Eine Frau zeigt ihr Ganglion © picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Ganglion: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand: 22.02.2024 21:43 Uhr

Ein Ganglion - umgangssprachlich auch Überbein genannt - ist ein Knubbel unter der Haut. Oft am Handgelenk, aber auch am Finger, Fuß oder Knie möglich. Was sind Ursachen, Symptome und Behandlung?

von Elena Zelle-Möhlmann

Bei einem Ganglion handelt es sich um eine gutartige Wucherung, die in aller Regel in der Nähe von Gelenken sitzt. Es wächst normalerweise direkt unter der Haut, manche Ganglien liegen aber auch versteckt (okkulte Ganglien). Der Knubbel kann sich zwar hart wie ein Knochen anfühlen, tatsächlich handelt es sich aber um eine mit zäher Flüssigkeit gefüllte Struktur.

In aller Regel sind Ganglien erbsen- bis kirschgroß und lassen sich nicht verschieben, weil sie mit der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide, an der sie sich gebildet haben, verbunden sind. Diese Verbindung wird Stiel genannt. Unter Belastung vergrößern sie sich oft und werden in Ruhe wieder kleiner, denn die Flüssigkeit kann durch die Verbindung zwischen dem Hohlraum der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide und dem Ganglion hin- und herströmen. Ganglien treten häufig auf, vor allem bei Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Meist sind die Handgelenke, Hände oder Finger betroffen. Aber auch an den Füßen und seltener an den Knien können Ganglien auftreten.

Ursachen für ein Ganglion

Warum manche Menschen ein Ganglion bekommen, ist nicht ganz klar. Vermutlich spielt - ähnlich wie bei einer Sehnenscheidenentzündung - Überlastung und chronische Reizung eine Rolle. Es wird vermutet, dass dadurch zu viel Synovialflüssigkeit produziert wird und die zähe Flüssigkeit sich in einer Ausstülpung sammelt. Synovialflüssigkeit ist die Flüssigkeit, die als eine Art Schmiere in den Gelenken und Sehnenscheiden sitzt. Daher wird ein Ganglion medizinisch auch Synovialzyste genannt. Manchmal sind Ganglien auch eine Begleiterscheinung oder Folge von Rheuma, Gelenkverletzungen oder Arthrose.

Symptome und Diagnose: Ist ein Ganglion gefährlich?

Ganglien sind gutartige Wucherungen, die nicht zu Krebs entarten. Oft verursachen sie auch keine Beschwerden. Dennoch sind Schmerzen und Kraftlosigkeit der Hand, Funktionseinschränkungen, aber auch Missempfindungen durch das Ganglion möglich. Liegen die Ganglien in der Nähe von Nerven, können auch Nervenirritationen die Folge sein.

Nicht selten sind Betroffene besorgt, dass es sich bei dem Knubbel unter der Haut um einen bösartigen Tumor handelt. Um eine gefährliche Erkrankung auszuschließen, ist eine genaue Diagnose wichtig. Dazu reicht oft das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt (Anamnese) und eine Untersuchung der betroffenen Stelle. Bei der Untersuchung mit einer kleinen starken Lampe kann die Flüssigkeit als durchscheinender Ballon sichtbar gemacht werden. Bei sehr kleinen oder versteckt liegenden Ganglien kann eine Ultraschalluntersuchung hilfreich sein. Bleibt die genaue Diagnose weiter unklar, kann ein MRT Aufschluss bringen.

Selbstbehandlung oder OP: Wie man ein Ganglion loswird

Früher wurden Ganglien nicht selten durch Draufschlagen mit einem schweren Buch - oft einer Bibel - zerquetscht. Daher stammt auch die Bezeichnung "Bibelzyste". Betroffene können beruhigt sein: Zu solch drastischen Maßnahmen wird heute nicht mehr gegriffen. Oft verschwindet ein Ganglion ganz von allein - da reicht es also, einfach abzuwarten. Den Knubbel zu kühlen oder ein abschwellender Salbenverband können zusätzlich helfen. Die betroffene Stelle ruhig halten und gegebenenfalls entzündungshemmende Medikamente einnehmen.

Aber Vorsicht: Auch frei verkäufliche Mittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac können Nebenwirkungen haben und sollten nur genau nach Packungsbeilage eingenommen werden. Ohnehin sollte man von einem Ganglion möglichst die Finger lassen. Massieren ist nur sinnvoll, wenn die Ärztin oder der Arzt gezeigt hat, wie das geht. Den Knubbel selbst aufpiksen ist gefährlich, das sollte man keinesfalls versuchen! Wenn ein Ganglion platzt und die betroffene Stelle gerötet, warm und geschwollen ist, sollte man damit zum Arzt gehen.

Ganglion: Wann ist eine Operation sinnvoll?

Wenn das Ganglion nicht von selbst verschwindet, Beschwerden bereitet oder die Schwellung Betroffene optisch stört, kommt auch ein Eingriff bei einem Handchirurgen oder einer Handchirurgin infrage. Möglich ist, das Ganglion zu punktieren und die Flüssigkeit abzusaugen. Füllt sich das Ganglion erneut mit Flüssigkeit oder bleiben die Beschwerden bestehen, kommt eine Operation infrage: Dabei wird das Ganglion samt Stiel entfernt.

Damit ist die Verbindung zur Gelenkkapsel oder zur Sehnenscheide gekappt und es sollte keine neue Flüssigkeit nachströmen. Der Eingriff ist offen oder arthroskopisch, also über einen kleinen Schnitt in der Haut, möglich und wird meist ambulant unter lokaler Betäubung durchgeführt. Manchmal wird das Handgelenk ein paar Tage nach dem Eingriff mit einer Schiene ruhiggestellt und sollte in den ersten beiden Wochen nicht zu stark belastet werden. Allerdings kann das Ganglion auch nach einer OP wieder auftreten.

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