Fuß von hinten beim Gehen mit Haglundferse © BR Foto: Veronika Scheidl

Haglundferse: Symptome, Behandlung und Ursachen

Stand: 02.04.2025 20:10 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Schmerzen an Fersenbein und Achillessehnenansatz sind typische Symptome einer Haglundferse. Oft liegt die Ursache in der frühen Jugend. Nicht immer ist zur Behandlung eine OP nötig.

von Veronika Beer, Veronika Scheidl

Als Haglundferse, auch Haglund-Exostose oder Haglund-Syndrom genannt, bezeichnet man Schmerzen, die bei Druck oder Berührung hinten an der Ferse auftreten. Die Erkrankung ist nach dem schwedischen Orthopäden Patrik Haglund benannt.

Haglundferse: Überbein und Verkalkung der Achillessehne

Bei einer Haglundferse weicht die Form des Fersenbeins von einer üblichen Ferse ab: Ein Teil des Fersenbeins ist stark vorgewölbt und bildet ein Überbein. Druck auf dieses Überbein kann - über Jahre hinweg - Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen verursachen.

Am Ansatz der Achillessehne kann es zu einer Verkalkung kommen, Schleimbeutel können sich entzünden.

Symptome: Schmerzen am Fersenbein in engen Schuhen

Patienten mit einer Haglundferse berichten von Schmerzen in engeren Schuhen. Teilweise können sie im Bereich der Ferse gar keinen Druck tolerieren. Am besten kommen Patientinnen und Patienten in offenen Schuhen wie Schlappen oder Flipflops zurecht, bei denen hinten nichts gegen die extrem schmerzempfindliche Stelle drückt: dem Ansatz der Achillessehne. Manche Patienten geben an, dass bereits der Druck einer leichten Bettdecke am Fersenbein schmerzt. Die Ferse ist geschwollen und manchmal auch wärmer als normal.

Richtige Schuhe können Betroffenen helfen

Für Menschen mit Haglundferse ist die Druckentlastung durch Veränderung oder Austausch der Schuhwerks sinnvoll. Eine Möglichkeit sind Schuhe ohne Hinterkante. Aber auch knöchelhohe Schuhe können in Einzelfällen sinnvoll sein, wenn sie zur Druckentlastung am Fersenbein etwas anders konstruiert sind als Halbschuhe, deren Kante von Patienten oft als störend und schmerzhaft empfunden wird.

Haglund-Exostose: Sportler oft betroffen - Frauen öfter als Männer

Besonders häufig betroffen von einer Haglundferse sind Menschen, die die Sehne stark beanspruchen und eher enge Schuhe tragen - beispielsweise Laufsportler wie Jogger oder Fußballspieler. Es gibt aber auch Menschen, die ohne unübliche Belastungen am Fuß eine Haglundferse entwickeln - teilweise an beiden Beinen. Dabei scheinen auch genetische Veranlagungen eine Rolle zu spielen. Menschen mit Spondylarthropathie, einer Rheuma-Erkrankung, entwickeln zudem gehäuft Haglund-Exostosen - oft mit sehr starken Entzündungsreaktionen.

Insgesamt sind Frauen häufiger von einer Haglundferse betroffen als Männer. Meist tritt eine Haglundferse im mittleren Lebensalter auf. Experten gehen davon aus, dass erhöhte Blutfette, Diabetes und ein hohes Körpergewicht (Adipositas) die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Haglundferse zusätzlich erhöhen.

Ursache für Haglundferse liegt oft in der Jugend

Einen eindeutigen Entstehungsmechanismus, also eindeutige Ursachen, gibt es Fachleuten zufolge bei der Haglundferse nicht. Was es aber gibt, sind gewisse Risikofaktoren: Wer etwa die Achillessehne oder den Sehnenansatz gerade in der Jugend sehr intensiv belastet - speziell in der Wachstumsphase - kann später eher zu einer Haglundferse neigen.

Der Grund: Der Ansatz der Achillessehne kann in dieser Zeit durch die starke Beanspruchung größer werden als normal. Infolgedessen kommt es möglicherweise bereits bei Schuhen mit eigentlich normaler Passform zu einer mechanischen Irritation an der Ferse. Es entsteht ein Teufelskreis aus Reibung, Entzündung und weiterem Wachstum des Sehnenansatzes, sodass die Knochenkanten immer größer werden.

Schmerzende Haglundferse: Wenn Knochenkante an Sehne scheuert

Diese Knochenkanten sind es dann auch, die Patienten mit Haglundferse Probleme bereiten, weil sie an der Sehne scheuern. Presst dann noch ein Schuh die Sehne gegen diese Knochenkanten, kann das für Betroffene zu unerträglichen Schmerzen führen.

Wenn Patienten berichten, dass ihre Haglund-Exostose immer dicker wird, ist das meistens eine Kombination aus diesen Knochenkanten, einer Schwellung und Entzündung sowie den Schleimbeuteln. Denn ein chronisches Reiben von Knochenkanten gegen die Achillessehne kann dazu führen, dass sich vermehrt Schleimbeutel entwickeln. Diese Schleimbeutel können sich dann entzünden und Platz wegnehmen. Die Ferse wird noch dicker, es kommt zu noch mehr Reibung im Schuh.

Diagnose per Röntgenaufnahme und Kernspintomografie

Eine gründliche Anamnese bei einem Arzt zeigt, was zu den Beschwerden am Fuß des jeweiligen Patienten führt und wann diese auftreten. Auf einem Podoskop wird die Belastung im Stehen untersucht. Es folgt eine Begutachtung der Füße beim Laufen (Laufanalyse). Eine seitliche Röntgenaufnahme des Fersenbeins und eine Kernspintomografie können am Ende hilfreich sein, um ein Knochenödem, eine tiefe Schleimbeutelveränderung oder Probleme an der Achillessehne darzustellen.

Konservative Behandlung der Haglundferse bietet gute Erfolgschancen

Das Ziel der konservativen Behandlung einer Haglundferse ist es, in einem ersten Schritt die biomechanische Situation zu verbessern - also beispielsweise zu versuchen, über Krankengymnastik und Stretching die Elastizität des Streckapparats, der Achillessehne und Wadenmuskulatur zu verbessern und auch die Beweglichkeit im Rückfuß zu erhöhen. Auch Kinesio-Taping kann sinnvoll sein.

In zweiter Linie wird mit orthetischen Maßnahmen gearbeitet. Dazu gehören Bandagen, Massagen oder Einlagen, wenn der Fuß deformiert ist. Manchmal kann zum Beispiel eine kleine Fersenerhöhung den Druck vermindern.

Der dritte Aspekt sind Interventionen, wozu Spritzen an die Sehne zählen. Hierbei gibt es viele Möglichkeiten: mit oder ohne Kortison, homöopathisch, Plättchenpräparate oder Hyaluronsäure. Auch Stoßwellen und Röntgenreizbestrahlung können notwendig sein, um die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu verringern.

Konservative Behandlung: Gute Erfolgschancen bei Haglundferse

Grundsätzlich werden einer konservativen Behandlung der Haglundferse gute Erfolgschancen zugeschrieben. Konkrete Zahlen dazu gibt es bislang nicht. Fachleute schätzen, dass eine konservative Behandlung für etwa die Hälfte der Patienten ausreichend ist, um Schmerzen dauerhaft zu lindern. Schlägt dieser Behandlungsweg jedoch langfristig fehl und sind die Knochenkanten auffällig groß, muss eine OP der Haglund-Exostose in Erwägung gezogen werden.

Sechs Wochen Heilung nach einer OP der Haglundferse

Bei der Operation einer Haglundferse machen Ärztinnen und Ärzte meist einen Split der Achillessehne. Die Fasern der Achillessehne, die oben vom Wadenmuskel nach unten zur Ferse laufen, werden dabei nicht abgeschnitten, sondern wie ein Vorhang auseinandergezogen. So gelangen die Ärzte zur Exostose und den Verkalkungen, die sie herausschälen können. Sie tragen zudem alle Kanten ab, machen Röntgenbilder und prüfen, ob sie Verkalkungen und Kanten vollständig entfernen konnten.

Nach der OP muss die Sehne geschützt werden, damit sich die Entzündungen beruhigen können. Häufig wird den Patienten dazu für etwa sechs Wochen ein Kunststoffwalker (Orthesen) verordnet. In den ersten zwei Wochen nach der OP sollte keine Belastung auf das Fersenbein stattfinden, bis die Wundheilung abgeschlossen ist. Leichtes Aufstellen des Fußes ist aber erlaubt. In den folgenden vier Wochen darf die Belastung dann allmählich gesteigert werden.

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BR Fernsehen | Gesundheit! | 01.04.2025 | 19:00 Uhr

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