Ein langer Weg führt zu einem runden Gebäude mit einer Kuppel. © picture alliance/dpa | Henning Kaiser Foto: Henning Kaiser

Düsseldorf bekommt Deutsches Foto-Institut - Reaktionen aus dem Norden

Stand: 24.11.2022 14:53 Uhr

Fotomuseen und Fotosammlungen gibt es in Deutschland viele. Was es bislang nicht gibt, ist eine zentrale Institution, die sich Bundesländer- und Regionen übergreifend der Fotografie als Kunstform widmet.

von Janek Wiechers

Andere Länder haben so etwas schon lang. In den Niederlanden etwa gibt es das Nederlands Fotomuseum in Rotterdam. Es verwaltet die Nachlässe zahlreicher Fotografinnen und Fotografen, zeigt Ausstellungen und hat eine bedeutende Restaurierungswerkstatt. 2019 wurde noch unter Kulturstaatsministerin Monika Grütters entschieden, dass es auch hierzulande so etwas geben soll.

Wo die Institution angesiedelt werden soll, darüber gibt es seit vielen Jahren zum Teil hitzige Diskussionen. Eigentlich war Essen im Ruhrgebiet als Standort gesetzt. Doch vor knapp zwei Wochen kam dann die für viele überraschende Mitteilung der aktuellen Kulturstaatsministerin Claudia Roth: das geplante "Deutsche Foto-Institut" soll nach Düsseldorf kommen.

Zustimmung für das "Deutsche Foto-Institut" kommt aus Hamburg

Das Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen. © picture alliance / dpa Foto: Maja Hitij
Das Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen.

Zustimmung, das neue "Deutsche Foto-Institut" in Düsseldorf anzusiedeln, kommt aus Hamburg. Ingo Taubhorn etwa, der das Haus der Photographie der Deichtorhallen in Hamburg leitet, begrüßt die Pläne grundsätzlich. "Ich bin froh, dass es eine Entscheidung gegeben hat. Nachdem Grütters ihr Amt verlassen hat und Roth ins Amt kam, haben wir uns alle gefragt, ob letztendlich das Bundesinstitut erst einmal auf Eis gelegt wird. Ich war, als ich die Nachricht bekommen habe, wirklich positiv überrascht. Ich finde es richtig, dass es jetzt voran geht."

Dass es nun Düsseldorf werden soll - das findet Taubhorn nicht wirklich wichtig. Für ihn ist die Standortdiskussion Geschichte. Er wünscht sich stattdessen, dass jetzt zügig über Inhalte geredet wird.

Deutsches Foto-Institut: Expertise zusammenführen

Was soll das neue Foto-Institut genau leisten? Welche Erwartungen haben Sammlungen und Museen auch aus dem Norden an die neue Institution? An den Kernaufgaben seines Hauses - nämlich zeitgenössische Fotografie zu präsentieren und den Nachlass FC Gundlachs zu verwalten und zu zeigen - ändere das geplante zentrale Foto-Institut erst einmal nichts, sagt Ingo Taubhorn. Er kann sich aber gut vorstellen, dass dort Expertise zusammengeführt wird, die auch seinem Haus zugute kommt - etwa bei konservatorischen oder fototechnischen Themen.

Ebenso bei Fragen, wie künftig am besten katalogisiert, digitalisiert und mit großen journalistischen Fotonachlässen umgegangen werden soll. "Natürlich gibt es im Norden unterschiedliche Stellen, die sich auch mit dem Thema der Archivierung, der Bewahrung, der Aufarbeitung und der Präsentation beschäftigen. Ich könnte mir vorstellen, wenn es eine zentrale Stelle gibt, an der auch wissenschaftlich gearbeitet wird, dass von den unterschiedlichen Museen eine Kommission gebildet wird, die einen zentralen Ort hat und versucht Richtlinien zu entwerfen, die für alle gelten."

Wunsch nach einem Ort mit Servicecharakter

Das sieht auch Barbara Hofmann-Johnson so. Sie ist die Direktorin des Museums für Photographie in Braunschweig - ebenfalls ein Haus für zeitgenössische Fotografie, das außerdem einige historische und neuere Nachlässe besitzt. Hofmann-Johnson begrüßt die Entscheidung für das Deutsche Foto-Institut ausdrücklich.

Ähnlich wie ihr Hamburger Kollege Ingo Taubhorn wünscht sie sich einen Ort mit Servicecharakter: "Dass man sich dort Hilfestellung holen kann, dass man unter Umständen Konvolute dort einlagert, dass man sie restaurieren lassen kann. Das muss man jetzt alles gut entwickeln." Das deutsche Foto-Institut müsse eine Einrichtung werden, von der alle Foto-Institutionen profitieren können, so Barbara Hofmann-Johnson.

Deutsches Foto-Institut gut aufstellen

Der Standortstreit zwischen Düsseldorf und Essen - auch für sie ist er beendet - obwohl sie ganz persönlich Essen favorisiert hätte. Viel wichtiger sei es aber das Deutsche Foto-Institut gut aufzustellen: "Dass es einen bundesweiten Nutzen hat und dieses Selbstverständnis, dass es dann auch da ankommt - und nicht regional verhaftet bleibt. Dass richtig gut überlegt wird, was soll denn da jetzt passieren. Und wie kann man unter Umständen einem Privatsammler, der eine unheimlich tolle Sammlung aufgebaut hat, Hilfestellung bieten."

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Gerd Schäfer ist Privatsammler. Auch er begrüßt, dass das zentrale Foto-Institut jetzt endlich gebaut wird. Schäfer trägt seit Jahrzehnten zeitgenössische Fotografie zusammen. In seinem Haus in Landsdorf in Mecklenburg-Vorpommern hängen rund 250 großformatige Arbeiten - unter anderem von Thomas Ruf und Andreas Gursky. Für den Sammler ist es an der Zeit, dass das Institut nach jahrelanger Diskussion nun endlich eingerichtet wird: "Es ist wichtig die Bedeutung der Fotografie in der zeitgenössischen Kunst besonders hervorzuheben durch ein eigenes, zentrales Museum. Außerdem kann man dort das ewige technische Problem der Konservierung dieser Kunst, die sehr lichtempfindlich ist, zentral bearbeiten und vielleicht auch lösen."

Gursky für Standort Düsseldorf Deutsches Foto-Institut maßgeblich eingesetzt

Schäfer hält den Standort Düsseldorf für das Deutsche Foto-Institut dabei für den geeignetsten. Nicht nur weil er gebürtiger Düsseldorfer ist, wie er betont, sondern weil von dort gerade für die Nachkriegsfotografie wichtigste Impulse ausgegangen seien - unter anderem von Andreas Gursky, einem seiner Lieblingskünstler. Als Vertreter der sogenannten Düsseldorfer Schule war es vor allem Gursky, der sich maßgeblich dafür stark gemacht hatte, dass das Deutsche Foto-Institut in Düsseldorf angesiedelt wird.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 24.11.2022 | 16:20 Uhr

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