Eine Hand hält eine Tablette, die andere ein Glas Wasser. © Colourbox Foto: -

Blutverdünner: So wirken gerinnungshemmende Medikamente

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Gerinnungshemmende Medikamente, auch Blutverdünner genannt, verhindern die Bildung von gefährlichen Blutgerinnseln. Die Einnahme ist jedoch nicht immer risikolos und kann zu Nebenwirkungen führen.

von Beate Wagner

Millionen Menschen in Deutschland müssen täglich Blutverdünner einnehmen. Die Präparate können lebensrettend sein, weil sie bei bestimmten Grunderkrankungen gefährlichen Folgen wie Schlaganfall oder Thrombosen vorbeugen. In einigen Situationen muss die Einnahme jedoch besonders beachtet werden, sonst steigt das Risiko für schwer stillbare Blutungen.

Wie wirken Blutverdünner?

Es gibt verschiedene Präparate der Blutverdünnung - jedes mit seinem eigenen Wirkprinzip. Generell ist das Ziel der Medikamente, die Gerinnung des Blutes und damit die Bildung von Blutgerinnseln zu hemmen. Die Blutgerinnung wird nicht komplett gestoppt, sonst würden Betroffene verbluten. Die Mittel führen aber dazu, dass Blutungen später gestillt werden und der Körper Wunden nicht so schnell wie üblich verschließt. Die Gerinnungshemmer senken das Risiko für Erkrankungen, die durch Blutgerinnsel entstehen.

Wann werden blutverdünnende Medikamente eingenommen?

Gerinnungshemmer werden zu Beispiel eingesetzt bei:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Schlaganfall
  • tiefer Beinvenenthrombose
  • Herzinfarkt
  • künstlichen Herzklappen
  • Stent im Herzkranzgefäß
  • Dialysepatienten

Was ist der beste Blutverdünner?

Wie immer in der Medizin ist diese Frage nicht pauschal zu beantworten. Denn je nach individueller Erkrankung und Situation werden Patienten mit unterschiedlichen Gerinnungshemmern behandelt. Außerdem werden Faktoren wie das Alter, Begleiterkrankungen, Wechselwirkungen und Allergien in die Entscheidung mit einbezogen. Prinzipiell gibt es diese Arten von blutverdünnenden Medikamenten:

  • Plättchenhemmer (zum Beispiel Acetylsalicylsäure)
  • orale Antikoagulanzien wie Vitamin-K-Antagonisten (zum Beispiel Marcumar)
  • Heparine
  • neue direkte orale Antikoagulanzien (NOAKs)
  • das Medikament Fondaparinux

Worauf muss man achten, wenn man gerinnungshemmende Medikamente einnimmt?

Die Behandlung mit Blutverdünnern kann Leben retten. Doch sie ist teilweise auch kompliziert: Die Medikamente müssen richtig dosiert und die Gerinnungswerte regelmäßig kontrolliert werden. Es gibt ein paar Situationen, bei denen die Einnahme von Blutverdünnern bedacht werden muss:

  • Unvorhersehbare Ereignisse wie zum Beispiel ein Unfall oder eine plötzliche Operation sind problematisch, denn dann bluten die Patienten stärker als gewöhnlich.
  • Steht eine geplante Operation an, müssen die Blutverdünner ein paar Tage vorher abgesetzt werden. Sonst kann aus einer eigentlich harmlosen intraoperativen Blutung eine unstillbare Blutung werden. Der Effekt von zum Beispiel Antikoagulantien kann nicht einfach und schnell ungeschehen gemacht werden.
  • Oft haben Ärzte keine Informationen darüber, ob ein Patient Blutverdünner einnimmt oder nicht. Wird er zum Beispiel nach einem Unfall bewusstlos in die Notaufnahme eingeliefert, kann er nicht nach seinem täglichen Medikamentengebrauch fragen.
  • Viele ältere Patienten nehmen zudem mehrere Blutverdünner ein.

Menschen, die blutverdünnende Medikamente nehmen, sollten daher immer einen Medikamentenpass bei sich tragen. Darin ist festgehalten, warum sie Gerinnungshemmer nehmen, wie diese zu dosieren sind und welche Ärztin oder welcher Arzt zuständig ist. Der Medikamentenpass ist zudem sinnvoll, wenn Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, denn auch die Neben- und Wechselwirkungen steigen mit der Anzahl der Medikamente. Einen Medikamentenpass bekommt man in der Arztpraxis.

Wie vertragen sich Blutverdünner und Alkohol?

Blutverdünnende Medikamente und Alkohol sind keine gute Kombination. Denn Alkohol kann die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflussen, damit wird die Wahrscheinlichkeit zu bluten erhöht. Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, sollten daher keinen oder nur wenig Alkohol trinken.

Welche Nebenwirkungen haben Blutverdünner?

Wie alle Medikamente haben auch blutverdünnende Medikamente Nebenwirkungen. In der Regel wird eine Therapie mit Gerinnungshemmendern aber gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Blutungen, vor allem im Magen-Darm-Trakt
  • Blutung im Gehirn
  • Brechreiz
  • Durchfall
  • Hautausschlag
  • Juckreiz
  • Blutdruckabfall
  • Gelenkschmerzen
  • selten: Nasenbluten, Wundheilungsstörungen, Gewebeschäden, Hautgeschwüre und Haarausfall

Weitere Informationen
Eine Schüssel voller Tabletten, darüber ein Löffel gefüllt mit Medikamenten. © colourbox Foto: -

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