Sängerinnen und Sänger beim Chormusical Martin Luther King in Essen. © Stiftung Creative Kirche
Sängerinnen und Sänger beim Chormusical Martin Luther King in Essen. © Stiftung Creative Kirche
Sängerinnen und Sänger beim Chormusical Martin Luther King in Essen. © Stiftung Creative Kirche
AUDIO: Hauptprobe zum Martin-Luther-King-Musical in Göttingen (3 Min)

Chormusical Martin Luther King: Wie singt man mit 700 Leuten?

Stand: 17.04.2023 08:23 Uhr

Seit 2019 gibt es das Martin-Luther-King-Musical, zu dem sich Hunderte von Sängerinnen und Sängern in verschiedenen Städten Deutschlands immer wieder neu zusammenfinden. Rund 700 sind es nun in Südniedersachsen: Am Wochenende trafen sie sich nun zum ersten Mal in Göttingen, um gemeinsam zu üben.

von Katrin Pietzner

Es klingt wie eine normale Chorprobe: Doch an Stelle des Klaviers kommt die Musik heute überwiegend vom Band. Und es gibt nicht einen, sondern zwei Dirigenten - für über 700 Sängerinnen und Sänger in der Göttinger Johanniskirche. Heute gehen sie das ganze Musical durch. In den vergangenen Monaten haben sie einzeln oder in kleinen Chören geübt. Nun proben sie zum ersten Mal alle gemeinsam. "Ich habe Bauchkribbeln", sagt Dirigent Matthias Vespermann. "Auch wenn ich es gewohnt bin, auf Bühnen zu stehen. Aber vor so vielen Leuten? Ich glaube, heute bei der Hauptprobe bin ich aufgeregter als zum Auftritt, weil es heute das erste Mal mit allen Sängern ist."

Einsätze und Abschlüsse müssen "groß dirigiert werden"

Matthias Vespermann ist einer der beiden Dirigenten. Beide stehen das erste Mal vor so einem riesigen Chor. Ihre Auf- und Abschläge haben sie abgestimmt. Die Stimmgruppen untereinander aufgeteilt: Der eine dirigiert Alt und Bass, der andere Sopran und Tenor. Doch die sonst üblichen kleinen, dynamischen Bewegungen mit Hand und Mund sind heute wirkungslos. "Bei so einer großen Gruppe und diesen Entfernungen funktioniert das nicht", erklärt er. "Hier müssen wir alles groß, alles mit beiden Händen machen und hoffen, dass ein paar Leute es auch sehen. Es geht darum, die Einsätze und die Abschlüsse groß zu dirigieren." Und mit den Händen Takt und Tempo vorzugeben. Damit das gelingt, wird ein Metronom über die Lautsprecher eingespielt. Ein sogenannter Klick, den die beiden dann bei der Aufführung in zwei Wochen über Kopfhörer erhalten. Diesem Klick zu folgen und gleichzeitig den Chor nicht zu verlieren, das ist eine Kunst für sich.

Der Chor ist für das Musical von zentraler Bedeutung

Sängerinnen und Sänger beim Chormusical Martin Luther King in Essen. © Stiftung Creative Kirche
Bei der Aufführung des Musicals kommen noch Solisten und Big-Band dazu.

Der Chor ist für das Musical zentral. Das war der Creativen Kirche wichtig. Die Stiftung hat nämlich das Stück in Auftrag gegeben. Ob Weggefährte oder Gegenspieler, Demonstrant oder Stimme Gottes - die Sängerinnen und Sänger übernehmen problemlos alle Rollen. Sie erzählen vom Leben des Bürgerrechtlers, von seinen Ideen, aber auch Zweifeln. Eine Geschichte, die für viele noch immer aktuell ist. "Es geht um Frieden und Gerechtigkeit", sagt eine der Sängerinnen, eine andere meint: "Man merkt, dass Martin Luther King für seinen Traum gekämpft hat und das ist faszinierend". Eine weitere der Sängerinnen fügt hinzu: "Schaut man jetzt einfach nur mal 1.000 Kilometer weit in die Ukraine, kann man sich schon fragen, wo die Welt so brachial falsch abgebogen ist. Aktueller kann das Thema eigentlich gar nicht sein."

Singen in der Menge: "Ein tolles Gefühl"

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum sich die Sängerinnen und Sänger für das Musical begeistern. Auch die verschiedenen Musikstile - von Gospel über Rock bis Pop - gefallen ihnen. "Und vor allem", sagt einer der Sänger, "es macht riesengroßen Spaß in dieser Menge hier zu singen. Ein tolles Gefühl."

Das Musical wird am Sonnabend, den 29. April um 19 Uhr in der Göttinger Lokhalle aufgeführt. Dann treffen auch Laien und Profis zusammen: Denn zum Chor gesellen sich noch Musical-Solisten und Big-Band. Wer es nicht nach Göttingen schafft, kann übrigens im Herbst noch auf Oldenburg oder Lingen hoffen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 17.04.2023 | 07:40 Uhr

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