Ein Fuchs auf einer Wiese. © Picture Alliance Foto: picture alliance / Zoonar | Jakub Mrocek

Fuchsbandwurm: Symptome beim Menschen erkennen und behandeln

Stand: 03.02.2023 12:50 Uhr

Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm kann beim Menschen zu einer lebensgefährlichen Echinokokkose führen. Die Larven schädigen die Organe. Wer ein paar Regeln befolgt, kann das Risiko jedoch deutlich senken.

Der Fuchsbandwurm oder auch Echinococcus multilocularis kommt vor allem beim Fuchs vor, aber auch Hunde oder Katzen können Überträger sein. Der Parasit wird nur wenige Millimeter groß und besteht aus mehreren Gliedern. Er löst die Erkrankung alveoläre Echinokokkose aus. Dabei befallen Bandwürmer im Larvenstadium den Menschen. Die Larven schädigen meist Leber, Lunge, Herz oder Milz - in seltenen Fällen das Gehirn oder die Knochen. Bei einem Befall durch den Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) spricht man von einer zystischen Echinokokkose.

Der Mensch ist ein Fehlwirt. Typische Zwischenwirte des Parasiten sind Mäuse, Ratten und andere kleine Säugetiere. Der Lebenskreislauf des Fuchsbandwurms schließt sich, wenn der Zwischenwirt vom Fuchs gefressen wird. Die Larven entwickeln sich dann im Darm des Raubtiers zu einem Bandwurm, der wiederum Eier produziert, die der Fuchs über den Kot ausscheidet.

Ursachen: Infektion über Fuchskot?

Die Infektion mit dem Parasiten erfolgt durch orale Aufnahme der Wurmeier. Wie es beim Menschen genau dazu kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es liegt jedoch nahe, dass die Wurmeier durch Kontakt mit Fuchskot übertragen werden. Die Bandwurmeier sind sehr widerstandsfähig und bleiben unter den klimatischen Bedingungen Nordeuropas über Monate infektiös.

Da sich Füchse vermehrt auch in Siedlungen und Städten ausbreiten, gilt die Infektionsgefahr nicht nur in der freien Natur. Auch im Garten oder auf öffentlichen Grünflächen kann es unter Umständen zu einer Infektion kommen. Darüber hinaus können Hunde oder Katzen die Bandwurmeier an Pflanzen oder im Boden über ihr Fell aufnehmen und so schließlich auf den Menschen übertragen.

Symptome beim Menschen: Abgeschlagenheit, Schmerzen, Gewichtsverlust

Beim Fuchsbandwurm können zwischen der Infektion und den ersten Symptomen Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen. Zudem sind die Symptome meist nicht eindeutig, sondern auch davon abhängig, welcher Teil des Körpers besonders betroffen ist. Im Darm des Menschen schlüpfen aus den Eiern kleine sogenannte Sechs-Haken-Larven. Sie wandern durch die Darmwand in die Blutgefäße und gelangen mit dem Blut meist in die Leber oder in die Lunge. Dort bilden sie Nester. In sehr seltenen Fällen befallen die Wurmlarven das Gehirn oder die Knochen. Anzeichen für eine Fuchsbandwurmerkrankung können Abgeschlagenheit, Gelbsucht, Oberbauchschmerzen, Gewichtsverlust oder eine vergrößerte Leber sein.

Diagnose: Bluttests geben keine Gewissheit

Aufgrund der unspezifischen Symptome ist die Diagnose eines Fuchsbandwurmbefalls für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte schwierig. Die Erkrankung wird deshalb häufig nicht gleich erkannt: Für Patientinnen und Patienten bedeutet das oft einen jahrelangen Leidensweg. Ein Bluttest kann nur einen früheren Kontakt mit Fuchsbandwurmeiern anzeigen, aber gibt keinen Aufschluss darüber, ob die Infektion “aktiv” ist oder bereits erfolgreich vom Immunsystem abgewehrt werden konnte. Nur Untersuchungen per MRT, Ultraschall oder etwa CT geben Gewissheit über das tatsächliche Stadium einer Echinokokkose.

Verwechslungsgefahr mit Lebertumor

Die Wurmlarven wachsen tumorähnlich, was im Ultraschall, auf MRT- und CT-Bildern zu folgenschweren Verwechslungen, etwa mit einem Lebertumor führen kann. Das ist riskant, denn wird in einer Operation in das Wurmlarvengewebe geschnitten, kann es zu einem lebensgefährlichen allergischen Schock kommen. Der Grund: Der Körper reagiert auf die körperfremden Eiweiße, die der Bandwurm bildet. Außerdem kann sich infiziertes Material in der Bauchhöhle verteilen und Tochterzysten bilden.

Für eine schnellere und zuverlässigere Diagnose haben Expertinnen und Experten am Kompetenzzentrum für Fuchsbandwurm-Erkrankungen in Ulm Standards entwickelt. Zudem haben die Forschenden bei der Auswertung von Patientendaten charakteristische Muster an der Leber entdeckt, die bei einer Fuchsbandwurmerkrankung immer wieder auftreten.

Behandlung: Heilung durch Operation oder Medikamente möglich

Unbehandelt verläuft die Erkrankung meist tödlich. Zunächst müssen die behandelnden Medizinerinnen und Medizinern das Stadium des Parasitenbefalls einschätzen. Je nach Lage und Ausbreitung gibt es verschiedene Optionen wie Medikamente, operative Eingriffe oder eine Chemotherapie, um die Larven im menschlichen Körper zu bekämpfen. Bei Medikamenten erfolgt eine Behandlung über eine längere Zeit, bis der Fuchsbandwurm komplett verschwunden ist. Wird die Echinokokkose frühzeitig diagnostiziert und kann das betroffene Gewebe vollständig entfernt werden, kann die Wurmerkrankung geheilt werden.

Wichtig ist nach der erfolgreichen Behandlung die regelmäßige Kontrolle, weil es vorkommen kann, dass die Krankheit wieder ausbricht.

Bandwurmgefahr bei Beeren, Pilzen und Bärlauch?

Studien haben ergeben, dass Pilz- und Beerensammler kein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Gefährdet scheinen vor allem Menschen zu sein, die beruflich mit der Jagd- oder Forstwirtschaft zu tun haben. Aber auch Halterinnen und Halter von Hunden oder Katzen, die mit Fuchsbandwurmeiern infizierte Tiere jagen, fressen und dann die Eier am eigenen Fell tragen, laufen Gefahr, sich anzustecken.

Einen Rundumschutz vor Fuchsbandwürmern gibt es nicht. Man kann nur vorbeugen: bodennah wachsende Früchte waschen, Haustiere regelmäßig entwurmen und nach dem Streicheln von Tieren oder nach der Garten- und Waldarbeit die Hände waschen. Wer nach Beeren, Kräutern wie Bärlauch oder Pilzen sucht, sollte sie möglichst nicht direkt am Wegesrand sammeln, wo vermehrt Hunde und andere Tiere urinieren. Vor dem Verzehr sollte man Lebensmittel immer gut waschen.

Experte zum Thema

Prof. Dr. Alfred Königsrainer, Universitätsklinikum Tübingen

Ärztlicher Direktor
Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Crona Kliniken
Hoppe-Seyler-Straße 3
72076 Tübingen
www.medizin.uni-tuebingen.de

 

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