Blick vom Dünenwanderweg zum Leuchtturm auf Amrum © NDR Foto: Irene Altenmüller

Amrum: Kleine Insel, riesiger Strand, viel Natur

Stand: 02.05.2022 08:32 Uhr

Kilometerlanger Strand, eine urwüchsige Dünenlandschaft und freie Sicht bis zum Horizont: Auf Amrum steht die Natur im Mittelpunkt. Die nordfriesische Insel ist ideal, um einmal völlig abzuschalten.

Amrum gehört zu den Nordfriesischen Inseln und liegt südwestlich von Föhr im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Schon die Anreise mit der Fähre sorgt für Entspannung: Rund zwei Stunden dauert die Überfahrt vom Festland in Dagebüll durch das Wattenmeer, vorbei an den Halligen und der Nachbarinsel Föhr.

Dünen und endloser Strand auf dem Kniepsand

Amrums vielleicht größte Attraktion ist der Kniepsand, ein feinsandiger Strand, der mit 15 Kilometern Länge und bis zu zwei Kilometern Breite zu den eindrucksvollsten an der Nordseeküste zählt. Scheinbar endlos erstreckt er sich bis zum Horizont. Abseits der wenigen Hauptstrände mit Badeaufsicht, Kiosk und Strandkörben sind Besucher auf dem Kniepsand selbst in der Hauptsaison fast allein.

Der Sandstrand auf Amrum. © NDR/N-JOY Foto: Katharina Ratzmann
Auf rund 15 Kilometern Länge erstreckt sich der Kniepsand im Westen der Insel.

Noch bis Mitte der 1960er-Jahre war der Kniepsand eine der Insel vorgelagerte Sandbank. Sie wuchs langsam mit der Insel zusammen. Hinter dem Strand beginnt die weitläufige, weitgehend naturbelassene Dünenzone mit mehr als 30 Meter hohen Sandbergen. Lohnend ist ein Spaziergang über die vielen Holzbohlenwege, die mitten durch die Dünenlandschaft führen. Von mehreren Aussichtsdünen reicht der Blick weit über Insel und Meer.

Amrums Natur auf der Spur - Wattwanderungen und Odde-Führungen

Holzbohlenweg durch die Dünen auf Amrum © NDR Foto: Irene Altenmüller
Etliche Bohlenwege ziehen sich durch die Dünenlandschaft Amrums.

In der Inselmitte wechseln sich Wald, Wiesen und Heidelandschaften ab, durchzogen von Wander- und Radwegen. Im Norden, Süden und Osten grenzt Amrum an das Wattenmeer. Wattwanderungen vor der Küste oder zu einer nahe gelegenen Seehundbank gehören zu den besonderen Naturerlebnissen, die die Insel zu bieten hat. Wer gut zu Fuß ist, kann an einer Wanderung durch das Watt zur Nachbarinsel Föhr teilnehmen. Sie dauert etwa drei Stunden und findet nur bei günstigen Witterungsbedingungen statt. Seit einiger Zeit ist diese anspruchsvolle Wattwanderung sogar in den Wintermonaten möglich, die dafür erforderlichen Wathosen werden gestellt.

Ob am Strand oder beim Spaziergang durch die Dünen: Die Rufe der Möwen sind immer zu hören. An der Nordspitze Amrums liegt mit der Odde ein Natur- und Vogelschutzgebiet. In den Dünen brüten Möwen, Seeschwalben und Eiderenten, mit etwas Glück lassen sich am Strand auch Kegelrobben und Seehunde beobachten. Der Verein Jordsand bietet regelmäßig Führungen durch das Schutzgebiet an.

Amrums Leuchtturm: Insel-Wahrzeichen mit Aussicht

Leuchtturm auf Amrum. © picture alliance / Arco Images Foto: J. Pfeiffer
Schön anzusehen und ein lohnendes Ausflugsziel: der gestreifte Leuchtturm.

Egal, wo man auf Amrum unterwegs ist, früher oder später kommt das Wahrzeichen der Insel in Sicht: der Leuchtturm. Er wurde 1872 auf einer Düne im Südwesten gebaut und ist noch immer in Betrieb. Mit 42 Metern gehört er zu den höchsten an der norddeutschen Nordseeküste. Der ursprünglich rot-braune Steinturm erhielt 1952 den heutigen rot-weißen Anstrich. 297 Stufen führen vom Fuß der Düne auf eine Aussichtsplattform mit Rundbalkon, die in der Saison von Montag bis Freitag jeweils vormittags für Besucher geöffnet wird, im Winter jeweils mittwochs. Von oben bietet sich eine herrliche Aussicht auf Amrum, die Nachbarinseln und die Nordsee.

Wittdün: Einkaufen und promenieren

Auf Amrum gibt es fünf Dörfer. An der Südspitze liegt mit Wittdün das Tor zur Insel. Dort kommen die Fährschiffe vom Festland und den Nachbarinseln an. Wittdün ist zugleich der geschäftigste Ort mit Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, einer Jugendherberge und Cafés. Eine Strandpromenade führt um die Südspitze der Insel.

Etwas außerhalb des Ortes in nördlicher Richtung befindet sich ein Schwimmbad mit Wellenbad und Sauna. Etwa auf gleicher Höhe liegt auf der Wattseite der Insel der Fischer- und Seezeichenhafen, in dem Krabbenkutter, Yachten und Ausflugsschiffe vor Anker liegen.

Steenodde: Frischer Fisch vom Kutter

Ein Fuß- und Radweg führt von dort zu dem kleinen Ort Steenodde im Osten der Insel. Am Anleger können Urlauber regelmäßig fangfrischen Fisch und Krabben vom Kutter kaufen. Archäologisch interessant sind die frühgeschichtlichen Grabhügel. Der mit 4,50 Metern Höhe und einem Durchmesser von 26,5 Metern größte heißt Eesenhuuch und stammt aus der Bronzezeit. Auch eine Gruppe von insgesamt 88 Hügeln aus der Wikingerzeit ist noch gut zu erkennen.

Süddorf: Kleiner Ort mit Friesenflair

Nur wenige Hundert Meter weiter liegt die kleine Ortschaft Süddorf mit mehreren hübschen Friesenhäusern. Bekanntestes Gebäude ist hier das Geburtshaus von Hark Olufs (1708-1754). Der gebürtige Amrumer geriet als junger Matrose bei einem Piratenüberfall vor Nordafrika in Gefangenschaft und wurde als Sklave verkauft. Später gelang es ihm, beim algerischen Militär Karriere zu machen und als reicher Mann auf seine Heimatinsel zurückzukehren, wo er auf dem Nebeler Friedhof begraben liegt. Auf dem Grabstein ist ein kurzer Abriss seines abenteuerlichen Lebens zu lesen.

Nebel: Malerisch und romantisch

Die St. Clemens-Kirche in  Nebel auf Amrum © NDR Foto: Irene Altenmüller
Die mehr als 800 Jahre alte St. Clemens-Kirche beherbergt einen sehenswerten Flügelaltar.

Die "sprechenden Grabsteine" auf dem Friedhof sind eine der Attraktionen des malerischen Dorfes Nebel. Auf den Steinen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sind die Lebensgeschichten von Seefahrern und Walfängern und ihren Reisen bis ins Polarmeer eingemeißelt. Lohnend ist auch ein Besuch der weiß getünchten St.-Clemens-Kirche, die einige interessante Kunstwerke beherbergt. Dazu zählen der Taufstein aus dem 13. Jahrhundert, die Kanzel und der Flügelaltar.

Bekannt ist Nebel aber vor allem für seine schönen, reetgedeckten Friesenhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert, an deren Wänden im Sommer blühende Rosen ranken. Die ältesten Häuser haben sehr niedrige, nach Norden ausgerichtete Türen. Das "Öömrang Hüs" von 1736 - einst Kapitänshaus, heute Museum - ist eines davon.

Am südlichen Ortsrand von Nebel steht eine alte holländische, noch voll betriebsfähige Windmühle, die heute ein Heimat- und Mühlenmuseum beherbergt sowie wechselnde Ausstellungen zeigt. Ein besonderer Ort der Stille liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite: der Friedhof der Heimatlosen. Dort haben unbekannte, von der Nordsee angespülte Tote ihre letzte Ruhe gefunden.

Norddorf: Kurort mit breitem Strand

Blick auf den Strand bei Nebel auf der Insel Amrum, im Vordergrund bunte Bollerwagen. © imago images
Praktisch für den Transport zum Strand sind Bollerwagen.

Der nördlichste Ort Amrums ist, wie der Name schon deutlich macht, Norddorf. In dem kleinen Ort finden Urlauber neben einigen Einkaufsmöglichkeiten Restaurants, Cafés sowie das einzige Kino der Insel. Der breite Strand ist von der Ortsmitte über einen Fußweg in etwa zehn bis 15 Minuten zu erreichen. In einem kleinen Naturzentrum am Strandweg können Besucher in Aquarien und auf Schautafeln Interessantes über die Natur der Insel und das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer erfahren. In Norddorf gibt es mehrere moderne Kureinrichtungen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte der bekannte Pastor Friedrich von Bodelschwingh dort mehrere Seehospize eingerichtet und damit den Aufstieg des Dorfes zum Kurort eingeleitet.

Dichtes Netz von Fahrrad- und Wanderwegen

Wer Amrum genauer erkunden möchte, kann das Auto stehen lassen - nicht nur der lange Strand, auch die übrige Naturlandschaft der Insel lässt sich am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden. So sind die Zugänge zu den Dünenwegen meist nur ohne Auto zu erreichen. Räder kann man sich bei mehreren Anbietern leihen. Da die Insel relativ klein ist, sind die Strecken kurz und auch für Kinder gut zu bewältigen. So ist der Weg von Wittdün im Süden bis nach Norddorf nur etwa neun Kilometer lang. Eine Rundtour, die auf dem Hinweg über Weiden und Wiesen im Osten der Insel und zurück durch den Wald im Westen führt, kommt auf etwa 22 Kilometer. Auf der Nord-Süd-Strecke verkehren außerdem regelmäßig Busse.

Bollerwagen auf Amrum: Praktisch für Familien

Vor allem für Familien sind die Bollerwagen praktisch, die beim Fahrradverleih oder am Strand vermietet werden, zum Teil aber auch in den Unterkünften kostenlos zur Verfügung stehen. Mit ihnen lassen sich Handtücher, Strandmuscheln und Schaufeln bequem über die oft weiten Wege zum Strand transportieren - von der Ortsmitte von Nebel etwa sind es rund drei Kilometer zur Nordsee.

Ferienwohnungen und Dünen-Camping

Da die Zahl der Ferienwohnungen und -häuser auf Amrum begrenzt ist, empfiehlt es sich, die Unterkunft auf der Nordseeinsel relativ frühzeitig buchen - vor allem, wenn der Urlaub für die Hauptsaison geplant ist. Wer mit dem eigenen Zelt oder Wohnmobil unterwegs ist, findet bei Wittdün einen Campingplatz mitten in den Dünen. Speziell an FKK-Fans richtet sich ein weiterer Dünen-Zeltplatz in der Nähe des Leuchtturms.

Anreise per Fähre

Nach Amrum kommt man ausschließlich per Fähre entweder von Dagebüll, von Schlüttsiel oder von Hörnum auf Sylt. Wer sein Auto nicht mit auf die Insel nehmen möchte, kann es in Dagebüll auf einem der kostenpflichtigen Parkplätze abstellen. Wer mit der Bahn anreist, fährt direkt zum Hafen Dagebüll. Einen Flughafen gibt es auf Amrum nicht.

Karte: Nordsee-Insel Amrum

Dieses Thema im Programm:

die nordstory | 02.05.2022 | 15:00 Uhr

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