Johannes Hegemann ist mit dem Boy-Gobert-Preis ausgezeichnet worden

Stand: 27.11.2022 11:35 Uhr

Johannes Hegemann ist heute mit dem mit 10.000 Euro dotierten Boy-Gobert-Preis der Körber Stiftung ausgezeichnet worden. Der in Jena geborene Schauspieler ist Ensemblemitglied am Thalia Theater in Hamburg.

von Peter Helling

"Ich hab das Gefühl, jetzt passiert hier was, und es geht hier los, ich find es gut hier", sagt Johannes Hegemann und meint das Ensemble des Thalia Theaters. Vielleicht meint er noch viel mehr: Die Ungebundenheit beginnt hier und heute. Vielleicht kann man den schlaksigen 25-Jährigen am besten mit den Worten "kreativ unruhig" beschreiben. "Was ich schon gerne mag, ist das körperliche Probieren. Da eine Erfahrung bekommen und ins Ausprobieren kommen."

Wenn er, wie im Stück "Doughnuts", als Rezeptionist eines Hotels irgendwo im Nirgendwo seine Glieder bewegt, damit schlackert, schaukelt, obwohl es scheinbar nicht zum Text passt, ist man von seiner doppelbödigen Energie sofort angezogen.

Johannes Hegemann fühlt sich auf der Bühne freier

Johannes Hegemann ist in wenigen Jahren schon viel geglückt. Mit 13 oder 14 Jahren hat er in Zürich im Jugendclub angefangen, Theater zu spielen, sagt er. Er fühlte sich auf der Bühne sofort freier als im Klassenzimmer, "weil ich gemerkt habe, das ist was, wo ich nicht unsicher bin. Gleichzeitig hat das auch damit zu tun, sich zu verwandeln und auf die Kacke zu hauen." Wie als dauer-potenter italienischer Sex-Protz im Stück "Krum", ein Energiebündel.

Der in Jena geborene Arztsohn Johannes Hegemann wollte raus aus der bürgerlichen Sicherheit, sagt er. "Absolut, ganz doll, das war totaler Eskapismus, wenn man so will, volle Kanne." Ob er heute glücklich ist? Die Antwort klingt nachdenklich: "Ja, es geht mir ganz gut hier. Ich bin langsam so wirklich angekommen in Hamburg."

Zwei große Theater buhlen um junges Schauspieltalent

Die Idee, Schauspieler zu werden, kam fast wie im Vorbeigehen. Seine Mutter hat ihn auf der Schauspielschule in Zürich angemeldet. Und beim ersten Vorsprechen wurde er sofort genommen. Aber Zürich wurde ihm bald zu eng. Also weiter, nach Norden, an die Schauspielschule in Rostock. "Es geht dann immer so alles Schlag auf Schlag", sagt Hegemann. "Dann denk' ich manchmal auch, ich hätte ja vielleicht auch einfach mal mehr Geduld haben können."

Nach dem Abschluss wollen ihn gleich zwei der besten deutschen Theater, das Thalia und das Berliner Ensemble. Die Entscheidung fällt für Hamburg. Seine beiden Großmütter sind seine Fans, verfolgen jetzt genau, wie es ihm geht: "Die freuen sich immer wahnsinnig, wenn sie irgendwie so etwas von mir mitkriegen. Die lesen dann jede Kritik zu einer Premiere."

Johannes Hegemann: "Ich bin ein politischer Mensch"

Seine Figuren strahlen eine beunruhigende Ruhe aus. Mal jungenhaft zerbrechlich, mal lässig, mal brutal. Gerade hat er mit Filmregisseur Andreas Dresen gedreht. Dort spielt er einen Widerstandskämpfer gegen die Nazis an der Seite von "Babylon-Berlin"-Star Liv Lisa Fries. "Ich glaube auch, ich bin ein politischer Mensch. Ich finde, man kann auch Figuren darstellen, die nicht seiner eigenen Haltung entsprechen, aber dann gehört es vielleicht auch dazu, die so darzustellen, dass was durchschimmert, was die Haltung des Schauspielers ist."

Hamburg, sagt Johannes Hegemann, gefalle ihm, weil "hier ist immer so'n Wind, der weht. Das mag ich tatsächlich, das hat so etwas Frisches, Kühles, damit komme ich irgendwie ganz gut klar." Dieser Wind, diese kreative Unruhe treibt ihn weiter. Hauptsache, das Leben beginnt jetzt. Er wünscht sich für die Zukunft "dass ich mit interessanten, coolen Menschen coole Projekte mache, das klingt jetzt so oberflächlich. Dass ich einfach mit guten Menschen zusammentreffe, in jeglicher Hinsicht."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 26.11.2022 | 07:20 Uhr

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