau der richtige Ort, findet der Kurator der Ausstellung und Direktor des Sprengel Museums in Hannover, Reinhard Spieler:
"Das sind die Themen, mit denen die Kirche arbeitet und wo sie uns in unserem Kulturkreis versucht 'Beistand' zu liefern. Die Marktkirche hat es sofort sehr offen und freudig aufgenommen. Ich glaube, es passt wunderbar hierher", so Spieler.
Fotografin Meinhardt verwendet spezielle Technik: Cyanotypie
Aber nicht nur in der Kirche, auch auf dem Marktplatz davor können Passanten Fotokunst auf mehreren Plakatwänden bewundern. Neben einer Serie über traditionelle Hausfrauen, die sogenannten Tradwives, sticht die Fotoserie von Klara Meinhardt den Betrachtern grell-blau ins Auge. Meinhardt hat sich in ihrer Arbeit mit den Plattenbauten der ehemaligen DDR beschäftigt. Sie hat dabei eine besondere Fototechnik verwendet: die Cyanotypie. Dazu habe sie auf die Leinwand eine lichtempfindliche Lösung aufgetragen und diese mit der Sonne belichtet, erklärt Meinhardt:
"Abgelaufen ist das so, dass ich meine Leinwand in der Größe 2,10 Meter mal 1,50 Meter. Mit denen bin ich in mehrere Städte gefahren und habe dort Fassadenteile direkt belichtet, indem ich die Leinwand dahinter gehangen habe. Das ging nur bei Sachen, die Durchbrüche hatten", erklärt Klara Meinhardt ihre spezielle Technik. Dasselbe hat sie auch mit Möbeln aus der DDR-Zeit gemacht - vor allem lichtdurchlässige Rattan-Stühle eignen sich ihr zufolge besonders gut für diese Technik.
Die Ausstellung "Zuhause No.7" wird noch bis zum 10. April in und vor der Marktkirche am Hanns-Lilje-Platz 2 in Hannover zu sehen sein.
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