Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome und Behandlung
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die durch ein traumatisches Ereignis entstehen kann. Betroffene leiden unter Symptomen wie Angstattacken oder Flashbacks. Welche Behandlung hilft?
Die Konfrontation mit Gewalt, ernsthafter Verletzung, Tod oder einem bedrohlichen Naturereignis kann zu einem Trauma führen. Jeder Mensch reagiert auf traumatische Ereignisse anders, es kann sich aber eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, die unbedingt möglichst zeitnah behandelt werden muss.
Symptome bei PTBS sind vielfältig: Von Atemnot bis Angstattacke
Bei einer PTBS leidet nicht nur die Psyche. Durch die generelle Angespanntheit und Angst sind Traumatisierungen extremer Stress - und der kann körperlich krank machen. Die Symptome sind vielfältig:
Emotionale und kognitive Reaktionen:
- Gereiztheit
- Wutanfälle
- Angstattacken
- Niedergeschlagenheit
- Erschöpfung
- Hilflosigkeit
- Orientierungslosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Dissoziation
Physische Symptome können mitunter zusätzlich auftreten:
- Atemnot
- erhöhter Blutdruck
- Schüttelfrost
- Schwitzen
- Zittern
Die Symptome treten häufig schleichend nach dem auslösenden Ereignis auf. Sie werden meist durch Flashbacks (eindringende Erinnerungen) ausgelöst: Sogenannte Trigger erinnern an das Erlebte - ein Bild, ein Geruch oder ein Geräusch können Menschen, die an einer PTBS leiden, immer wieder aus der Bahn werfen. Die Folgen einer Posttraumatischen Belastungsstörung können beträchtlich sein und zu deutlichen Beeinträchtigungen im persönlichen, sozialen und familiären Bereich führen.
Diagnose von PTBS: Untersuchungen und Fragebögen
Erste Anlaufstelle für Betroffene ist häufig die Hausärztin oder der Hausarzt. Bei körperlichen Symptomen können dann zunächst organische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Liegt der Verdacht einer PTBS vor, wird eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut eingeschaltet. Auch ein Psychiater oder eine Psychiaterin können eine Anlaufstelle sein. Sie sollten auf jeden Fall Erfahrungen in der Traumatherapie haben.
Für die Diagnose von PTBS stehen verschiedene standardisierte Fragebögen zur Verfügung. Dabei werden Fragen zum Trauma selbst gestellt und wie oft beziehungsweise ausgeprägt die Symptome sind. Depressionen oder Suizidgedanken werden ebenfalls erfragt. Wichtig ist es, die PTBS von möglichen anderen Krankheiten, die ebenfalls nach einem Trauma auftreten können, abzugrenzen.
Auslöser für eine PTBS: Gewalt, Krieg, traumatisches Ereignis
Eine PTBS kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:
- Seelische Gewalterfahrung
- körperliche Gewalterfahrung
- sexuelle Gewalterfahrung
- Krieg
- Naturkatastrophen
- Zeugin oder Zeuge eines traumatisierenden Ereignisses sein
- lebensbedrohliche Krankheiten oder Unfälle
Insbesondere Menschen, deren Trauma mit sexualisierter Gewalt oder völligem Kontrollverlust verbunden war, haben ein erhöhtes Risiko, dass es zu dieser Erkrankung kommt.
Behandlung: Gefühle mit Psychotherapie regulieren
Eine Psychotherapie ist für traumatisierte Menschen lebenswichtig und wirkt nicht nur psychisch, sondern auch körperlich. Unbehandelt kann sich die PTBS zu einer chronischen Störung entwickeln und die Persönlichkeit verändern. Nach der Diagnose beginnt die Behandlung mit stabilisierenden Maßnahmen: Dazu gehören neben Einzel- und Gruppengesprächen auch Therapie-Angebote wie Entspannungsverfahren oder Ergotherapie.
Ziel ist es zu lernen, die überwältigenden Gefühle selbstständig im Alltag herunter zu regulieren. Dabei helfen sogenannte Skills wie Wiederholungsrituale, Düfte oder Berührungsreize. Wer zum Beispiel einen Igelball knetet, kann sich damit im Hier und Jetzt verankern und vermeidet, sich gänzlich in der Angst zu verlieren. Gegen PTBS gibt es keine Medikamente, bei der Behandlung von einzelnen Komponenten der Erkrankung, wie Schlafstörungen oder Depressionen, kommen aber auch Arzneimittel zur Anwendung.
Konfrontationstherapie hilft bei der Verarbeitung
Die zweite Behandlungsphase ist die Konfrontationstherapie. Obwohl das Trauma das gesamte Leben beherrscht, können sich viele Betroffene gar nicht an den detaillierten Ablauf erinnern. Zu überwältigend war die Situation, sodass einzelne Bruchstücke im Gehirn wie ungeordnete Gegenstände in einem sonst aufgeräumten Erinnerungsregal chaotisch verteilt herumliegen und immer wieder zu Flashbacks führen. Im sicheren Rahmen der psychotherapeutischen Sitzung werden einzelne Erinnerungsbruchstücke benannt und zu einem detaillierten Ablaufprotokoll zusammengefügt. Dabei werden alle Ebenen - Gedanken, Gefühle, Gerüche oder körperliche Reaktionen - betrachtet und zu einer beschreibbaren Erinnerung zusammengefügt. Mit der Zeit lässt die Angst nach und die Betroffenen finden den Weg zurück in den Alltag.
Durch Psychotherapie werden die Erlebnisse chronologisch abgearbeitet und im Gedächtnis in der Vergangenheit abgelegt, damit sie in der Gegenwart keine entscheidende Rolle mehr spielen.
EMDR: Erinnerungsarbeit und Augenbewegungen
Eine besondere Form der Psychotherapie ist die Methode EMDR (englisch: Eye Movement Desensitization and Reprocessing, deutsch: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen). Damit kann erwiesenermaßen Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung geholfen werden, ihr Trauma zu überwinden.
Zunächst werden, wie bei einer herkömmlichen Psychotherapie, das Trauma und die auslösende belastende Situation besprochen und analysiert. Dann versetzten sich Betroffene gedanklich in die traumatische Situation, während sie mit den Augen dem Finger der Therapeutin oder des Therapeuten folgen, der sich nach links und rechts bewegt. So wird versucht, die Bilder und Situationen von den belasteten Gefühlen abzukoppeln.
Ziel ist es, dass die Betroffenen das belastende Ereignis zukünftig nicht mehr als traumatisch empfinden, wenn ähnliche Situationen oder Bilder auftauchen. Die Kombination aus Erinnerungsarbeit und Augenbewegungen zur gleichen Zeit kennzeichnet EMDR und gibt der Methode ihren Namen. Wie genau EMDR wirkt, ist noch nicht sicher erforscht. Eine Sitzung dauert etwa 60 bis 90 Minuten - meistens reichen bis zu 25 Sitzungen aus, um gute Resultate zu erzielen. Die Krankenkasse zahlt Erwachsenen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung die Behandlung.
Traumatische Störung verursacht DNA-Schaden
Traumatische Ereignisse verursachen auch Schäden an Körperzellen. Der Stress wirkt bis in die Zellkerne hinein: Dort liegt in den Chromosomen die Erbsubstanz in Form der DNA. Darauf ist der Bauplan des Körpers mit allen seinen Funktionen gespeichert. Stress nagt an der DNA: Es entstehen Brüche, die den Informationsfluss stören. Die Zelle kann nicht mehr richtig funktionieren. Laut einer Studie können biomolekulare Veränderungen durch traumatischen Stress mithilfe der Psychotherapie rückgängig gemacht werden. Psychotherapie stärkt die Reparaturmechanismen in den Zellen und die Schäden an der DNA können zurückgehen.
Expertinnen und Experten zum Thema