Eine Frau balanciert zwischen Steinen mit einem Stock in der Hand © picture alliance Foto: blickwinkel/McPHOTO/viennaslide
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AUDIO: Work-Life-Balance: Eine Frage der Generation? (1/2) (29 Min)

Work-Life-Balance: Job und Freizeit im Gleichgewicht

Stand: 03.03.2023 11:44 Uhr

Besonders Jüngere wünschen sich kürzere Arbeitszeiten und mehr Freizeit, also mehr Work-Life-Balance. Wie lässt sich der Balanceakt umsetzen? In einigen Ländern laufen bereits Pilotprojekte.

von Christina Maciejewski

Der Wunsch nach einer besseren Balance von Erwerbsarbeit auf der einen und Privatleben auf der anderen Seite steigt. Immer mehr Menschen fühlen sich erschöpft von den Anforderungen des Arbeitsalltags. 2020 gaben 35 Prozent bei der Befragung des Gallup Engagement Index Deutschland an, sich ausgebrannt zu fühlen. 2021 waren es schon 38 Prozent. Insbesondere die Corona-Jahre haben den Beschäftigten zugesetzt.

Ein achtsamer Umgang mit den eigenen Bedürfnissen kann helfen, einen Ausgleich zum Beruf zu schaffen und stressige Phasen gut zu überstehen. Aber auch unabhängig von individuellen Lösungen denken Unternehmen und Gewerkschaften in vielen europäischen Ländern gegenwärtig über Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance nach.

Werte im Wandel: Work-Life-Balance wird immer wichtiger

Ein Vater sitzt am Boden vor einem Laptop, ein Kind greift von der Seite auf die Tastatur. © Colourbox
Familie, Freizeit, Selbstfürsorge und Beruf zu vereinbaren ist ein Balanceakt. Besonders jüngere Menschen wollen dabei weniger Kompromisse machen.

Vor allem jüngere Menschen legen Wert auf einen Job, der ausreichend Zeit für Familie und Freizeit lässt. Das ergab die Randstad Workmonitor-Untersuchung von 2022. Von den weltweit 35.000 befragten Beschäftigten gaben 61 Prozent an, keinen Job zu akzeptieren, der eine ausgewogene Work-Life-Balance stört, wo also deutlich mehr gearbeitet wird als freie Zeit zur Verfügung steht. Vor allem die 18- bis 34-Jährigen vertraten diese Auffassung. Unter den Befragten ab 55 Jahren gab es hier deutlich weniger Zustimmung.

Margareta Steinrücke, Arbeits- und Geschlechtersoziologin in Bremen und Koordinatorin in der Bundesarbeitsgemeinschaft ArbeitFairTeilen, stellt ebenfalls einen Wertewandel fest: "Besonders die jüngere Generation will nicht mehr leben, um zu arbeiten, sondern vor allem arbeiten, um zu leben. Die Wertigkeit von Leben und Arbeit haben sich ein Stück weit umgekehrt." Die Soziologin setzt sich für eine Arbeitszeitverkürzung ein.

Arbeitswelt im Wandel: Die Form des Arbeitens muss stimmen

Weniger Arbeitszeit, mehr Freizeit - das klingt erst einmal schwer umzusetzen und wirft außerdem Fragen auf. Gefährdet diese Einstellung nicht den über Jahrzehnte erarbeiteten Wohlstand in Deutschland, wie Kritiker befürchten?

Arbeiten ist jungen Menschen jedoch immer noch wichtig. Dreiviertel der 18- bis 24-Jährigen gaben laut Randstad-Umfrage an, dass ihnen nicht die Arbeit missfällt, sondern vor allem die Form des Arbeitens.

Die Vier-Tage-Woche im Test

Ein Weg zu mehr Work-Life-Balance kann die Reduktion von Arbeitszeit sein. Bislang ist dies eher eine individuelle Entscheidung, die von der finanziellen Absicherung und der Bereitschaft des Arbeitgebers abhängt. Die Wochenarbeitszeit für alle zu reduzieren, um mehr Zeit für andere Lebensbereiche zu schaffen - das wird europaweit gerade in verschiedenen Initiativen getestet.

In Großbritannien läuft etwa ein Pilotprojekt mit 3.300 Angestellten aus 70 britischen Unternehmen. Für insgesamt ein halbes Jahr arbeiten die Angestellten nur 80 Prozent der Arbeitszeit, also 32 Stunden - bei voller Bezahlung. In Spanien werden kleine und mittlere Industriebetriebe, die eine verkürzte Arbeitswoche anbieten, vom Staat bezuschusst. In Portugal will man 2023 eine Vier-Tage-Woche mit 35 Stunden testen.

In Deutschland gibt es ebenfalls Unternehmen, die mit ihren Angestellten die Vier-Tage-Woche testen oder sie bereits eingeführt haben, in Norddeutschland zum Beispiel in der Gastronomie, im Handwerk und in der Hotelbranche. Flächendeckende Ansätze wie in Großbritannien oder Spanien finden sich bislang jedoch nicht.

Vorteile von Work-Life-Balance: Beschäftigte sind gesünder, motivierter und produktiver

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Dabei sind die bisherigen Ergebnisse aus den Initiativen zur Arbeitszeitverkürzung positiv: Die Produktivität scheint sogar zu steigen, obwohl einen Tag weniger gearbeitet wird. Soziologin Margareta Steinrücke fast zusammen: "Wenn die Arbeitszeit verkürzt wird, sind die Menschen erstens seltener krank. Zweitens können sie konzentrierter arbeiten. Und drittens sind sie auch motivierter, sie haben einfach mehr Lust zu arbeiten." Den Beschäftigten gehe es besser, sowohl mental als auch gesundheitlich und das wirke sich auf die Arbeitsproduktivität aus.

Auch Oliver Suchy vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die Vorteile der Vier-Tage-Woche. Gleichzeitig warnt er davor, die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigen zu müssen, was den Stress steigern, statt reduzieren würde. Er merkt auch an, dass eine Vier-Tage-Woche in vielen Arbeitsfeldern nicht problemlos umsetzbar ist, wie etwa in Kitas oder in der Pflege.

Die Arbeitswelt der Zukunft: "Ein gesundes Maß an Arbeit"

Suchy plädiert dafür, Arbeitsbedingungen generell so zu gestalten, dass sie ein gesundes Maß an Arbeit ermöglichen und Beschäftigte entlastet werden, etwa durch Digitalisierung, aber auch durch Arbeitszeitsouveränität, also ein eigenständiges Planen von Arbeitsphasen. "Ich glaube, dass es in Zukunft noch viel wichtiger wird, die Arbeitszeiten intelligenter zu organisieren. Hier müssen Betriebe tatsächlich attraktiver werden. Und es gibt genug Beispiele, die zeigen, dass das geht", so Suchy.

Individueller Balanceakt: Tipps für mehr Work-Life-Balance

Die optimale Work-Life-Balance kann sehr unterschiedlich aussehen. Jeder sollte sich fragen, was er persönlich braucht, um sich wohlzufühlen. In einigen Bereichen findet schon jetzt ein "blending" von Arbeit und Freizeit statt, also eine Vermischung, die Flexibilität auf der einen Seite ermöglicht, aber auch ein hohes Maß an Verantwortung für das eigene Wohlbefinden erfordert. Klar ist: Zu viel Arbeit und zu wenig Ausgleich machen krank. Die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten und sich aktiv um Entspannung zu bemühen, kann eine hilfreiche Präventionsmaßnahme gegen chronischen Stress, Erschöpfungssyndrome und Burnout sein.

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Dieses Thema im Programm:

ARD Gesund | Familientreffen | 26.02.2023 | 07:34 Uhr

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