"Iolanta"-Oper in Kiel ist romantisch, lyrisch, kurz und knackig
Am Sonnabend feiert die mit 90 Minuten kurze Oper Tschaikowskis Premiere an der Oper Kiel: samt Königstochter, Ritter und wundersamer Heilung, einem Dornröschengarten auf der Bühne - und viel Liebe.
Adventliche Premiere im Kieler Opernhaus: Doch statt des üblichen "Nussknacker"s steht "Iolanta" auf dem Programm. Es handelt sich um Tschaikowskis letzte und weniger bekannte Oper, die er zusammen mit dem "Nussknacker" geschrieben hat und die wenige Tage vor Weihnachten Uraufführung hatte.
"Iolanta": Tschaikowskis Oper mit Königstochter, Ritter und wundersamer Heilung
Im Mittelpunkt stehen eine Königstochter, ein edler Ritter und eine wundersame Heilung. Romantisch, lyrisch, kurz: alles in einem Akt. Ein Probeneindruck.
Reichlich märchenhaft: Ein verirrter Ritter, eine schlafende Prinzessin und ein geheimnisvoller Garten. Liebe auf den ersten Blick ist hier vorprogrammiert. Regisseur Carlos Wagner hält das für möglich: "Ich glaube, dass man sich sehr plötzlich und sehr schnell in jemanden verlieben kann. Die Frage ist, wie lange dauert die Liebe und wie wird diese Liebe später gelebt? " Dazu käme man in dieser Oper nicht, erklärt Wagner "es bleibt bei dieser ersten Begegnung und dieser ersten Begeisterung füreinander."
Wobei Iolanta den Fremden gar nicht sehen kann, sondern sich in seine schöne Stimme verliebt. Sie ist blind, weiß es aber nicht, weil ihr Vater König Renee die Tochter vor der traurigen Erkenntnis schützen wollte. Doch ein maurischer Arzt könnte nun helfen, wenn sie es möchte: "Jolanta kann nur geheilt werden, wenn sie weiß, dass sie blind ist. Das gibt dem ganzen Stück etwas Modernes, dass es also nicht einfach so ein Wundermärchen ist, sondern eine Geschichte, in der jemand gezwungen wird, die Wahrheit zu erkennen."
Zweigeteiltes Bühnenbild mit einer Art Dornröschengarten an Oper Kiel
Der venezolanische Regisseur deutet Tschaikowskis romantische Oper einleuchtend psychologisch. Das spiegelt sich im zweigeteilten Bühnenbild: "Oben ist, könnte man sagen, das Sprechzimmer von Sigmund Freud. Das wäre das Bewusstsein, da drunter ist das Unterbewusstsein und das ist ein Art Dornröschengarten. Diese Idee, dass ein Mädchen jahrelang in einem geschützten Garten mit Rosen wandelt und nichts von der Außenwelt weiß, schien uns sehr dornröschenmäßig." Oben Bücherwände und die obligatorische Couch, auf der die Patientin Iolanta schlummert. Unten keine Blumen, sondern verschlungenes graues Wurzelwerk bis zu den Knien.
Adèle Lorenzi-Favart singt die Hauptrolle. Dass die Königstochter die Welt mit eigenen Augen sehen muss, versteht sie als Erwachen aus der Kindheit. Sie sagt: "Das beinhaltet viele Dinge, die wir nicht akzeptieren wollen, vor denen wir die Augen verschließen." Das heißt, erwachsen zu werden. "Das ist die Hausaufgabe von Iolanta."
Tschaikowski hat seine Aufgaben als Komponist auch und gerade in seiner letzten kleinen Oper meisterhaft gelöst, findet die französische Sopranistin: "Für mich ist das ein kleiner Schmuck. Wenn man ein Meister ist, kann man das auch gerade in der Schlichtheit beweisen."
"Iolanta" ist viel mehr als eine banale Romanze
Regisseur Wagner war dagegen zunächst sogar skeptisch: "Ich muss ganz ehrlich gestehen, wo ich es das erste Mal angehört habe, habe ich gedacht, 'oh, das ist alles sehr süßlich und so in einer Farbe gehalten'. Aber ich denke, dass es doch erstaunlich ehrliche Musik ist." Vielfältig und komplex allerdings beim genauen Hinhören.
Wenn am Ende nicht etwa Prinzessin und Ritter im Liebesduett ihr Glück besingen, sondern alle zusammen eine Art Choral anstimmen, geht es für Carlos Wagner ganz klar um mehr als eine banale Romanze. Es ist, als ob Tschaikowski uns sagen wollte: "Durch die Liebe kann die ganze Gesellschaft verändert werden und nicht nur die Leute, die diese Liebe empfinden."
"Iolanta"-Oper in Kiel ist romantisch, lyrisch, kurz und knackig
Am Sonnabend feiert die mit 90 Minuten kurze Oper Tschaikowskis Premiere: samt Königstochter, Ritter und wundersamer Heilung.
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- Bühne
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Oper Kiel
Rathausplatz 4
24103 Kiel - Telefon:
- Theaterkasse: (0431) 90 19 01
- E-Mail:
- kartenservice[at]theater-kiel.de
- Preis:
- 51 Euro - 16,20 Euro