Ohren reinigen, Ohrenschmalz entfernen: Wie geht’s richtig?
Zu viel Ohrenschmalz kann Gehörgang und Ohr verstopfen, Juckreiz auslösen, dumpfes Hören bedingen. Doch viele übertreiben Ohrenpflege und das Spülen des Ohrs gefährlich. Am besten lässt man HNO-Ärzte verstopfte Ohren reinigen.
Ohrenschmalz ist zäh, haftet wie Klebestift und ruft bei vielen Ekel hervor, wenn er an der Ohrmuschel sichtbar wird - sie sehen ihn als Schmutz. Dabei kann nichts unsere Ohren besser reinigen als Ohrenschmalz: Er gehört zum Selbstreinigungssystem des Ohres, transportiert Schmutz, Bakterien und andere Erreger aus dem Gehörgang und pflegt außerdem die sensible Haut der Ohren.
Trotzdem greifen viele zu Wattestäbchen, Ohrenspray, Ohrspülung, Schmalzlöser oder der guten alten Ohrenkerze: entweder aus (pseudo)-hygienischen Gründen, weil etwas juckt oder aber, weil das Hören dumpfer wird und sich das Hörvermögen zu verschlechtern scheint. Dabei gilt: Wer wirklich Hörprobleme durch zu viel Ohrenschmalz hat oder Entzündungen befürchtet, braucht professionelle Hilfe vom Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO).
Ohrenschmalz hält Ohren gesund und pflegt die Haut
Ohrenschmalz setzt sich zusammen aus Schweißdrüsensekret, Talg und winzigen (im Ohr gesammelten) Schmutzpartikeln. Cerumen, wie Mediziner die fettige Absonderung der Ohrdrüsen nennen, übernimmt wichtige Funktionen für die Ohrgesundheit:
- Das Ohrwachs schützt vor Fremdkörpern.
- Es hält beispielsweise Insekten davon ab, ins Ohr zu klettern.
- Ohrenschmalz fettet und schützt die feine Haut des Gehörgangs und verhindert, dass es in den Ohren juckt.
- Es reinigt das Ohr: Ohrenschmalz transportiert Haare, abgestorbene Hautzellen sowie Staubpartikel aus dem Ohr.
Zu den schätzungsweise tausend Substanzen, aus denen sich der gelb-bräunliche Ohrenschmalz zusammensetzt, gehört das antibakterielle Lysozym; es verhindert, dass sich Pilze und Bakterien im Ohr ausbreiten und zu Entzündungen führen. Entfernt man den Ohrenschmalz, zerstört man damit für eine gewisse Zeit die natürliche Schutzfunktion der Ohren.
Schonend Ohrenschmalz entfernen: Hygiene-Routine durch Spülen
Das Ohr hat einen Selbstreinigungsmechanismus, sodass gesunde Menschen ihre Ohren nicht extra reinigen müssen: Die feinen Härchen im Gehörgang sind ständig in Bewegung und schieben den Ohrenschmalz beim Sprechen und Kauen Richtung äußeres Ohr. Nur Ohrenschmalz, der außen an der Ohrmuschel sichtbar wird, sollte entfernt werden - am besten, indem man ein bisschen warmes Wasser beim Duschen ins Ohr rinnen lässt und es danach mit einem Kosmetiktuch, Waschlappen oder Wattepad trocken wischt. So verletzt man weder das Trommelfell noch schiebt man den Pfropfen weiter ins Ohr vor, wie beim Wattestäbchen.
Trick von Experten für sichere Ohrenreinigung: Nie tiefer ins Ohr eindringen, als man mit dem kleinen Finger in den Gehörgang kommen kann.
Ohrenschmalz entfernen mit Hilfsmitteln: Wattestäbchen, Ohrenduschen oder Schmalzlöser?
Selbst Hand anlegen bei der Ohrenreinigung ist selten eine gute Idee. Wer es trotzdem nicht lassen kann, erfährt hier, welche Hilfsmittel sich wie gut zum Reinigen der Ohren eignen und womit man möglichst wenig Schaden anrichtet.
- Wattestäbchen: Mit Wattestäbchen kann man gefährliche Dinge im Ohr anstellen. Trotzdem gibt es sie zu kaufen. Wer sie benutzt, läuft Gefahr, den Pfropf nur noch weiter in den Gehörgang zu schieben. Das Hören kann sich dadurch verschlechtern. Seltener verletzt man damit das Trommelfell oder die sensible Haut im Gehörgang wird irritiert.
- Ohrenkerzen: Ohrenkerzen sind hohle Stäbchen aus Bienenwachs und ätherischen Ölen, die in den äußeren Gehörgang gesteckt und angezündet werden. Im unteren Teil der Ohrenkerze befindet sich ein Aluminiumstück oder ein anderer Filter. Er soll verhindern, dass heißes Wachs in den Gehörgang tropft. Beim Abbrennen entsteht ein Unterdruck, der das Ohr vom Cerumen reinigen soll. Experten raten von der Anwendung ab und es gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise dafür, dass Ohrenkerzen wirksam sind. Dafür verbrennen sich Nutzende immer wieder im Gesicht oder an der Ohrmuschel. Außerdem kann das Wachs im Ohr das Trommelfell schädigen.
- Ohrenduschen: Bei der Ohrendusche spritzt man mithilfe einer Spritze Wasser mit Druck ins Ohr. So soll sich der Ohrenschmalz lösen und mit dem Wasser herausgespült werden. Experten warnen davor, da der harte Strahl das empfindliche Trommelfell verletzen kann. Im schlimmsten Fall entsteht beim Spülen ein Loch.
- Schmalzlöser: Ohrenduschen werden in der Apotheke oft im Set mit Schmalzlösern angeboten. Es gibt sie als Tropfen oder Spray. Sie weichen den Ohrenschmalz auf, entweder durch Meersalz oder mit Ölen. Dadurch kann er leichter nach außen abfließen und mit einem Tuch entfernt werden. Das funktioniert auch mit ein paar Tropfen erwärmtem Olivenöl oder Mandelöl. Achtung: Flüssigkeiten, die vor dem Anwenden nicht erwärmt wurden, können für Schwindel sorgen. Ansonsten sind die Ohrenreiniger in der Regel nebenwirkungsfrei. Allerdings sollte man sie weder bei Mittelohrentzündungen noch bei Verletzungen des Trommelfells anwenden.
Ursachen für zu viel Ohrenschmalz
Manche Menschen haben zu viel des Guten: Ihnen quillt die Ohrenschmalz regelrecht aus den Ohren heraus, etwa weil sie genetisch bedingt mehr Cerumen bilden. Der Selbstreinigungsmechanismus kommt bei ihnen nicht nach. Oder ihr Gehörgang ist sehr schmal, sodass schon kleine Mengen Cerumen reichen, um einen Pfropf zu bilden, der ihn verstopft.
Bei älteren Menschen lässt der Selbstreinigungsmechanismus gelegentlich nach. Die Folge: Das Cerumen kann austrocknen und den Gehörgang blockieren. Betroffene hören schlechter und haben oft ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr.
Aber Spezialisten raten davon ab, den öligen Film selbst zu entfernen. Besser ist es, den HNO-Arzt oder die HNO-Ärztin die Ohren reinigen zu lassen. Ärzte benutzen für die Ohrenreinigung spezielles Instrumentarium, etwa Küretten und Häkchen oder einen Sauger. Ist das Ohr sehr verklebt, spülen Ärztin oder Arzt das Cerumen mit lauwarmem Wasser heraus oder lösen den Pfropf mit Wasserstoffperoxid.
Wer zu Cerumen neigt, sollte ein bis zwei Mal jährlich zur professionellen Ohrenreinigung gehen, um Entzündungen und Beschwerden vorzubeugen.
Forschung zum Ohrenschmalz: Wie klappt Ohren reinigen am besten?
Mit der Frage um gute Ohrenpflege beschäftigte sich auch die Forschung. So kamen beispielsweise wichtige Studien aus Großbritannien und Kanada zum Ergebnis, dass Schmalzlöser und die Ohrspülung am besten wirken - besonders effektiv sind sie in Kombination. In der Regel reicht es jedoch für die Ohrenpflege beim Duschen warmes Wasser ins Ohr rinnen zu lassen und Ohrenschmalz dann mit einem trockenen Tuch abzuwischen. Man kann sich auch ein Kosmetiktuch zum Trichter drehen und damit die Ohrmuschel reinigen.
Ohren reinigen bei Nutzung von Hörgerät oder In-Ear-Kopfhörern
Menschen, die Hörgeräte, Im-Ohr-Kopfhörer (In-Ear-Kopfhörer) oder einen Hörschutz tragen oder die mit Ohrstöpseln schlafen, produzieren manchmal mehr Cerumen, da die Geräte das Ohr verschließen und so die natürliche Bildung von Cerumen beeinflussen können. Solche Geräte schieben Ohrenschmalz immer wieder in den Gehörgang zurück und verhindern, dass er von selbst heraustransportiert wird.
Statt sich selbst im Ohr herumzubohren und Verletzungen oder Verstopfung zu riskieren, sollte man sich professionelle Hilfe bei HNO-Fachärzten suchen und um eine Ohrreinigung bitten.