Fassadenfarbe: Biozide belasten die Umwelt
In Fassadenfarbe sind häufig Biozide enthalten. Deren Hauptaufgabe ist es, Algen und Pilze bei Kontakt mit der Fassade zu töten. Doch die Gifte belasten die Umwelt.
Um Grünbeläge an Häuserwänden zu vermeiden, greifen viele Hausbesitzer zu Fassadenfarbe mit Bioziden. Diese Substanzen sind sehr langlebig, damit die Fassaden über mehrere Jahre geschützt bleiben. Denn durch Schlagregen und Tauwasser werden Fassaden immer wieder feucht. Zusätzlich verwittert die Fassadenfarbe im Laufe der Zeit durch jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen und Sonnenlicht.
Biozide landen in Erdreich, Gewässer und Grundwasser
Die Gifte werden früher oder später ausgewaschen und landen im Erdreich, der Kanalisation und in siedlungsnahen Gewässern. Das belegt eine dreijährige Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitäten Lüneburg, Lübeck und Freiburg. Die langlebigen chemischen Verbindungen konnten sogar im Grundwasser nachgewiesen werden.
Die Umweltchemiker fanden alle gängigen Biozide, die zum Schutz von Fassaden eingesetzt werden, darunter auch Rückstände von Terbutryn und Diuron. Diese Stoffe wurden früher in der Landwirtschaft als Pflanzenschutzmittel eingesetzt, sind dort aber seit mehr als 20 Jahren verboten.
Biozide sind schädlich für Fische und Wasserorganismen
Alle gefundenen Biozid-Wirkstoffe können äußerst schädlich für Wasserorganismen und Fische sein. Außerdem könnten Biozide einen indirekten Einfluss auf das Insektensterben haben, da durch ihren Einsatz das Nahrungsangebot für Insekten verringert wird.
Besonders bedenklich: Die Wissenschaftler fanden in den Gewässern nicht nur die Biozide an sich, sondern auch eine ganze Reihe von deren Abbauprodukten, die durch photochemische Prozesse - also durch Sonnenlicht - entstehen. Welche Auswirkungen diese Abbauprodukte auf das Ökosystem haben, ist bisher kaum erforscht.
Biozide wirken auch als Farbkonservierungsmittel
Die Biozide, die an der Wand Algen und Pilze töten sollen, sind oft dieselben, die die Farben im Topf vor Veränderungen schützen und eine lange Haltbarkeit garantieren sollen - die sogenannte Topfkonservierung. In der Regel ist das Benzisothiazolinon. Die Verwendungsmenge als Konservierungsmittel entspricht mindestens zehn Prozent im Vergleich zu den (zum Beispiel polymerverkapselten) Zusätzen, die als Algen- und Pilzkiller direkt an der Wand wirken sollen.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Topfkonservierungsmittel früher oder später ebenfalls aus den verwitternden Fassadenfarben ausgewaschen werden.
Biozid-Alternativen: Silikatfarbe, Kalkputz und Titandioxid
Für Hausbesitzer bleibt die Frage, wie man eine Hausfassade lange ansehnlich und frei von hässlichen Algenbelägen und Pilzflecken halten kann, ohne die Umwelt zu belasten. Zwar werden Fassadenfarben mit mehr oder weniger hoher Biozid-Beimischung weiterhin angeboten. Es gibt aber auch Alternativen zu Fassadenanstrichen mit Bioziden.
Alkalische Silikatanstriche oder Kalkputze haben einen so hohen pH-Wert, dass Algen und Pilze darauf nicht oder nur sehr schwer gedeihen können. Diese Farben benötigen auch keine Topfkonservierung. Einige Hersteller bieten Fassadenfarbe ausdrücklich ohne Biozide an. Dort sorgt Titandioxid für einen photokatalytischen Effekt, der das Algen- und Pilzwachstum verhindern soll.