Prähabilitation: Wie Training vor einer OP hilft

Stand: 06.04.2023 09:17 Uhr

Die Prähabilitation (englisch: Prehabilitation) soll mit Trainingsprogrammen helfen, gestärkt in eine Operation zu gehen und sich schneller zu erholen. Nicht nur bei Gelenkersatz an Knie und Hüfte wird das Konzept erforscht.

Der Begriff Prähabilitation (kurz: Präha) steht für den Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer vor einer Operation - analog zur Rehabilitation, dem Wiederaufbau nach einer Operation. Die Präha funktioniert selbst bei schwer kranken Menschen.

Vier bis fünf Wochen vor der Operation gehen die Patientinnen und Patienten zwei Mal die Woche zum Fitnesstraining. Hier geht es nicht um großen Muskelzuwachs, sondern darum, dass die Muskeln überhaupt wieder angesteuert werden. Arthrose-Erkrankte zum Beispiel bewegen sich wegen ihrer starken Schmerzen in den Gelenken oft nicht mehr genug, es fehlt ihnen an Muskelkraft und -koordination. Genau hier setzt die Präha an.

Ein aktuelles Projekt nimmt Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten Frailty-Syndrom (Gebrechlichkeitssyndrom) in den Blick. Diese verringerte Widerstandsfähigkeit gegen Stressfaktoren tritt meist bei älteren Menschen auf. Zu den Faktoren gehören unter anderem gesunkene Mobilität, Abnahme der Körperkraft oder schnelle Erschöpfung.

 

VIDEO: Präha: Wie bekommt man sie? (7 Min)

Knie- oder Hüft-OP mit Präha besser überstehen

Nicht nur bei Gelenkersatz an Knie und Hüfte wird das neue Konzept derzeit erforscht. Auch vor einer Blasenhebung, einer mehrstündigen Operation mit großem Bauchschnitt, sollen Patienten trainieren, um den Eingriff besser zu überstehen. Das Training setzt kleine Reize, die dazu führen, dass sich der Körper auf einen großen Reiz einstellen kann.

Unter kleinen Reizen wird verstanden, dass der Patient zwei Mal die Woche ein Zirkeltraining auf Crosstrainer und Fahrrad absolviert: vier Minuten Training, eine Minute Pause, mehrere Wiederholungen, insgesamt eine halbe Stunde. Dabei wird alles trainiert: Beine, Hüfte, Taille, Arme. Zur Kräftigung von Bändern und Sehnen kommen Balance-Übungen dazu.

Immunsystem des Körpers wird gestärkt

Dass die Übungen Effekte zeigen, lässt sich sogar im Blut der Teilnehmer nachweisen: Der Stoffwechsel wird angeschoben, das Herz muss mehr pumpen, durch die Gefäße läuft mehr Blut. Das fordert die Gefäßwände und der Körper passt sich der Herausforderung an. Auch das Immunsystem wird durch das Training gestärkt.

Auch bei einer Chemotherapie kann Präha helfen

Selbst Krebskranke, die vor einer Operation stehen, profitieren von der Prähabilitation: Schon eine einmalige Stimulation kann Immunzellen aktivieren und so die Abwehr stärken. Auch bei Chemotherapie und Bestrahlung kann eine Präha helfen.

Mit Prähabilitation lassen sich die Schmerzen halbieren

Ergebnisse kleinerer Pilotstudien zeigen, wie erfolgreich das Konzept der körperlichen Bewegung vor einer Operation ist: Mit Prähabilitation ließen sich die Schmerzen halbieren und die Beweglichkeit nach der OP verdoppeln. So stabilisierte das regelmäßige Training zum Beispiel vor einem Hüftgelenkersatz Muskeln, Sehnen und Bänder rund um die Hüfte so weit, dass die Schmerzmittel bereits vor der OP stark reduziert werden konnten. Und auch das anschließende Laufenlernen mit dem Kunstgelenk ging sehr schnell.

Nach der Operation dauert es zwölf Wochen bis Erkrankte in Bezug auf Kraft und Funktionalität diejenigen mit Training vor der OP wieder eingeholt haben. Der positive Effekt in den ersten Wochen nach dem Eingriff ist ein echter Vorteil für die Patienten.

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