Mitralklappeninsuffizienz erkennen und behandeln
Eine undichte Mitralklappe ist der häufigste Herzklappenfehler bei Erwachsenen. Oft bekommen Betroffene schlecht Luft, können manchmal einfache Alltagsdinge kaum noch bewältigen. Eine Operation kann Abhilfe schaffen.
Die Mitralklappe besteht aus zwei Klappensegeln und funktioniert wie ein Ventil. Sie sorgt dafür, dass das Blut aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer strömen kann, von wo es durch die Aortenklappe in den Körper gepumpt wird. Bei größeren Undichtigkeiten (Mitralklappeninsuffizienz) wird Blut bei jedem Herzschlag von der Herzkammer zurück in den Herz-Vorhof Richtung Lunge gepumpt - anstatt in die Hauptschlagader zu fließen, die den gesamten Körper versorgt. In der Folge muss das Herz mehr arbeiten, um ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen.
Symptome bei einer Mitralklappeninsuffizienz
Solange es dem Herz gelingt, mehr Blut zu pumpen, kann es sein, dass Betroffene wenig von ihrer Erkrankung merken, vielleicht nur bei starker sportlicher Belastung. Aber der Herzmuskel kann durch die Mehrarbeit dauerhaft geschädigt werden. Unbehandelt führt die Mitralklappeninsuffizienz zu einer Herzschwäche.
Typische Symptome einer Mitralinsuffizienz sind laut Deutscher Herzstiftung:
- eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Luftnot bei Belastung, bei ausgeprägter Klappeninsuffizienz in Ruhe
- allgemeine Kraftlosigkeit
- Brustschmerz
- Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
- kurze Bewusstlosigkeit
- krankhafte Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
Diagnose: Mitralklappeninsuffizienz häufig Zufallsbefund
Leichte Veränderungen der Mitralklappe werden nicht selten per Zufall bei der Ultraschalluntersuchung des Herzens entdeckt. Eine dabei sichtbare Vorwölbung der Mitralklappe (Prolaps) und eine leichte Undichtigkeit haben viele Menschen, ohne dass das jemals Probleme machen muss.
Besteht der Verdacht auf eine Mitralklappeninsuffizienz, wird das Herz abgehört, denn eine undichte Klappe erzeugt spezielle Geräusche. Eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie) kann den Verdacht bestätigen und zudem die Schwere der Undichtigkeit verdeutlichen. Die Erkrankung wird in vier Grade eingeteilt. Grad I ist eine leichte Form, Grad IV ist die stärkste Ausprägung mit starken körperlichen Beeinträchtigungen. Um das Herz noch detaillierter darzustellen, wird meist auch noch eine Schluckultraschalluntersuchung (transösophageale Echokardiografie, TEE) durchgeführt.
Wie wird eine Mitralklappeninsuffizienz behandelt?
Bei einer leichten Undichtigkeit kann es ausreichen, das Herz in regelmäßigen Abständen mit Ultraschall zu kontrollieren. Nicht in jedem Fall nimmt das Ausmaß des Schadens zu. Jedoch ist ein Fortschreiten der Erkrankung häufig. Um die Beschwerden zu beseitigen und irreparable Schäden am Herzen zu vermeiden, muss eine undichte Mitralklappe operiert werden. Der richtige Zeitpunkt richtet sich dabei nach dem Verlauf der Erkrankung, dem Ausmaß der Beschwerden sowie nach den im Herzultraschall gemessenen Werten.
Operation zur Reparatur der Mitralklappe
In den meisten Fällen ist es heute möglich und sinnvoll, die eigene Herzklappe zu reparieren. Das klassische Verfahren ist die Operation am offenen Herzen. Herzchirurginnen und Herzchirurgen können die defekte Mitralklappe operativ mit feinsten Nähten rekonstruieren. Dazu müssen sie heute meistens nicht mehr das Brustbein öffnen, es reicht ein wenige Zentimeter kleiner Schnitt seitlich entlang der Rippen (minimalinvasiver Zugang). Das ermöglicht eine schnelle Wundheilung und frühzeitige Rehabilitation, sodass die Operierten nach wenigen Monaten wieder fit sind.
Eine offen reparierte, körpereigene Klappe ermöglicht wieder eine volle körperliche Belastung. Allerdings ist der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine nötig, was mit einer deutlichen Belastung für den ganzen Körper und einem gewissen Risiko für Komplikationen, beispielsweise für ein Delir verbunden ist.
Teil-Reparatur per Katheter
Eine Alternative für ältere Menschen, denen der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine nicht zugemutet werden kann, ist die Teil-Reparatur per Katheter. Dabei schieben Kardiologinnen und Kardiologen von der Leiste aus durch die Beckenvene einen Katheter bis ins Herz - und dort in den linken Vorhof. Dort reparieren sie die undichte Klappe, indem sie defekte Teile der Klappensegel mit kleinen Klammern zusammenklemmen, ähnlich wie mit einer Wäscheklammer (Clipping, Mitra-Clip). Dadurch verkleinert sich die undichte Stelle. In der Regel ist für den Eingriff eine Vollnarkose nötig. Das Herz kann dabei aber weiter schlagen, sodass keine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden muss.
Ersatzherzklappe aus Biomaterial verschleißt schneller
Nur selten muss zur Therapie der Mitralklappeninsuffizienz eine Ersatzklappe implantiert werden. Eine Ersatzklappe, auch als Prothese oder Klappenprothese bezeichnet, ist meist aus Biomaterial. Sie verschleißt schneller als die körpereigene Klappe. Künstliche Herzklappen aus Kunststoff und Metall sind zwar sehr haltbar, jedoch müssen nach dem Einbau von Kunstklappen lebenslang gerinnungshemmende Medikamente (Blutverdünner) eingenommen werden.
Gründe für eine undichte Mitralklappe
Die Segel der Mitralklappe bestehen aus zartem Bindegewebe. Sie ist in einem stabilen Gewebering im Herzmuskel befestigt. Wie bei einer Marionette werden die Segel über mehrere Sehnenfäden bewegt. Bei einer Mitralklappeninsuffizienz werden zwei Formen unterschieden: Bei der ersten Form ist die Klappe selbst geschädigt (primäre Mitralklappeninsuffizienz). Ursachen können sein:
- eine anlagebedingte Bindegewebs-Schwäche
- Entzündungen
- Verschleiß oder Abriss von Sehnenfäden
Bei der zweiten Form (sekundäre Mitralklappeninsuffizienz) ist die Gestalt des Herzmuskels so verändert, dass der Gewebering ausleiert und die Klappe deshalb nicht mehr schließen kann, obwohl die Klappensegel selbst eigentlich gesund sind. Ursache dafür können sein:
- Herzinfarkt
- Herzmuskelschaden
- langjähriger Bluthochdruck
- andere Erkrankungen, bei denen es zu einer Erweiterung und Vergrößerung des Herzens kommt.