Rheuma: Organbeteiligung wird häufig übersehen
Mit Rheuma verbinden die meisten Menschen die typischen Symptome einer rheumatoiden Arthritis - also schmerzende und geschwollene Finger- und Zehengelenke sowie die klassische Morgensteifigkeit. Tatsächlich betrifft die Erkrankung jedoch den gesamten Organismus.
Unter dem Begriff der "entzündlich-rheumatischen Erkrankungen" werden sehr unterschiedliche Krankheitsbilder zusammengefasst. Ihnen gemein ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems. Dabei richten sich Abwehrstoffe gegen körpereigenes Gewebe. Die Folge sind chronische Entzündungen. Sie führen nicht nur zu Schäden an den Gelenken, sondern auch an den Blutgefäßen. Es kommt zur Einwanderung von Immunzellen und schließlich zu Ablagerungen von Blutplättchen. Das erhöht das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten.
Osteoporose, Depressionen oder Diabetes bei Rheuma möglich
Durch die Veränderungen in den Blutgefäßen kann es im Rahmen einer schlecht eingestellten Erkrankung zum Verlust von Organfunktionen kommen. So sind etwa 80 Prozent der Rheumakranken von nicht unerheblichen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen, Osteoporose und Depressionen sowie Erkrankungen der Nieren, der Lunge, des Magen-Darmtrakts aber auch Diabetes betroffen.
Daher ist es für den Verlauf der Erkrankung und die Lebensqualität der Betroffenen ganz entscheidend, die Begleiterkrankungen bei der Therapie mit zu berücksichtigen. Um sie frühzeitig erkennen und behandeln zu können, sind sorgfältige Vorsorgeuntersuchungen notwendig. Aufgrund des Mangels an rheumatologischen Fachärzten wird aber selbst die Diagnose der zugrunde liegenden Rheumaerkrankung oft erst spät gestellt.
Betroffene sollten sich mit ihren Beschwerden zunächst an den Hausarzt wenden. Der kann bei Verdacht auf Rheuma je nach Krankenkasse zu einer sogenannten ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) überweisen, die es inzwischen an vielen Kliniken auch für rheumatische Erkrankungen gibt und wo Patientinnen und Patienten früher Termine bekommen können, als bei niedergelassenen Rheumatologen. Auch die Krankenkassen können manchmal behilflich sein, zeitnah einen Termin beim Facharzt zu finden.
Interstitielle Lungenerkrankung ist häufige Begleiterkrankung
Häufige und dennoch in vielen Fällen unerkannte Begleiterkrankungen bei Rheuma sind interstitielle Lungenerkrankungen, die das Binde- und Stützgewebe der Lunge betreffen. Die chronische Entzündungsreaktion für dazu, dass das Bindegewebe vernarbt, sodass funktionsfähiges Lungengewebe verloren geht. Es entsteht eine Lungenfibrose. Sie tritt schon in frühen Krankheitsstadien auf, macht aber lange keine Beschwerden. In Computertomografie-Aufnahmen finden sich bei 60 Prozent der Gelenkrheumatiker Anzeichen für eine interstitielle Lungenerkrankung. Symptome zeigen sich allerdings nur bei sechs Prozent.
Im Verlauf leiden die Betroffenen dann aber irgendwann an Kurzatmigkeit und Husten. In bis zu einem Fünftel der Fälle tragen die Lungenschäden auch zum vorzeitigen Tod der Betroffenen bei. Daher sollten Personen mit einer rheumatoiden Arthritis bereits bei der Erstdiagnose und dann in regelmäßigen Abständen auf eine Lungenbeteiligung und andere Organschäden untersucht werden.