Herzmuskelverdickung erkennen und behandeln
Eine Zunahme der Herzmuskelmasse, auch Herzmuskel-Hypertrophie genannt, führt zu einer starken Belastung des Herzens. Damit es nicht zu einer Herzschwäche kommt, muss die Ursache dringend behandelt werden.
Mehr Muskeln gelten meistens als erstrebenswert - doch beim menschlichen Herz ist das eine gefährliche Entwicklung. Normalerweise hat das erwachsene menschliche Herz ein Gewicht von rund 300 Gramm, und der Muskel, der die beiden Herzkammern trennt, misst elf Millimeter Stärke. Eine Zunahme der Herzmuskelmasse, Herzmuskel-Hypertrophie genannt, zeigt meist an, dass das Herz zu viel arbeiten muss. Gleichzeitig ist die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Eine Ausnahme sind Leistungssportler aus dem Ausdauerbereich. Bei ihnen führt eine Vergrößerung des Herzens zu besserer Leistungsfähigkeit.
Bluthochdruck meist Ursache für Herzmuskelverdickung
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass die Muskelmasse der linken Herzkammerwand zunimmt. Der häufigste Auslöser ist Bluthochdruck. Der erhöhte Druck in den Arterien macht es für das Herz schwieriger, mit dem Pumpschlag die Aortenklappe aufzustemmen und das Blut in den Körper auszuwerfen. Das Herz versucht, diese erhöhte Anstrengung durch Muskelwachstum zu kompensieren.
Mögliche Ursache ist auch ein von Geburt an oder nach einer Herzentzündung verengter Übergang zur Hauptschlagader (Aorta). Denn ist die Herzklappe zu eng (Aortenklappen-Stenose) beziehungsweise der Durchfluss behindert, kann das Blut nicht problemlos aus der linken Herzkammer in den Körper strömen. Die Herzkammerwand reagiert auf den erhöhten Gegendruck und die verstärkte Anstrengung mit Muskelwachstum.
Nur in wenigen Fällen ist die rechte Herzkammer betroffen, etwa bei Lungengefäßhochdruck. Einen Sonderfall stellt die hypertrophe Kardiomyopathie dar: Hier ist der Herzmuskel aufgrund einer erblichen Veranlagung verdickt. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf.
Symptome für eine Herzmuskel-Hypertrophie kommen schleichend
Bei den meisten Menschen macht sich eine krankhafte Herzwandverdickung früher oder später durch eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit bemerkbar. Die Herzkammer kann nicht mehr genügend Blut aufnehmen, ihre Wand wird mit der Zeit nicht nur dicker, sondern auch steifer. Denn zwischen die Muskelfasern lagert sich auch nichtmuskuläres Fasergewebe ein. Die verringerte Elastizität des Muskels führt zu einer verminderten Pumpleistung, die sich oft als Kurzatmigkeit bemerkbar macht.
Weitere Symptome, die möglicherweise auf einen verdickten Herzmuskel hinweisen:
- Schwindel
- Ohnmachtsanfälle
- chronische Müdigkeit
- dicke Beine (Ödeme)
- häufiges Wasserlassen
- Herzrhythmusstörungen
Beschwerden im fortgeschrittenen Stadium
Im weiteren Verlauf treten die Symptome nicht nur unter Belastung, sondern auch im Ruhezustand auf. Ab einem Gewicht von etwa 500 Gramm können die Herzkranzgefäße das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Dieses Missverhältnis von Sauerstoffbedarf des Herzmuskels und Sauerstoffangebot äußert sich oft durch Brustschmerzen, bekannt als Angina pectoris. Spätestens jetzt besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Hypertrophie zeigt sich oft im Ultraschall
Eine Herzmuskel-Hypertrophie lässt sich in der Regel durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens erkennen. Liefert diese sogenannte Echokardiografie nicht genügend Erkenntnisse, kann die Ärztin oder der Arzt zusätzlich ein MRT (Magnetresonanztomograpfie) des Herzens anordnen.
Außerdem geben die Laborwerte einer Blutentnahme Aufschluss über mögliche Ursachen der Erkrankung. Bei Verdacht auf Bluthochdruck als Auslöser müssen sich Betroffene einer 24-Stunden-Blutdruckmessung unterziehen. Ob eine Schlaf-Apnoe die Herzmuskelverdickung bewirkt hat, lässt sich mit einem nächtlichen Screening ermitteln.
Herzinsuffizienz durch rechtzeitige Behandlung verhindern
Wird die Herzwandverdickung rechtzeitig erkannt, lässt sich mithilfe einer geeigneten Therapie ein Fortschreiten der Erkrankung aufhalten, eventuell sogar rückgängig machen. Ohne Gegenmaßnahmen wird sich dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) entwickeln, die einen Herzinfarkt oder gar Herztod zur Folge haben kann.
Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Auslöser für die Verdickung. Liegt ein Herzklappenfehler vor, wird dieser Defekt meistens durch einen operativen Eingriff behoben. Ist zu hoher Blutdruck die Ursache für die Herzmuskelverdickung, werden wahrscheinlich Medikamente gegen den Bluthochdruck verschrieben. Vor allem auch regelmäßiger Ausdauersport kann den Blutdruck dauerhaft senken und das Herz wieder gesünder machen. Belastungsspitzen gilt es dagegen zu vermeiden. Geeignet sind vier- bis fünfmal die Woche mindestens 30 Minuten Schwimmen, Laufen oder Wandern. Studien haben zudem gezeigt, dass bei Übergewichtigen auch eine Gewichtsabnahme zum Rückgang der Herzwanddicke führen kann.
Auch Blutspenden wirkt bei vielen Menschen blutdrucksenkend. Deswegen kann es sinnvoll sein, drei- bis viermal im Jahr zur Blutspende zu gehen.
Blutdruck mit gezielter Ernährung senken
Gezielte Ernährung hilft, den Bluthochdruck in den Griff zu bekommen. Betroffene sollten mindestens zwei Liter täglich trinken und darauf achten, dass sie nicht mehr als drei Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen. Außerdem tabu: Fertiggerichte, Weizen und Süßes. Stattdessen gehören vegetarische, eiweißreiche Gerichte mit entzündungshemmenden Gewürzen auf den Speiseplan. Zudem kann bei Übergewicht Intervallfasten positive Auswirkungen haben.