Illustration von einer Mutter, die ihrem Baby die Flasche gibt. © NDR / Rosanna Staus Foto: Rosanna Staus
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AUDIO: #11 Stillen und Pre-Nahrung: Was müssen wir beachten? (40 Min)

Stillen oder Fläschchen? Das Beste für Eltern und Kind

Muttermilch gilt als natürlichste Form der Baby-Ernährung. Warum ist Stillen sinnvoll? Wie kann es gelingen? Was bedeutet es für Mutter und Kind, wenn Stillen nicht möglich oder nicht gewünscht ist?

von Christina Maciejewski

Kommt ein Kind zur Welt, braucht es Milch, um zu wachsen und sich gut zu entwickeln. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, sechs Monate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch nach Einführung der Beikost bis zu zwei Jahre oder länger fortzusetzen. Das Trinken an der Brust ist keine angeborene Fähigkeit: Nach der Geburt braucht es Geduld und Übung, damit Mutter und Kind das Stillen lernen können. Als Ersatz für Muttermilch gibt es spezielles, industriell gefertigtes Milchpulver, sogenannte Säuglingsanfangsnahrung oder auch Pre-Milch, die mit der Flasche gegeben wird.

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Im Podcast "Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst" gibt es Infos rund um Schwangerschaft, Geburt und erste Zeit mit Baby. extern

Warum stillen? Vorteile für Mutter und Kind

Ein Neugeborenes trinkt an der Brust der Mutter © Colourbox Foto: Sergey Novikov
Die erste Milch nach der Geburt liefert Neugeborenen wichtige Nährstoffe.

Muttermilch gilt als "Superfood" für Babys, weil der Körper der Mutter sie speziell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt herstellt. Sie verändert sich sogar während einer Stillmahlzeit: Erst ist sie wasserhaltiger, dann nahrhafter, sodass sie sowohl Flüssigkeit liefert als auch satt macht. Darüber hinaus hat sie weitere gesundheitliche Vorteile:

  • Muttermilch baut die Abwehrkräfte des Babys auf. Denn: Muttermilch "enthält Wirkstoffe, die gegen Bakterien wirken, Entzündungen hemmen und das Immunsystem des Säuglings stärken", so das Bundesministerium für Ernähung und Landwirtschaft (BMEL).
  • Auch bei der Allergieprävention spielt Muttermilch eine zentrale Rolle.
  • Studien zeigen darüber hinaus, dass Kinder, die gestillt wurden, später seltener an Übergewicht und Diabetes Typ 2 litten.
  • Auch Frauen haben gesundheitliche Vorteile, denn "für Mütter sinkt langfristig das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen und Diabetes Typ 2", so das BMEL.

Kolostrum: Vormilch für gestillte und nicht gestillte Babys

Nach der Geburt sendet das Stillhormon Prolaktin dem Körper das Signal, Muttermilch zu produzieren. Das Saugen des Neugeborenen regt zusätzlich die Milchproduktion an. Unmittelbar nach der Geburt, noch vor dem eigentlichen Milcheinschuss, produziert der Körper der Mutter eine besondere erste Milch, das Kolostrum. Sie ist dickflüssiger als die spätere Milch und reich an Eiweißen und Vitaminen.

Das Kolostrum ist besonders wertvoll für das Kind, denn es enthält Substanzen, die helfen, das anfangs noch unreife Immunsystem des Babys aufzubauen. Aus diesem Grund sollten alle Kinder diese erste Milch erhalten, unabhängig davon, ob die Mutter stillen möchte oder nicht, so die Empfehlung des Bundeszentrums für Ernährung.

Abstillen nach der Geburt oder später

Möchte eine Frau nicht stillen, ist es auch nach Gabe des Kolostrums möglich, abzustillen. Dies erfolgt medikamentös innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt und verhindert den Milcheinschuss. Alternativ erfolgt das Abstillen - ob nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt - mit natürlichen Abstillmethoden über mehrere Wochen oder Monate. Ist ein plötzliches Abstillen nötig, sollte eine Stillberatung hinzugezogen werden.

Milcheinschuss: So gelingt Stillen nach der Geburt

Zwar haben Babys einen angeborenen Such- und Saugreflex, der sie schon kurz nach der Geburt dazu veranlasst, sich in Richtung Brust zu bewegen. Doch wie genau Kind und Brustwarze zusammenkommen müssen, damit ausreichend Milch fließt und die empfindlichen Brustwarzen nicht schmerzen, müssen Mutter und Kind gemeinsam üben.

In vielen Krankenhäusern helfen Krankenschwestern oder Hebammen bei den ersten Stillmahlzeiten. Einige Krankenhäuser tragen die Bezeichnung "stillfreundlich" oder "babyfreundlich" und legen besonderen Wert auf die Unterstützung beim Stillen in den ersten Tagen nach der Geburt. Die Initiative "Babyfreundlich" von Unicef und WHO unterstützt Eltern bei der Suche nach babyfreundlichen Kliniken in ihrer Region.

Ein Baby trinkt an der Brust © Colourbox Foto: #237066
Auch wenn der Start oft schwer ist: viele Frauen empfinden das Stillen als schöne und innige Zeit mit ihrem Baby.

Zwei bis fünf Tage nach der Entbindung schießt die Milch ein. In dieser Zeit fühlen sich viele Frauen unwohl, die Brüste sind geschwollen und oft heiß. Es kann helfen, die Brüste zu kühlen, auch das Herausstreichen der Milch mit der Hand kann Linderung verschaffen. Nach ein bis zwei Tagen lassen die Beschwerden meist nach. Wird das Baby nach Bedarf gestillt, pendelt sich die Milchproduktion in der Regel von selbst ein.

Wenn die Brustwarzen schmerzen

Gerade zu Beginn bekommt das Baby die Brust oft nicht optimal zu fassen, wodurch die Brustwarzen gereizt werden. Spezielle Brustwarzensalben aus Wollwachs (Lanolin) schützen die empfindliche Haut und unterstützen die Heilung bei wunden Stellen. Wenn die Brustwarzen sehr strapaziert sind oder das Kind sich schwer tut, sie tief genug in den Mund zu nehmen, können unter Umständen weiche Silikonaufsätze, die über die Brustwarzen gelegt werden, sogenannte Stillhütchen, vorübergehend Abhilfe schaffen. Man erhält sie in Apotheken oder Drogerien. Es ist jedoch wichtig, vorher Rücksprache mit einer Hebamme oder Stillberaterin zu halten. Stillhütchen sollten eine Stillberatung nicht ersetzen, denn viele Probleme lassen sich mit Expertenberatung lösen, ohne dass der Einsatz von Hilfsmitteln notwendig ist.

Milchpumpen können ebenfalls vorübergehend helfen, verletzte Brustwarzen zu schonen. Außerdem dienen sie dazu, den Milchfluss anzuregen, wenn dies notwendig ist. Eine elektrische Milchpumpe kann auf Rezept kostenlos in der Apotheke oder direkt im Krankenhaus ausgeliehen werden.

Schmerzen, Milchstau, Fragen: Unterstützung beim Stillen

Gibt es Probleme beim Stillen, weil zu viel Milch kommt und das Kind sich verschluckt, zu wenig Milch fließt oder das Stillen der Mutter Schmerzen bereitet, ist die Wochenbetthebamme die richtige Ansprechpartnerin. Sie hilft auch, wenn es zu einem Milchstau kommt. Um die schmerzhaften Knoten in der Brust zu lösen, kann Wärme vor dem Stillen und Kühlen im Anschluss unterstützend wirken. Außerdem hilft ein häufigeres Anlegen des Kindes, um die gestaute Milch "abtrinken" zu lassen. Bei hohem Fieber und Krankheitsgefühl sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um eine Brustentzündung (Mastitis) auszuschließen.

Bei anhaltenden Still-Problemen oder wenn nach dem Wochenbett Fragen auftauchen, können ausgebildete Stillberaterinnen helfen. Eine Stillberaterin oder eine Stillgruppe in der eigenen Region findet man zum Beispiel über die Website der La Leche Liga. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für die Unterstützung von Müttern und Kindern beim Stillen ein und bietet Stillberatung, Kurse und Informationen rund ums Thema Stillen.

Stress reduzieren

Stillen ist kein rein körperlicher Prozess, sondern hängt auch mit psychischen Komponenten zusammen. Druck und Ängste können das Stillen erschweren. Hier helfen Ruhe und Unterstützung durch Familie und Freunde. Ist die Mutter sehr erschöpft oder nimmt das Baby nicht zu, kann auch das vorübergehende Zufüttern mit dem Fläschchen sinnvoll und entlastend sein.

Ein Mann füttert ein Baby mit einer Milchflasche © Colourbox Foto: #246329
Auch ein liebevolles Füttern mit dem Fläschchen stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind.

In diesem Zusammenhang wird immer wieder vor einer sogenannten Saugverwirrung des Kindes beim Wechsel zwischen Brustwarze, Fläschchensauger und Schnuller gewarnt. "Bei einer etablierten Stillbeziehung und einem reifen, also nicht zu früh geborenen Kind, ist jedoch keine Verwirrung zu erwarten," erläutert Dr. Manuela Tavares, Gynäkologin und Expertin im Podcast Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst. "Der Schnuller kann ein Hilfsmittel sein, wenn die Brustwarzen schmerzen und das Kind eher zur Beruhigung an der Brust ist, statt für eine Nahrungsaufnahme. Daten zeigen sogar, dass die Verwendung eines Schnullers das RIsiko für den plötzlichen Kindstod senkt."

Stillen und Füttern - mehr als Nahrung

Die Debatte um Brust oder Flasche wird oft emotional geführt. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gilt Muttermilch als optimale Nahrung für Säuglinge, das Trinken an der Brust fördert die körperliche und emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Doch der Druck, Stillen zu "müssen" ist für viele Frauen sehr belastend, ganz besonders, wenn es nicht klappt. Eine strikte Haltung pro oder contra Stillen ist daher im individuellen Fall wenig sinnvoll. Vielmehr bieten sich für junge Eltern heute verschiedene Möglichkeiten, ihr Baby gut zu ernähren, aus denen sie nach ihren Bedürfnissen wählen können.

Die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind wird durch einen liebevollen Umgang gestärkt, was sowohl beim Stillen als auch beim Füttern mit dem Fläschchen möglich ist. Ein strenger "Fütterrhythmus", wie er noch vor einigen Jahrzehnten praktiziert wurde, gilt heute als überholt. Besser ist es, das Baby nach Bedarf zu stillen oder zu füttern und ihm so zu zeigen, dass seine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. Das stärkt das Ur-Vertrauen und verschafft dem Baby eine gute Basis für eine gesunde mentale Entwicklung.

Anlaufstellen bei Fragen rund ums Stillen und Füttern

Tipps und Hilfe rund um das Thema Stillen bietet das Netzwerk "Gesund ins Leben"des Bundeszentrums für Ernährung.

Der Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen IBCLC e.V. bietet eine Umkreissuche, um eine Stillberaterin in der eigenen Region zu finden.

 

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