Mikroaufnahme der Amöbe, dem Auslöser der Amöbenruhr. © picture-alliance / OKAPIA KG, Germany | Dr.Gary Gaugler/OKAPIA

Amöbenruhr: Wenn Parasiten den Darm befallen

Stand: 14.09.2022 15:00 Uhr

Die Amöbiasis ist eine Infektionskrankheit, die durch Amöben ausgelöst wird. Diese einzelligen Parasiten, Entamoeba histolytica, befallen den Dickdarm. Sie können sich aber auch auf weitere Organe ausbreiten. Welche Symptome gibt es und wie wird behandelt?

Auch wenn Amöben weltweit verbreitet sind, kommen die meisten Infektionen in bestimmten Regionen Afrikas, auf dem indischen Subkontinent sowie in Mittel- und Südamerika vor. Weltweit sind pro Jahr etwa 50 Millionen Menschen von einer Amöbenruhr betroffen, bis zu 100.000 versterben daran. Amöben können sich auch an anderen Orten wie Pflegeheimen ausbreiten, wenn Infizierte inkontinent und die hygienischen Bedingungen unzureichend sind.

Übertragung der Amöbenruhr durch Wasser oder Nahrung

Amöben können direkt von Person zu Person oder durch verseuchte Nahrungsmittel oder Wasser übertragen werden. Eine häufige Verlaufsform ist die Amöbenruhr mit schweren Durchfällen (intestinale Amöbiasis). Infektionen mit Amöben treten vor allem in Gegenden mit unzureichenden sanitären Anlagen auf. Hier geschieht die Übertragung durch die Aufnahme von Nahrungsmitteln oder Wasser, das mit Fäkalien verseucht ist. Obst und Gemüse können kontaminiert sein, wenn sie mit menschlichen Exkrementen gedüngt, mit verunreinigtem Wasser gewaschen oder von einer infizierten Person zubereitet wurden.

Amöbiasis: Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall

Viele Infizierte verspüren keine Symptome, andere leiden unter Durchfall, Verstopfung, krampfhaften Bauchschmerzen, Druckempfindlichkeit im Oberbauch und Fieber. Gelangen die Amöben in den Blutstrom, können sie so gut wie alle Organe erreichen. In einem solchen Fall sprechen Mediziner von einer extraintestinalen Amöbiasis.

Am häufigsten wandern die Parasiten aus dem Darm in die Leber, oft Monate oder Jahre nach der Infektion, wenn die Betroffenen überhaupt nicht mehr an eine mögliche Infektion denken. In der Leber bilden die Amöben Abszesse, die mit hohem Fieber und starken Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen einhergehen können.

Die Schmerzen können auch in die rechte Schulter oder den Rippenbogen ausstrahlen. Mitunter bricht die Infektion von der Leber aus in den Brustkorb und bis zum Herzen durch. Obwohl die Parasiten vom Darm aus zur Leber gelangen, tritt Durchfall nur etwa bei einem Drittel der Betroffenen auf. Selbst ohne Bauchschmerzen und Durchfall ist also eine Amöbiasis möglich.

Diagnose der Amöbenruhr: Eine Stuhlprobe genügt

Eine Amöbenruhr lässt sich durch Analyse einer Stuhlprobe diagnostizieren. Auch Darmspiegelungen, Ultraschalluntersuchungen und Bluttests können Bestandteile der Diagnostik sein, insbesondere bei einer extraintestinalen Amöbiasis.

Amöbiasis: Behandlung mit Antibiotika

Für die Behandlung der Amöbiasis ist es wichtig, ob die Parasiten bereits die Darmwand geschädigt haben. In jedem Fall muss eine Amöbiasis behandelt werden, um spätere Komplikationen zu vermeiden und die Verbreitung der Parasiten möglichst effizient einzuschränken.

  • Infektion ohne Symptome: Wurden Amöben im Stuhl nachgewiesen, ohne dass Beschwerden oder Hinweise auf eine Organschädigung aufgetreten sind, genügt eine zehntägige Behandlung mit dem Antibiotikum Paromomycin.
  • Haben die Amöben die Darmwand befallen, kommt es in der Regel zu blutig-schleimigen Durchfällen. In diesem Fall wird zusätzlich zu Paromomycin auch Metronidazol verabreicht.
  • Eine extraintestinale Amöbiasis wird zunächst wie die intestinale Form behandelt. Droht der mit Eiter gefüllte Amöbenabszess in der Leber zu platzen, wird er operativ entfernt oder per Punktion entleert. Rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, bildet sich ein solcher Abszess über mehrere Wochen zurück.
  • Betroffene, die durch die Durchfälle ausgetrocknet sind, müssen zusätzlich Flüssigkeit erhalten.

Prävention: Mit der richtigen Ernährung Amöbiasis vorbeugen

Wer in Regionen reist, in denen die Infektion häufig vorkommt, sollte auf ungegarte Lebensmittel wie Salate und Gemüse sowie auf möglicherweise kontaminiertes Wasser und Eis verzichten. Wasser sollte nur abgekocht oder gefiltert verwendet werden, Händewaschen mit Seife und Wasser ist wichtig. Das Auflösen von Jod oder Chlor im Wasser kann ebenfalls helfen, die Übertragungsgefahr zu verringern.

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