Mit der Spinnrute auf Hecht
Riesige messerscharfe Zähne in einem großen Maul, ein torpedoförmiger Körper und eine kräftige Heckflosse: Hechte sind die perfekten Jäger und ideal an ihre Lebensweise angepasst. Obwohl der aus Asien stammende Zander den "Esox" - wie er mit seinem lateinischen Namen heißt - als häufigsten Raubfisch in unseren heimischen Gewässern vielerorts abgelöst hat, übt der Hecht auf viele Angler nach wie vor eine große Faszination aus. Er vereinigt Kraft, Aggressivität und Schnelligkeit und liefert spannende Drills, die Mensch und Material einiges abverlangen.
"Meister Esox" - Die perfekte Fressmaschine
Hechte sind Revierfische, sie suchen sich meist einen festen Unterstand oder ein Versteck, in dem sie auf ihre Beutefische lauern. Sie folgen aber auch Futterfisch-Schwärmen ins Freiwasser. Im Frühjahr nach der Laichzeit sind bevorzugte Standorte der Rand von Schilfgürteln oder Totholz in Ufernähe von Flüssen, Seen und Küstenregionen wie die Bodden auf Rügen. In den warmen Sommermonaten hält sich der Räuber lieber im tieferen Wasser auf, das kühler ist. In dieser Zeit kommen Hechte nur zum Jagen in die Flachwasserbereiche.
Ist Beute ausgemacht, schießt der Räuber mit seinem stromlinienförmigen, grüngescheckten Körper pfeilschnell hervor und packt zu. Dank der langen Hundszähne gibt es für die Futterfische selten ein Entkommen. Meistens dreht der Hecht die Beute im Maul noch einmal um, sodass der Fisch mit dem Kopf voran verschlungen wird. Deshalb sollte der Anschlag bei einem Biss schnell aber mit Gefühl erfolgen. Während der Hecht laicht, ist er vielerorts durch eine Schonzeit geschützt, auch das Mindestmaß für gefangene Exemplare variiert je nach Bundesland.
Die Ausrüstung: Rute und Rolle
Zum Kunstköderangeln auf Hecht ist eine Spinnrute mit einem Wurfgewicht bis 80 Gramm erforderlich. Wer gerne mit Gummifischen angeln möchte, sollte ein Modell mit einer brettharten Aktion wählen, so lässt sich der Köder beim Jiggen am besten führen, denn der Bodenkontakt muss im Blank spürbar sein. Als Rolle ist ein 3000er-Modell gefüllt mit geflochtener Schnur, etwa in der Stärke 0,15 Millimeter, ausreichend.
Safety first: Niemals ohne Stahlvorfach!
Wichtig: Beim waidgerechten Fischen auf Hecht sollten Sie immer ein Stahlvorfach benutzen, damit der Fisch die Montage mit seinen scharfen Zähnen nicht durchtrennt und mit verhaktem Köder im Maul qualvoll zu Grunde gehen muss. Da Hechte die Köder vielfach sehr tief schlucken, sollte das Stahlvorfach mindestens 50 Zentimeter lang sein. Die fertigen Stahlvorfächer sind häufig viel zu kurz, deshalb ist die Eigenherstellung ratsam. Für wenig Geld sind dafür Quetschhülsen, eine Quetschhülsenzange und Stahlvorfach als Meterware im Angelgeschäft erhältlich. Das Stahlvorfach wird über einen Wirbel mit der Hauptschnur verbunden. In einen Karabiner-Wirbel am Ende des Stahlvorfachs hängen Sie die Kunstköder ein.
Vorsicht ist unbedingt beim Landen und Abhaken gefangener Hechte geboten: Wegen der akuten Verletzungsgefahr sollte beim Entfernen des Hakens eine Lösezange und gegebenenfalls eine Schonrachensperre benutzt werden, um den Hechtkiefer zu blockieren. Auch von einer Handlandung beispielsweise im Boot ist unbedingt abzusehen: Benutzen Sie einen Kescher!
Der Wobbler - Klassiker auf Raubfische
Der Klassiker unter den Kunstködern auf Hecht ist der sogenannte Wobbler. Die kleinen Fischchen sind aus Hartkunststoff oder ganz traditionell aus Balsaholz gefertigt. Verschieden geneigte Tauchschaufeln bringen den Köder beim langsamen Einkurbeln auf eine bestimmte Wassertiefe. So eignen sich Modelle mit einer langen und fast waagerecht stehenden Schaufel für das tiefe Fischen in Bodennähe. Wobbler mit kurzer, senkrecht stehender Tauchhilfe sind eher für das oberflächennahe Fischen geeignet. Je nach Tiefe des Gewässers und vermutetem Standplatz der Hechte, sollten verschiedene Modelle im Angelkoffer sein. Mit einem kurzen Zupfer zur Seite, dem sogenannten Twitchen, lässt sich der Köder immer wieder auffällig von seinem Kurs abbringen, das verleiht einen zusätzlichen Reiz.
Blech fängt mit der Countdown-Methode
Sehr fängig sind außerdem Köder, bei denen ein kleines Metallblatt beim langsamen Einholen um eine Metallachse rotiert - sogenannte Spinner. Die Rotation erzeugt enorme Druckwellen unter Wasser, die die Hechte mit ihrem Seitenlinienorgan wahrnehmen können. Die gewünschte Tiefe lässt sich befischen, indem Sie den Köder nach dem Auswerfen zunächst in die entsprechende Wasserschicht absinken lassen. Beim ersten Wurf solange mitzählen, bis der Köder den Grund erreicht (Countdown-Methode). Ist der Grund beispielsweise bei acht erreicht, den Köder beim nächsten Wurf bis sieben durchsacken lassen - dann angeln Sie in Bodennähe. Erfolgt kein Biss, die nächste Wasserschicht auf Höhe der sechs absuchen - und so weiter. In gleicher Weise lassen sich auch klassische Hechtblinker führen.
Gummifisch am Jighaken fischen
In den vergangenen Jahren hat das Angeln mit Gummifischen an einem Bleikopfhaken (Jig) immer mehr Anhänger gefunden. Gewicht und Größe der Bleiköpfe richten sich nach der Strömung und der Tiefe des Gewässers sowie der Länge der Gummifische. Als Faustregel gilt: Der Haken sollte am Ende des vorderen Drittels des Köders wieder austreten. Das Gewicht muss so schwer gewählt werden, dass der Gummifisch den Grund bequem an gestraffter Schnur erreicht. Auf Hecht dürfen die Gummis gerne etwas größer sein, auch Köder jenseits der 15 Zentimeter werden gerne genommen.
Mit drei bis vier schnellen Kurbelumdrehungen oder einem kräftigen Zupfer mit der Rutenspitze lösen Sie den Köder vom Boden und lassen ihn wieder zum Grund absinken. Durch die kleine Schwanzschaufel flattert der Gummifisch dabei verführerisch für den Hecht. Stehen die Hechte nicht am Grund, wird der Gummifisch mit denselben Sprüngen ohne Bodenkontakt in der gewünschten Wassertiefe geführt. Erfolgreich kann es auch sein, einen Gummifisch an einem leichten Jigkopf in der vermuteten Standtiefe langsam einzukurbeln.
Farbe und Dekor der Köder
Beim Thema Farben und Dekore der Kunstköder scheiden sich die Geister. Als Grundregel gilt: Fischen Sie gedeckte oder natürliche Farben bei klarem Wasser und/oder hellem Licht, Schockfarben können bei trübem Wasser und/oder trübem Wetter erfolgreich sein. Natürliche Designs, die Beutefische wie das Rotauge nachahmen, von denen sich die Hechte gerade schwerpunktmäßig ernähren, sind ebenfalls immer einen Versuch wert.
Hechte verteidigen ihr Territorium gegenüber kleineren Artgenossen, eine Eigenart, die mittlerweile auch die Angelgerätehersteller erkannt haben: Kunstköder im Hechtdesign sollen besonders aggressiv attackiert werden. Viele altgediente Angler fischen auch sehr erfolgreich mit toten Köderfischen wie Lauben auf Hecht. Die Köderfische werden an der Grundmontage, mit ein wenig Styropor leicht auftreibend, oder an einer schweren Hechtpose schwebend angeboten.
In der Küche: Achtung, viele Gräten!
Hechte haben ein sehr schmackhaftes Fleisch, das aber leider mit sehr vielen Gräten durchsetzt ist. Das Tückische dabei ist die Y-Form, die einem das Essen regelrecht verleiden kann. Mit speziellen Filetiertechniken können Profis dem Grätenproblem beikommen. Eine leckere Alternative für den Normalverbraucher sind Hechtklößchen, bei denen das Fleisch zuvor mit einem Mixer oder einem Fleischwolf zerkleinert und durch ein Sieb gestrichen wird.