Norbert Werbs lächelt in die Kamera © Erzbistum Hamburg

Weihbischof Norbert Werbs ist tot

Stand: 03.01.2023 14:04 Uhr

Norbert Werbs, emeritierter Weihbischof des Erzbistums Hamburg, ist heute in Neubrandenburg im Alter von 82 Jahren gestorben, das teilte das Erzbistum mit. Ein Nachruf.

von Axel Seitz

Wenn es nach Norbert Werbs gegangen wäre, hätte es den Weihbischof Werbs gar nicht gegeben. Der damalige Schweriner Bischof Heinrich Theissing hatte Norbert Werbs Weihnachten 1980 eröffnet, dass er einen entsprechenden Antrag beim Papst gestellt hätte. Und Johannes Paul II. werde dem wohl zustimmen. So erinnerte sich Werbs einmal im Interview: "Dahinter standen politische Überlegungen. Wir hatten die Sorge, dass wir Verhältnisse bekommen, wie sie damals in Ungarn waren, wo eigentlich der Staat zu entscheiden hatte, wer Bischof werden durfte und wer nicht. Das war in der DDR nicht so. Wir hatten ja strikte Trennung zwischen Kirche und Staat, aber wir hatten Informationen, dass solche Überlegungen da waren. Deswegen hat er in Rom dem Antrag der Bischöfe zugestimmt, dass jeder Ordinarius, also residierender Bischof, dass der dann auch einen Weihbischof dazubekommt, für den Fall der Fälle."

Allerdings hielten sich die Machthaber in der DDR an die Trennung von Staat und Kirche. Norbert Werbs war gern Katholischer Pfarrer: "Der Kontakt zu den einfachen Leuten war als Pfarrer leichter, und das ist eigentlich der Grund, warum ich lieber Pfarrer geblieben wäre, als Bischof zu werden."

Alternative zum katholischen Theologen

Nach seinem Studium in Erfurt wurde Norbert Werbs zunächst Kaplan in Parchim und 1975 Pfarrer in Neubrandenburg. Dabei hätte der 1940 in Rostock-Warnemünde Geborenen sich auch einen ganz anderen Beruf als den eines katholischen Theologen vorstellen können - nämlich Meteorologe: "Das hängt damit zusammen, dass wir in Warnemünde eine Seewetter-Dienststelle hatten und in dieser Dienststelle eine ganze Reihe mir bekannter Leuten tätig waren. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, da auch mal einen ganzen Tag zu verbringen. Und die Meteorologie hat mich durchaus immer interessiert."

Die Bischofsweihe erhielt Norbert Werbs dann im März 1981 in der Rostocker Christuskirche. Als Weihbischof gehörte der Theologe zwar zum Erzbistum Osnabrück, er war aber von Schwerin aus für die Mecklenburger Katholiken in der DDR verantwortlich: "Die Gemeinde war in der DDR eher eine Fluchtburg als ein offener Raum. Diese Fluchtburg, bot und das ist der Vorteil gewesen, manchen Menschen eine Zuflucht, die mit dem System der DDR ihre Probleme hatten. Insofern war der Dienst der Kirche auch für die Gesellschaft in DDR-Zeiten ein sehr guter."

Deutsche Einheit brachte Erleichterungen und Erfahrungen

Die Deutsche Einheit brachte für die Katholische Kirche viele Erleichterungen: "Wir haben manche Beratungsdienste, an die überhaupt nicht zu denken war. Wir haben unsere Altersheime in einer Weise ausbauen können, wie es zur DDR-Zeit nicht denkbar war. Wir konnten zwei katholische Schulen in Gang bringen, und ich habe die Möglichkeit, auch auf junge Leute zuzugehen, wie es zu DDR-Zeit so nicht möglich war."

Norbert Werbs musste aber auch Erfahrungen machten, die er nicht vorhersah: "Das war für uns die negative Überraschung nach der Wende, wie viele Leute aus der Kirche ausgetreten sind. Es waren unglaublich viel mehr Austritte als Eintritte. Das hängt damit zusammen, dass sich herumgesprochen hatte, dass das westdeutsche System der Kirchensteuer eingeführt würde." Am 20. Mai 2015 - seinem 75. Geburtstag - wurde sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch durch Papst Franziskus stattgegeben. Nach Rom, zum Vatikan, habe es ihn übrigens nie gezogen, sagte er in seinem letzten NDR Interview 2015: "Rom ist mal schön einen Monat. Aber dann zieht es mich wieder nach Hause." Und zu Hause - das war für Norbert Werbs mehr als acht Jahrzehnte lang Mecklenburg.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 03.01.2023 | 19:00 Uhr

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