Stand: 27.04.2020 17:08 Uhr

Darmkrebs: Therapie nicht aufschieben

Grafik eines Darms © Fotolia.com Foto: magicmine
Experten warnen davor, bei Darmkrebs-Verdacht den Besuch beim Spezialisten aufzuschieben.

Darmkrebs ist eine gefährliche Erkrankung. Wird ein Tumor entdeckt, muss die Therapie schnell beginnen. Doch derzeit sind viele Menschen wegen der Corona-Pandemie verunsichert und trauen sich nicht ins Krankenhaus. Experten warnen aktuell vor dem Aufschieben von Abklärungsuntersuchungen, da Tumoren sonst möglicherweise erst in einem fortgeschrittenen Stadium mit dann schlechterer Prognose erkannt werden. Je weiter fortgeschritten die Krebserkrankung ist, desto größer ist die Gefahr, dass die Krebszellen in andere Organe streuen. Eine zeitkritische Therapie bei einer bereits diagnostizierten Tumorkrankheit darf keinesfalls länger als unbedingt notwendig aufgeschoben werden.

Wahl der Klinik hat großen Stellenwert

Aber nicht nur wann, sondern auch wo die Therapie durchgeführt wird, kann für die Überlebenschancen der Betroffenen entscheidend sein. Nach einer Darmkrebs-OP sind Komplikationen nicht ungewöhnlich, das kann in jedem Krankenhaus passieren. Doch in Kliniken, in denen häufig Darmkrebs-Operationen durchgeführt werden, haben Patienten in solchen Fällen eine deutlich bessere Überlebenschance.

In Kliniken mit wenigen Eingriffen ist die Sterberate mehr als doppelt so hoch wie in den spezialisierten Zentren großer Kliniken. Dafür ist weniger die OP selbst ausschlaggebend als vielmehr die Betreuung nach dem Eingriff: Gibt es eine spezifische Intensivstation? Ist rund um die Uhr ein Bauch-Chirurg im Haus, der sich mit dieser Art von Operationen auskennt? Wie können Komplikationen in dem Krankenhaus versorgt werden? Diese Fragen können letztlich über Leben und Tod entscheiden, denn die Kliniken sind nicht verpflichtet, auch nachts und am Wochenende eine fachärztliche Betreuung sicherzustellen. Auch die Organisation der Nachsorge ist der Klinik überlassen. Experten kritisieren die gesetzlichen Anforderungen, die darüber entscheiden, ob eine Klinik die Darmkrebs-Therapie anbieten darf, deshalb schon länger als zu niedrig.

260 zertifizierte Darmkrebszentren

Betroffene sollten sich deshalb möglichst von den Spezialisten eines der bundesweit rund 260 zertifizierten Darmkrebszentren behandeln lassen. Sie verfügen über die erforderlich Erfahrung und Routine, arbeiten fachübergreifend eng zusammen und sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Das ist letztlich viel wichtiger als die Nähe der Klinik zum Wohnort - zumal Besuche von Freunden, Nachbarn und Verwandten in der Klinik in der Corona-Krise ohnehin nicht möglich sind. Auch das gehört zu den Maßnahmen, mit denen Kliniken ihre Patienten bestmöglich vor Ansteckung schützen - ebenso wie die Isolierung von Covid-19-Patienten in gesonderten Stationen oder Bereichen in allen Abteilungen und die Betreuung durch komplett getrennte Teams.

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Experten zum Thema

Prof. Dr. Torsten Kucharzik, Chefarzt
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie
Städtisches Klinikum Lüneburg
Bögelstraße 1
21339 Lüneburg
www.klinikum-lueneburg.de

Priv.-Doz. Dr. Markus Winny, Leitender Oberarzt, Bereichsleiter Kolorektale Chirurgie
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
www.mhh.de/

Priv.-Doz. Dr. Armin Wiegering, Stellvertretender Klinikdirektor
Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie
Universitätsklinikum Würzburg
Josef-Schneider-Straße 2
97080 Würzburg
www.ukw.de

Priv.-Doz. Dr. Daniel Perez, Geschäftsführender Oberarzt
Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
Zentrum für Operative Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
www.krebsgesellschaft.de

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Visite | 28.04.2020 | 20:15 Uhr

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