Herrenhäuser Gärten in Hannover: Barocke Gartenpracht
Der Große Garten in Hannover zeigt sich seit mehr als 300 Jahren als perfekter Barockgarten. Mit den umliegenden Landschaftsgärten bildet er ein ideales Ausflugsziel.
Hannover im Jahr 1638: Herzog Georg von Calenberg lässt bei "Höringehusen" einen Garten zur Versorgung des hannoverschen Hofes anlegen. Heute ist das ehemalige Dorf unter dem Namen Herrenhausen als Stadtteil Hannovers weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der einstige Gemüsegarten hat sich zu einem gärtnerischen Schmuckstück entwickelt, das über Jahrhunderte beinahe unverändert erhalten geblieben ist. Im Mittelpunkt steht der Große Garten, eine rund 50 Hektar große Anlage im Stil barocker französischer Gartenkunst.
Fontäne, Irrgarten und Theater
Seine heutige Form erhielt der Große Garten zwischen 1696 und 1714 unter Kurfürstin Sophie. Mit einer großen Fontäne, dem Irrgarten und einem Gartentheater gehört die Anlage zu den wenigen Barockgärten Europas, die noch in ihrer Grundstruktur erhalten sind. Jedes Jahr lockt er Besucher aus aller Welt an. Häufig bildet der Große Garten die eindrucksvolle Kulisse für kulturelle Veranstaltungen. Seit 2013 gehört auch das Schloss wieder zum Garten-Ensemble. Das Gebäude war im Zweiten Weltkrieg zerstört, später abgerissen und nach rund 70 Jahren als Kongresszentrum und Museum wieder aufgebaut worden.
Barockgarten wächst unter Kurfürstin Sophie
Mit dem Ausbau des Gartens unter der Regie von Kurfürstin Sophie von Hannover wurden auf dem Gelände auch neue Gebäude errichtet. Nachdem das Herrenhäuser Schloss bereits zuvor um eine große Kaskade und eine Grotte erweitert worden war, entstand in den Jahren 1720 bis 1723 die Orangerie. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Schloss und Orangerie von Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves umgestaltet. Die engen Verbindungen der hannoverschen Welfen mit England und die Verlegung des Regierungssitzes nach London ließen die Anlage in Herrenhausen ein wenig in Vergessenheit geraten. Entgegen dem damaligen Trend wurden die Herrenhäuser Gärten allerdings nicht zum Landschaftsgarten umgestaltet, sondern behielten ihre barocke Gestaltung.
Landschaftsgärten: Welfen- und Georgengarten
Zusätzlich wurde im 19. Jahrhundert in direkter Nachbarschaft des Barockgartens der Georgengarten als Landschaftsgarten englischen Stils angelegt. Zum Georgengarten gehört das Georgenpalais. Es beherbergt heute das Museum Wilhelm Busch mit einer Sammlung herausragender Karikaturen und kritischer Grafiken. Unweit davon steht auf einer Halbinsel der zu Ehren des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz errichtete Leibniz-Tempel. Leibniz hatte mit seiner Wasserkunst an der aufgestauten Leine 1696 für den Durchbruch bei der Wasserversorgung der Gärten und den Betrieb der bereits im 18. Jahrhundert bis zu 70 Meter hohen Fontäne gesorgt.
Östlich des Georgengartens liegt der Welfengarten mit dem als Welfenresidenz geplanten "Schloss Monbrillant", das heute Hauptgebäude der Leibniz Universität Hannover ist. Noch vor Fertigstellung des Schlosses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Hannover von Preußen annektiert und die Technische Hochschule zog 1879 in das Welfenschloss ein. Der dazugehörige Garten war zunächst als kleinere Kopie des Großen Gartens angelegt worden, wurde aber bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Landschaftsgarten umgestaltet und dient heute wie auch der Georgengarten als öffentlicher Park.
Pflanzenvielfalt im Berggarten
Zur gleichen Zeit wie der Große Garten entstand im 17. Jahrhundert nördlich des Herrenhäuser Schlosses der Berggarten. Auf einem abgetragenen Sandberg ursprünglich als Küchengarten für das Schloss angelegt, ist der Berggarten heute einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands. Die rund zwölf Hektar große Parkanlage präsentiert verschiedene thematische Sammlungen mit insgesamt rund 11.000 unterschiedlichen Pflanzen aus aller Welt. Darüber hinaus beherbergt der Berggarten Gewächshäuser mit Orchideen, Kakteen und tropischen Pflanzen, den Schmuckhof mit Sonnenuhr sowie das Mausoleum von Königin Friederike und König Ernst August. 2023 soll der Berggarten ein neues Schauhaus erhalten. Vor allem in den Wintermonaten kann den Besucherinnen und Besuchern auf rund 1.000 Quadratmetern dann deutlich mehr geboten werden. So sollen in dem neun Meter hohen Gebäude etwa die Pflanzen der Kanarischen Inseln und des Mittelmeerraums künftig besser in die Höhe wachsen können.
Kulisse für Kultur und Lifestyle
Die Herrenhäuser Gärten sind alljährlich Schauplatz vieler kultureller Veranstaltungen. Seit 1986 wird dort das mehrwöchige "Kleine Fest im Großen Garten" gefeiert. Dafür werden zahlreiche Bühnen im Barockgarten aufgebaut und bieten Besuchern die Gelegenheit, sich bei ihrem Spaziergang durch den sommerlichen Garten ihr individuelles Kleinkunst-Programm zusammenzustellen. In seiner langen Geschichte war der Barockgarten immer wieder Schauplatz großer Feste, die nicht selten mit farbenprächtigen Feuerwerken gefeiert wurden. In dieser Tradition steht der Internationale Feuerwerkswettbewerb, den die besten Pyrotechniker der Welt jedes Jahr in Herrenhausen austragen.
Glaskunst in der Grotte
Ein beliebtes modernes Kunstwerk im Großen Garten stammt von der Künstlerin Niki de Saint Phalle. Von 2001 bis 2003 wurde nach ihren Plänen das Innere der historischen Grotte mit Mosaiken aus buntem Glas und Spiegeln verziert. In den Sommermonaten sind die Gartenanlagen wie auch die Orangerie und das Gartentheater zudem Bühne für Musik und Schauspiel. Im Frühjahr findet im Georgengarten ein großes Gartenfestival statt, bei dem zahlreiche Aussteller ihre Ideen und Produkte zum Thema Gartengestaltung und Lebensart präsentieren.